Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Conan fort. »Oder ich nehme ein paar meiner besten Männer und statte ihm einen weniger formellen Besuch ab. Dabei würden wir wahrscheinlich mehr erfahren.«
Reza schüttelte den Kopf. »Conan, deine Vorschläge sind töricht. Du würdest durch das Eindringen in Akimos' Palast mehr Gesetze brechen, als ich an beiden Händen abzählen kann. Erstens hast du nicht das Recht, deine Männer außerhalb des Damaos-Palasts zu befehligen, wenn du nicht in die Ränge der Wächter aufgenommen bist ...«
Conan schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Weinbecher tanzten. »Mitra ersäufe diese Wächter in der Jauchegrube! Wie lange dauert es, bis man eintreten kann?«
»Das spielt keine Rolle, Conan«, antwortete Reza.
»Hauptmann Conan«, verbesserte ihn der Cimmerier wütend, »ich habe dir eine Frage gestellt.«
»Die kann ich auch beantworten«, sagte Livia freundlich. »Man muß argossischer Bürger sein oder als Bürger vorgeschlagen sein. Man darf kein Verbrechen begangen haben und in der Lage sein, eine Bürgschaft von fünfzehn Drachmen zu bezahlen.«
Conan fielen im Augenblick keine passenden Flüche mehr ein. Aber sein Verstand arbeitete tadellos. Er leerte den Becher. Reza runzelte die Stirn, aber Livia konnte nur mühsam ein Lächeln unterdrücken. Dann wischte sich der Cimmerier den Mund ab und grinste.
»Na schön, Mylady. Haben die Archonten oder die Wächter gesagt, was wir mit unseren Gefangenen anstellen sollen?«
»Noch nicht.«
»Gut. Warum schicken wir sie dann nicht hinauf ins Holzfällerlager, wo ein gewisser Kaufmannsprinz mich aufgestöbert hat? Ich bin sicher, daß die Holzkaufleute froh sein werden, ein paar neue Männer zu bekommen, um die Stämme zu befördern. Nach einem guten Monat in den Bergen dürften unsere Gefangenen kaum noch die Kraft haben, bei fremden Leuten über die Mauer zu klettern.«
»Akimos wird sie mit Sicherheit freikaufen«, gab Reza zu bedenken.
Conan zuckte mit den Achseln. »Laßt ihn doch! Dann hat er ein paar Drachmen weniger, um Männer anzuheuern oder die Archonten zu bestechen oder was für üble Tricks er sonst plant.«
»Cimmerier, du gehst zu weit, wenn du die Archonten verdächtigst«, sagte Reza empört.
»Nicht so weit wie die Archonten, wenn sie die Ehre unserer Herrin in einen Nachttopf werfen«, antwortete Conan ruhig. »Ich habe noch nie einen Mann getroffen, der nicht bestochen werden konnte.«
»Seid friedlich!« sagte Livia. »Reza, ich möchte, daß du mit unseren Männern die Gefangenen in die Berge bringst. Nimm gute Männer, aber sorg dafür, daß alle, die zurückbleiben, Conan gehorchen.«
Der Cimmerier war sicher, daß der einzige Mann, der ihm nicht gehorchen würde, der Haushofmeister wäre. Wenn der hünenhafte Iranistani nicht auf den Einfluß des neuen Hauptmanns auf seine Herrin eifersüchtig war, dann hatte Conan noch nie im Leben Eifersucht erlebt.
Das war nicht die Eifersucht auf einen Mann als Rivalen im Bett. Reza kannte seinen ›Platz‹ – Argos hatte aus ihm einen guten Diener gemacht. Doch selbst der beste Diener konnte auf jemandem eifersüchtig werden, der so das Ohr seiner Herrin gewonnen hatte wie Conan.
Diese Art Eifersucht würde so sicher zu Dolchstößen in der Dunkelheit führen, wie ein Streit über eine Hure in einer Schenke. Aber bei Kämpfen um eine Hure wartete für gewöhnlich kein Akimos wie ein Schakal auf Beute.
»Mylady«, sagte Conan, »es war nur so ein Gedanke, die Gefangenen in die Berge zu schicken. Und vielleicht kein guter, wenn er bedeutet, daß wir unsere Truppen teilen müßten, obwohl wir keine Ahnung haben, was uns noch bevorsteht.«
»Allerdings«, sagte Reza.
»Der Holzkaufmann hat doch sicher einen Agenten in Messantia, oder?« sagte Livia. »Und dieser Agent ist gewiß berechtigt, Männer und Wachen für sie einzustellen, wenn Leute gebraucht werden.«
Reza wußte, wenn er verloren hatte. Er verneigte sich. »Gewiß doch, Mylady. Ich werde mich erkundigen. Habe ich deine Erlaubnis?«
»Selbstverständlich. Je schneller, desto besser. Ehe derjenige, der die Gefangenen geschickt hat, beschließt, sie zu befreien.«
»Die Befreier werden sich zu ihren Freunden begeben«, sagte Reza. Er lächelte dem Cimmerier zu, als er hinausging, aber das Lächeln reichte nicht bis zu den Augen.
Auf Lady Livias Bitte hin nahm Conan wieder Platz und schenkte sich noch mehr Wein ein. Eins war unbestritten: Die Weine in Argos waren es beinahe wert, die Gesetze von Argos zu ertragen!
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