Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
während unsere wahren Verbündeten anfangen, uns zu mißtrauen.«
»Wahre Verbündete?« fragte Conan und runzelte finster und gebieterisch die Stirn. »Was für Verbündete haben wir denn außer diesen Marionetten wie Halk und Lionnard?« Er sprach laut, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wer zuhörte. »Hat irgendein hyborischer König mir seine Hilfe gegen die Bedrohung durch den Kother Armiro angeboten? Argos hat sich vornehm zurückgehalten, bis der Schuft sie angegriffen hat. Und jetzt ist auch Zingara bereit, die Farben zu wechseln. Die edlen Herren in Corinthien wollen nicht mit mir gegen den Schurken kämpfen, ja, sie weigern sich sogar, mir sicheres Geleit durch ihr Land zuzusichern, damit ich Armiro angreifen kann! Sie drohen, mit ihren Nachbarn ein Schutzbündnis zu schließen, falls ich dennoch einmarschiere!«
Unwirsch schob der König den Humpen beiseite, den Amlunia ihm wieder gereicht hatte. Dabei spritzte Schaum auf ihr Wams. Ihre laut vorgebrachte Beschwerde lenkte ihn einen Moment lang ab. »Die Lords von Hyborien sind alle Verräter und Schurken«, fuhr er dann fort. »Aber eines Tages werden sie im Staub vor mir knien!«
»Zweifellos, wenn Ihr es so wünscht, Majestät.« Publius trat unruhig vor Conan hin und her. »Doch bis das geschieht, Sire, möchte ich vorschlagen, daß wir sie uns als Freunde erhalten. Verzeiht, Majestät, aber wenn Ihr Euren Hofsänger Lieder über die Eroberung der Welt vortragen laßt und so großartig auftretet, schafft das Aquilonien keine Freunde.«
»Blödsinn!« erklärte der König. »Ich bin kein Diplomat mit honigsüßem Maul und verberge meine wahren Absichten nicht!« Unwillig über den Tadel des Kanzlers, zog Conan Amlunia noch enger zu sich. Wie ein stygisches Kätzchen machte sie es sich auf seinem Schoß bequem. »Laß dir gesagt sein, Publius: Wenn ich zu meinem Ziel aufbreche, lasse ich mich von keinem Menschen und von keiner Nation davon abhalten. Niemand und nichts darf sich mir in den Weg stellen, den ich gewählt habe!«
»Ihr würdet demnach auch Eure Nachbarn offen angreifen, ohne abzuwarten, bis sie untereinander zerstritten sind?« Publius war von dieser Vorstellung so abgestoßen, daß er sogar die respektvolle Anrede wegließ. Doch Conan bemerkte das offenbar gar nicht.
»Wenn ich bereit bin, fremde Reiche zu ernten, werden sie unter meinem Schwert wie reife Ähren fallen!« Die eisblauen Augen des Königs funkelten wütend. Doch gleich darauf verfiel er in eine nachdenklichere Stimmung. Nach kurzer Pause sagte er: »In letzter Zeit läßt mich ein Gedanke nicht mehr los, Publius. Wie kann ich bis jetzt so viele Strapazen durchgestanden und so viele Gefahren überlebt haben, wenn ich von den Göttern nicht für einen ganz besonderen Zweck ausgewählt bin? Ich stelle mich den Feinden in der Schlacht, biete mich ihren Klingen dar, tanze auf ihren Verteidigungsanlagen und trage kaum einen Kratzer oder einen blauen Fleck davon! Was meinst du? Wenn Crom und Mitra mir in der Vergangenheit so ihre Gunst gezeigt haben, dann verdanke ich doch auch mein Glück und all diesen Reichtum hier nur ihnen, oder?« Nachdenklich strich er sich übers Kinn. »Hm, vielleicht hat Delvyn recht, wenn er behauptet, daß in mir auch etwas von einem Gott steckt. Wahrlich, ich habe so viele Dämonen und Halbgötter im Leben getötet, daß es kein Wunder wäre, wenn ich dabei auch einen Hauch von Göttlichkeit in mich aufgesogen hätte.« Wieder machte er eine Pause und dachte so angestrengt nach, daß er die Stirn in Falten legte. »Da niemand mir absprechen kann, daß ich über diese große Macht verfüge, die ich habe – und die eigentlich der eines Gottes gleichkommt, auch mein Ruhm kann sich sehen lassen – wäre es doch töricht, wenn ich mich nicht für ewige Zeiten so groß machen würde. Wo steht geschrieben, daß ein Mann unbedingt tot sein muß, um ein Gott zu werden?«
»Vergiß nicht, alter Graukopf, daß du vor einem großen König stehst!« rief Delvyn vom Kamin herüber. »Wann konnte der Rat einer zahmen alten Maus je einen Löwen beeinflussen? Männer wie Conan der Halsbrecher lassen sich von den Gesetzen normaler Sterblicher nicht in Fesseln legen! Große Männer begehen große Verbrechen! Sie werden geehrt, weil sie die Gesetze fürs gemeine Volk brechen und ummodeln!«
Der Hofnarr sprach mit einer für ihn uncharakteristischen Eindringlichkeit und ohne jeden Anflug von Spott. Alle in der Halle hörten atemlos zu, als er mit seiner Tirade
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