Conan-Saga 44 - Conan der Schreckliche
Oren.
»Das kommt daher, weil du ein blöder, blinder Fleischkloß bist«, sagte Vilken.
»Ach ja? Und du bist dümmer als Hundekot!«
»Ruhe!« ertönten Raseris und Fosulls Stimmen gleichzeitig.
Conan grinste und lief weiter in die Nacht hinein.
Es war gut, daß Dakes magische Kräfte nicht besonders groß waren; denn hätten seine Blicke zu zerstören vermocht, hätte nichts mehr existiert, so weit das Auge sah.
Kreg saß zu Füßen seines Herrn und hielt sich die schmerzende Nase. Die Blutung hatte aufgehört; aber das Gesicht des Manns würde nie wieder so hübsch sein wie zuvor.
»Auf die Beine, du elender Schwachkopf! Wir müssen sie verfolgen.«
Kreg zog sich mühsam am Rad des Wagens hoch, neben dem er saß. »In der Dunkelheit?«
»Im Feuersturm der tiefsten Gehenna, wenn es sein muß!«
Dake blickte Capeya an, der abwartend danebenstand. »Hast du damit auch Schwierigkeiten? Du besitzt ein Viertel des Gewinns an denen, die geflohen sind.«
»Ja, und ich möchte sie zurückhaben. In dieser Gegend gibt es keine Banditen. Wir lassen ein Dutzend Männer als Bewachung der Karawane zurück und nehmen mit doppelt so vielen die Verfolgung auf.«
»Wirst du dich selbst auch beteiligen?«
Capeya grinste. »Allerdings. Ich habe beträchtliche Erfahrungen als Großwildjäger. Ich habe wilde Eber und Büffel erlegt. Menschen sind leichter zur Strecke zu bringen.«
Dake nickte, aber insgeheim stimmte er dem Kaufmann nicht zu. Eber und Büffel waren wilde Tiere, aber sie verfügten nicht über die Verschlagenheit der Menschen. Sie konnten auch keine Speere schleudern oder Schwerter schwingen. Andererseits mußte er nur nahe genug an die Flüchtigen herankommen, um sie wieder unter seine Herrschaft zu bringen. Das nächste Mal wäre er wachsam, bis alle in einem steinernen Gefängnis steckten und genügend Wachtposten sie nicht aus den Augen ließen. Die Flucht war für ihn eine schreckliche Pleite, wahrscheinlich dadurch verursacht, daß er sich von der Sklavin hatte ablenken lassen.
»Wie schnell können wir aufbrechen?« fragte Dake.
»In etwa einer halben Stunde.«
»Gut.«
Während Capeyas Männer sich zur Verfolgungsjagd sammelten, holte Dake einige persönliche Dinge aus dem Wagen. Er besaß noch einige Zauber, die sich als nützlich erweisen könnten. Sorgfältig packte er die magischen Gegenstände ein, die er zur Ausübung dieser Zauberhandlungen brauchte. Wenn nötig, konnte er Kröten herabregnen oder den roten Dämon auftreten lassen. Doch gegen seine früheren Gefangenen würden diese Tricks nichts nützen, da sie wußten, daß es sich nur um Illusionen handelte.
Keine Minute zweifelte Dake daran, daß er die Flüchtigen wieder in seine Gewalt bringen würde. Sie waren zu Fuß unterwegs und schlecht ausgerüstet. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man sie eingeholt hatte. Befanden sie sich erst einmal innerhalb seines magischen Machtbereichs, mußte er aufpassen, daß die wertvolleren Exemplare nicht beschädigt wurden. Dieser Conan war allerdings unbrauchbar für ihn geworden. Der Mann war gefährlich. Er hatte bei der Flucht einen Soldaten getötet und einen schwer verwundet. Je früher dieser Barbar tot war, desto besser!
Nach einer Stunde in der Freiheit hielt Conan lange genug an, um die neuen Gefährten richtig zu begrüßen. Teyle hatte ihrem Vater erklärt, wie sie und die Geschwister in Gefangenschaft geraten waren. Dabei hatte sie Conan von jeglicher Schuld freigesprochen.
Die Freude des Cimmeriers, den Führer der Jatte wiederzusehen, hielt sich in Grenzen. Lieber hätte er den Riesen mit dem Schwert aufgespießt, als ihm die Hand zu reichen. Doch im Augenblick drohte ihm von Raseri weniger Gefahr als von Dake und seinen Schergen.
Vilken stellte den Gefährten Fosull mit großem Stolz als seinen Vater vor.
Natürlich hätte Conan auch die Entführer seiner Kinder gejagt, wäre er in dieser Situation gewesen. Kein Mann, der dieser Bezeichnung wert war, hätte anders handeln können. Dennoch wäre er viel lieber weit weg von allen Riesen und Zwergen gewesen, wenn er die Wahl gehabt hätte.
Aber im Augenblick hatte er keine Wahl. Natürlich konnte er weglaufen. Er war sicher, daß er um die Karawane einen Bogen schlagen und ungehindert weiter nach Shadizar ziehen konnte. Obwohl dieser Capeya in der Stadt anscheinend viel zu sagen hatte, war diese wohl so groß, daß der Cimmerier dort untertauchen konnte. Vielleicht konnte er mehrere Monate oder Jahre dort verbringen,
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