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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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sein Wissen preiszugeben.
    Aus dem Vorraum drangen laute Klageschreie und Schluchzen zu Livia. Manche Wunden konnte selbst Kyros nicht heilen. Weder konnte er die Toten wieder zum Leben erwecken, noch das Leid derer lindern, deren Liebste unter Decken im Weinkeller lagen.
    Eine von Livias Dienerinnen sprach jetzt beruhigend auf die weinenden Frauen ein. Beide Zofen hatten diesen zweiten Angriff weit besser überstanden als den ersten und gingen den anderen Frauen – und einigen Männern – mit gutem Beispiel voran.
    Livia nahm sich vor, für beide bald eine gute Heirat zu arrangieren. Sie machte sich keine Illusionen, daß viele ihrer Dienerinnen als Ehefrauen sehr begehrt waren. Für ihr neues Haus würde sie eine Zofe brauchen, zwei Köchinnen, ein paar Pferdeburschen und Gärtner. Damit konnte sie zur Not auskommen. Und Reza? Er konnte jederzeit Archont werden ...
    Die Dienerin hörte auf zu sprechen. Livia zog die Hausrobe enger über das Nachthemd, als jemand an die äußere Tür klopfte. Sie hörte eine vertraute tiefe Stimme, dann die ebenfalls vertrauten, raubkatzengleichen leisen Schritte.
    »Guten Morgen, Hauptmann Conan.«
    Der Cimmerier schaute zum Fenster. Die Morgendämmerung färbte den Himmel bereits grau. »Guten Morgen, Mylady. Wir sind mit den Gefangenen fertig.«
    »Hast du ... war es schwierig, sie zum Reden zu bringen?« Das Wort ›Folter‹ brachte sie nicht über die Lippen. Sie verachtete sich für diese Schwäche, zumal der Cimmerier es mit Sicherheit auch tat. Ihr lag sehr viel daran, daß er eine gute Meinung von ihr hatte.
    »Crom, natürlich nicht!« antwortete Conan, ehrlich erstaunt. »Mir hat keiner beim Kampf gestern nacht den Verstand geraubt. Nie würde ich argossische Bürger foltern. Auch wenn die wenigsten Argos zur Ehre gereichen, Mylady. Dennoch ...«
    Livia holte tief Luft. »Wenn du sie nicht gefoltert hast ...«
    »Was wir gemacht haben? Ganz einfach. Ich habe sie vor die Wahl gestellt, entweder als Eunuchen zu sterben oder vollwertige Männer zu bleiben, aber dann müßten sie reden, und zwar schleunigst. Danach ließ ich einen Gefangenen in einen Raum bringen, wo ich einen Mann hatte, der alles mögliche imitieren kann. Ich ließ meinen Mann brüllen, als würde er gerade kastriert. Inzwischen hatte ich mir von einem Toten seinen ... na ja, das geholt, was er nicht mehr brauchte. Nachdem mein Mann sich heiser geschrien hatte, zeigte ich den Gefangenen mein kleines Pfand. Danach wollten alle auf einmal reden.«
    Livia wollte den Teller festhalten, aber er entglitt ihren Fingern. Fisch und Öl landeten auf dem Teppich. Conan kniete sofort nieder und hob alles auf. Als er ihr den Becher mit dem Wein reichte, berührten sich ihre Hände. Livia hatte das Gefühl, als schösse bei dieser kurzen Berührung ein Feuerstrahl durch ihren Arm bis in die Kehle, so daß sie nicht zu sprechen vermochte.
    Sie schluckte. »Sie haben also geredet«, sagte sie schließlich. »Und was haben sie dir erzählt?«
    Conans Bericht war knapp, aber er ließ nichts Wichtiges aus. Dann sah Livia, wie seine breiten Schultern sanken, und sie roch den Schweiß und das getrocknete Blut – mit Sicherheit das der Feinde. Da wurde ihr klar, daß selbst dieser eisenharte Cimmerier erschöpft sein konnte.
    »Ach, Conan, ich kann nur danke sagen, obgleich diese Worte niemals ausreichen. Sobald ich wieder klarer denken kann, werde ich eine bessere Belohnung für dich und deine Männer finden.«
    »Doch jetzt müssen wir den Palast für den Besuch von Lady Doris und Lord Harphos herrichten und ...«
    Conan unterbrach sie, indem er sich räusperte. Livia runzelte bei dieser Unterbrechung die Stirn.
    »Verzeiht mir, Lady Livia, aber meiner Meinung nach solltet Ihr einen Boten zum Haus Lokhri senden und bitten, den Besuch noch zu verschieben – zumindest bis morgen. Übermorgen wäre noch besser.«
    Livia gab sich Mühe, nicht zu ungehalten zu klingen, doch der Ausdruck im Gesicht des Cimmeriers verriet ihr, daß ihr das nicht gelungen war. Conan war unnachgiebig und konnte sich festbeißen wie ein Bullterrier.
    »Ich weiß, daß es hilft, wenn wir sie in dem Glauben lassen, daß uns nichts erschüttern kann. Aber unsere Männer brauchen Ruhe. Ihr braucht Ruhe! Wir müssen den Palast und das Gelände durchsuchen. Vielleicht hat sich jemand unter der Erde versteckt. Es könnte aus Angst sein oder mit böser Absicht. Angenommen, er springt plötzlich heraus und stößt Harphos einen Dolch in die Brust?«
    Livia

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