Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
tollkühn und allein, doch immer erfolgreich. Bei seinem letzten Alleingang fiel eine große Stadt wie eine überreife Pflaume in seine ausgestreckte Hand.«
»Du bist ein glattzüngiger Mensch!« erklärte Kthantos. »Kannst du mir ehrlich versichern, daß Conans lange Abwesenheit vom Kriegsschauplatz und abseits deiner Kontrolle unsere Pläne nicht gefährdet?« Aus dem dunklen Teich tauchten jetzt zwei Skelettarme mit rostigen Schwertern auf und kämpften spielerisch miteinander. »Wenn er irgendwo etwas ausspioniert – warum bist du dann nicht bei ihm? Was ist, wenn er doch gefangen oder tot ist? Wie kannst du dich in dem sicheren Glauben wiegen, ihn beschützen zu können – oder ihn zu verraten? Wie willst du den Zeitpunkt wissen, an dem du dich seinem Erzfeind nähern mußt?«
»Gewiß, großer Kthantos, ich muß es zugeben, daß meine Kontrolle über Conan keineswegs absolut ist.« Der Zwerg senkte den Kopf, um diesem Eingeständnis noch mehr Wirkung zu verleihen. »Es ist in der Tat so, daß Conan ein Sklave seines Stolzes und seiner ungezügelten Lust ist. Doch das ist jeder echte König! Seine plötzlichen Launen und Ausschweifungen sind jedoch auch nützlich, um meinen Griff an ihm zu festigen. Wenn ich recht unterrichtet bin, wurde er auf seinem bisherigen Lebenspfad sehr oft durch Frauen auf Abwege geführt. Seine Frau, Königin Zenobia, ist immer eine Bedrohung. Ich versuche sie durch die Hure Amlunia auszuschalten, selbst eine Abenteuerin und Spielerin, und daher leichter einzuschätzen ist. Doch jetzt ist ein neues Weibsstück aufgetaucht, eine Königin aus dem feindlichen Lager. Sie heißt Yasmela. Wie groß ihre Rolle ist oder sein wird, kann ich noch nicht sagen. Aber die Sache gefällt mir ganz und gar nicht. Um sie zu befreien, ist Conan bei Nacht und Nebel losgeritten und ...«
»Würde es deinen Plänen helfen, wenn ich dir sage, daß diese Yasmela die Mutter von Prinz Armiro ist?« unterbrach ihn Kthantos.
»Ach wirklich? Dann ist es ja noch schlimmer, als ich gedacht habe.« Delvyn sank auf ein Knie und blickte betroffen in den Teich, dessen dunkle Oberfläche jetzt spiegelglatt war. »Verzeih mir, unsterblicher Gebieter! Ich habe deine große Weisheit nicht genügend gewürdigt.« Der Zwerg senkte schuldbewußt den Kopf. »Ich flehe dich an, erhabener Kthantos, wenn deine Macht so weit reicht, um dieses Wissen zu erlangen, könntest du dann nicht auch diese Macht einsetzen, um die Ereignisse dieser irdischen Welt zu beeinflussen? Falls unser Champion tatsächlich noch lebt, könntest du ...«
»Conan lebt. Darin hast du recht gehabt.« Die Stimme aus der Tiefe klang ruhig und nicht vorwurfsvoll. »Obgleich die Prinzregentin Yasmela eine zärtliche Mutter ist, hegt sie doch erstaunlicherweise äußerst liebevolle Gefühle für den Erzfeind ihres Sohnes. Um auf deine Frage zu antworten: Ja, ich kann die Ereignisse dieser Welt beeinflussen. Ich sagte dir doch schon früher, daß ich über die Macht verfüge, zu töten.«
»Dann setze sie ein, o Gebieter! Töte dieses Weib Yasmela. Sie könnte unvorstellbaren Schaden anrichten und zu einer Bedrohung für deine Pläne und deine Wiederauferstehung als Gott sein!«
»Genug! Ich werde deine Bitte erfüllen. Doch nicht sofort. Es ist schwierig, so weit hinauszugreifen und ein Leben zu vernichten. Doch wie du siehst, nehmen meine Kräfte von Tag zu Tag zu. Lange brauchst du nicht zu warten.«
»Und diese Zenobia auch, unsterblicher Kthantos! Eigentlich wollte ich dich nicht darum bitten, doch wenn ich recht überlege, könnte der Tod der einen Frau den Einfluß Zenobias stärken, was ebenfalls ungünstig wäre.«
»Nein, nein, was bist du doch für ein gieriger kleiner Teufel! Was für eine Freude am Tod anderer! Doch obgleich ich ein überaus freigebiger Gott bin, darfst nicht so viele Dinge gleichzeitig von mir erbitten! Den ersten Gefallen will ich dir tun, doch was den anderen betrifft ... nun, da müssen wir abwarten.«
K APITEL 12
Straßen der Eroberung
In den folgenden Tagen und Wochen wurden an den Höfen Hyborias überall Klagen über den Fall von Königen laut. Man bangte um Verbündete. Von den Herbergen bis zu den Bauernhöfen und Herrensitzen hörte man nur ein furchtbares Wort. Es verbreitete sich nach Norden und ins innere Land schneller als grüne Knospen im Frühjahr kommen. Das Wort lautete: Krieg!
Grund genug für diese Angst bestand; denn Aquilonien und Koth feindeten sich über dem ausgebluteten
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