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Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer

Titel: Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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nickte. Am liebsten hätte sie den Kopf auf die Brust sinken lassen und ihn nie wieder erhoben. »Aber ... Lady Doris wird ihr Wissen über die Vorgänge hier benutzen.«
    »Soll sie doch!« stieß Conan hervor. »Ich zeige ihr gern die Leichen! Vielleicht bekommt sie dann so große Angst, daß sich ihre Zunge löst. Sie hat etwas an sich, was den Feind zu der Annahme verleitete, daß wir glauben könnten, sie wollte Euch entführen. Ich erführe gern, was dieses Etwas ist.«
    Conans Worte klangen sehr vernünftig, aber irgendwie kamen sie aus weiter Ferne, so als säße Livia auf dem Grund eines Brunnens, und der Cimmerier stünde oben am Rand. Sie spürte seine Augen. Dann trat er vor und schloß sie in seine starken Arme. Er umarmte sie jedoch nicht wie ein Mann eine Frau umarmt, sondern hob sie hoch und legte sie aufs Bett, als sei sie ein krankes Kind. Fürsorglich legte er ihr das Gewand über die Beine.
    Irgendwann mußte er dabei ihre Zofen gerufen haben; denn beide kamen herein. Die ängstlichen Gesichter waren das letzte, woran Livia sich noch erinnerte – und daß sie leise sagte: »Schick den Boten, Conan. Lady Doris kann warten ...«
     
    Conan sah zu, wie die Karawane des Hauses Lokhri das Tor des Damaos-Palasts passierte. Er hätte Lady Doris gern einen Monat später erst gesehen. Ihre Männer würden wie eine Affenherde durch das gesamte Gelände schwärmen. Nach ihrem Abzug würden Spuren des nächtlichen Angriffs vor zwei Nächten so schwierig aufzufinden sein wie Knochen von Atlantis.
    Conan und Reza hatten alle möglichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Wer auch immer aus dem Haus Lokhri umherschlenderte, sollte verfolgt werden, natürlich aus sicherer Entfernung. Ansonsten würde man die Gäste mit allem, was Küche und Weinkeller hergaben, königlich bewirten und sie in Bewegung halten. Vielleicht konnte man bei dem einen oder anderen die Zunge lösen.
    Keiner würde merken, daß vor kurzem noch im Palast ein erbitterter Kampf stattgefunden hatte. Alles, was kaputt gegangen war, hatte man entweder repariert oder entfernt. Jeder Winkel, in dem sich ein Meuchelmörder hätte verstecken können, war durchsucht worden.
    »Wir haben unser bestes getan. Die Götter sind unsere Zeugen«, sagte Conan zu Reza, als sie vor dem Schlafengehen – kurz vor Sonnenaufgang – bei mit Wasser vermischtem Wein und Gerstenkuchen saßen. »Wenn uns die Götter gewogen sind, belohnen sie uns vielleicht, indem sie Lady Doris' Lippen versiegelt lassen. Wenn nicht, können wir uns zumindest immer noch darauf verlassen.« Er schlug auf den Schwertgriff.
    Ja, der Haushofmeister hatte genickt, aber schmerzlich das Gesicht verzogen. Der Cimmerier fragte sich, ob Reza auf die starke Stellung des neuen Manns in dem Haus, in dem der Iranistani seit Jahren allein geherrscht hatte, eifersüchtig war. Conan hatte schon erlebt, daß das in vornehmen Häusern in Blutvergießen endete.
    Wenn es hier soweit käme, dürfte wohl auch sein Blut fließen. Der einzige, dem das etwas nützte, wäre Lord Akimos. Deshalb nahm er sich vor, die Zunge zu hüten und die Hand vom Schwertgriff fernzuhalten, wenn Reza in der Nähe war. Ja, beides würde er im Kampf gegen die wahren Feinde des Hauses Damaos brauchen.
    Jetzt hatte die Lokhri-Karawane das Tor passiert. Conan sah, wie ein Mann von einer Stute abstieg, deren vergoldetes Zaumzeug und Sattel beinahe so viel wog wie der Reiter. Der Versuch des Reiters, sich anmutig aus dem Sattel zu schwingen, endete peinlich mit einer Landung im frischen Mist auf einem Rosenbeet. Er gewann seine Würde auch nicht wieder, als er mit den schmutzigen Kleidern tolpatschig aufstand.
    Lady Livia trat vor und stellte sich neben Conan. Sie trug ein Gewand aus weißer Seide mit blaßrosa Borte und einer Schärpe derselben Farbe. Es war so schlicht und dennoch so schön, wie Gold ohne Juwelen schön sein kann, und brachte ihre Größe und anmutige Figur hervorragend zur Geltung.
    Conan fand, daß Livia eigentlich aus einem königlichen Geschlecht stammen und über ein mächtiges Reich herrschen sollte. Für diese Krämerstadt, unter den Schreiberlingen mit tintenverschmierten Fingern, war sie viel zu schade.
    »Ich grüße euch, Lady Doris und Lord Harphos«, sagte Livia. »Verzeiht meine gestrige Botschaft und unsere bescheidene Gastlichkeit heute. Aber wir hatten ein paar kleinere Probleme.«
    Lady Doris öffnete den Mund, vermochte jedoch mit den roten Lippen kein Wort zu formen. Ihr Gesicht hatte feine Züge,

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