Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
es wartete noch zu beiden Seiten des Wegs jeweils ein knappes Dutzend Männer. Er hatte keine Befehle erteilen können, aber wenn sie Augen im Kopf hatten, würden sie sich zurückhalten, nachdem sie gesehen hatten, wie es den Kameraden ergangen war. Ja, sie würden sich vom Zauberlicht fernhalten, aber vielleicht nicht außer Schußweite der Pfeile bleiben.
Bei Nacht war es immer riskant, mit Bogen zu schießen. Zu leicht traf man nicht nur den Feind, sondern auch den Freund. Bei den Männern an den Flanken waren hervorragende Bogenschützen, und ein mit Pfeilen gespickter Zauberer war sicherlich kaum noch imstande, Magie einzusetzen.
Der Banditenführer marschierte den Weg weiter bergauf. Nach fünfzig Schritten kam er um eine Biegung. Jetzt konnten der Zauberer und seine Begleiter ihn nicht mehr sehen. Er blieb stehen und suchte eine junge Zeder, die einen trockenen Pfad zurück zu seinen Leuten markierte.
Nach dem grellen Lichtschein waren seine Augen noch nicht wieder auf die Dunkelheit eingestimmt, daher fand er den Baum nicht sofort. Er erwartete jeden Moment, Hufschlag zu hören und das Kampfgeschrei der Eskorte des Zauberers – vielleicht auch Worte, welche weder Göttern noch Menschen bekannt sein sollten, wenn der Zauberer wieder einen Zauberspruch losließ.
Als der Banditenführer endlich die Zeder entdeckte, lief er sofort darauf zu. Verständlich, daß er nicht den handbreiten Spalt sah, der sich über die gesamte Breite des Wegs zog.
Er blieb im Spalt hängen und fiel nach vorn, dabei verletzte er sich an Händen und Knien. Fluchend erhob er sich, doch etwas hielt einen Fuß fest. Etwas, das brannte, doch nicht so mild wie das dämonische Licht. Etwas, das blitzschnell das Fleisch bis auf den Knochen wegätzte und dann auch die Knochen auflöste.
Er schrie auf, als das Brennen die Beine hinaufkroch. Er schrie gellend, als er in den Spalt gezerrt wurde, und er schrie immer noch, bis sich das Brennen zur Brust vorgearbeitet hatte und seine Lunge auflöste.
Als nur noch die linke Hand des Banditenführers übrig war, bebte die ganze Erde. Aus dem Spalt stiegen Rauchwolken in Farben hervor, für die es keine Bezeichnungen gibt. Plötzlich schloß sich die Erdspalte. Nur die Hand des Banditenführers lag noch auf dem geschwärzten Gestein des Wegs. Die Finger waren wie Klauen gekrümmt, die Nägel waren widerwärtig graubraun gefärbt.
Akimos konnte, auch nachdem der Schrei erstorben war, nicht aufhören zu zittern. Noch länger dauerte es, bis er mit trockenen Lippen wieder Worte formen konnte.
»Was war das? «
Skiron zuckte mit den Achseln. »Das wissen nur die Götter, und sie senden mir keine Kuriere.«
»Jetzt ist nicht die Zeit zu scherzen!«
»Verzeih mir, Mylord«, sagte der Zauberer sanft. Zu sanft! dachte Akimos. Er weiß mehr, als er mir sagen will.
»Ich bin sicher, daß die Banditen auf beiden Flanken Männer postiert hatten, die eingreifen sollten, sobald ihre Kameraden uns auf dem Weg in einen Kampf verwickelt hatten. Sogar ein Zauberer kann die Klugheit dieser Taktik verstehen.«
»Skiron!«
»Verzeih. Ich wollte dich nur daran erinnern, daß ich kein Soldat bin.«
»Stimmt. Und ich bin keine Tempelstatue, die eine Ewigkeit geduldig wartet. Was hat da geschrien? «
»Ich wette, einer der Banditen ist neben dem Weg in Treibsand geraten oder auf eine giftige Schlage getreten. Die Sumpfvipern hier sind tödlich. Ihr Gift brennt wie Feuer.«
Das war wahr. Akimos hatte das auch schon gehört. Aber warum war er sicher, daß es nicht die Wahrheit war, nach der er suchte?
Wahrscheinlich war der Grund, daß er Skiron zu lange und zu gut kannte. Außerdem war es möglich, daß es in dieser Nacht in dieser Gegend keine Wahrheit gab – jedenfalls keine Wahrheit, die Menschen als solche sahen.
Lord Akimos rief seine Männer zusammen. Sie legten die Leiche des Feldwebels über sein Pferd und zogen weiter. Währenddessen hatte ein neugieriges Wiesel die Hand des Banditenführers aufgespürt und hineingebissen.
Sekunden später verendete das Wiesel qualvoll. Doch zuvor hatte es den vermeintlichen Leckerbissen vom Weg fortgeschleppt. Lord Akimos' Mut wurde deshalb durch den Anblick der Hand nicht auf die Probe gestellt. Wo vorher der Spalt gewesen war, hätte man jetzt nur geschwärztes Gestein gesehen – und nur dann, wenn man auf Händen und Knien bei Licht gesucht hätte.
Akimos, Skiron und die Soldaten ritten darüber hinweg, ohne etwas zu bemerken. Nur ein seltsam scharfer
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