Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
verdutzten Gesichtsausdruck des Wachpostens. Conan gebot ihnen mit einem scharfen Blick Schweigen. Es näherten sich weitere Wachposten. Ein Hauptmann zu Pferd führte sie über die Brücke.
Als der Hauptmann vor dem Cimmerier angelangt war, hob Conan die Hand zum offiziellen Gruß. »Ehre und Ruhm, Hauptmann! Mit wem habe ich die Ehre?«
»Helgios, Sohn des Aranthes, Brückenhauptmann bei den Wächtern von Ossertes, grüßt dich – äh?«
»Er sagt, sein Name sei Conan«, erklärte der Wachposten.
Die schwarzen Brauen des Cimmeriers trafen sich auf der Stirn. Der Soldat wich vor dem drohenden Blick sofort zwei Schritte zurück. »Ich pflege stets die Wahrheit zu sagen, Hauptmann Helgios.«
»Ich ebenfalls, Hauptmann Conan«, sagte Helgios. »Und deshalb werde ich dir gleich noch mehr Wahrheit sagen. In Argos ist kein Platz für Freie Söldner. Schon gar nicht, wenn bei uns Friede herrscht, und höchst selten, wenn wir uns im Krieg befinden. Solange die Wächter ihre Pflicht erfüllen ...«
Nach Helgios' weitschweifigen und ausführlichen Erklärungen wußte Conan auch nicht mehr, als ihm bereits bekannt gewesen war. Er hörte, wie seine Männer hinter ihm leise murrten. Er verschränkte die Arme über der breiten Brust.
»Nun denn, Hauptmann Helgios«, sagte er. »Ist es uns jetzt gestattet, Argos zu betreten, um uns nach irgendeiner anderen Arbeit umzusehen, welche in den Augen der Götter und Menschen ehrlich und gesetzlich ist?«
»Ihr dürft hinein, ja, wenn ein Bürger von Argos für jeden von euch bürgt, damit ihr nicht zu Bettlern oder Dieben werdet.«
»Hauptmann«, sagte Conan mit einem Ton, als spräche er zu einem Kleinkind. »Nur wenige meiner Männer sind jemals in Argos gewesen und kennen auch keine Bürger von Argos.«
»Und schon gar keine, die eine Bürgschaft stellen würden«, ergänzte Helgios. »Die Männer von Argos haben besseres zu tun als Gold für ungewaschene Cimmerier und deren abgerissene Bettlerschar hinauszuwerfen.«
Ohne sich umzudrehen, gebot Conan seinen ärgerlich murrenden Männern mit einer herrischen Geste Schweigen. Er hatte die Bogenschützen gesehen, die auf den Brückentürmen und auf der anderen Seite des Khorotas postiert waren. Es bedurfte zwar nur eines Befehls, und dieser aufgeblasene Hauptmann würde mitsamt seinen Soldaten die Fische füttern, doch würden die Sieger nicht so lange leben, um ihren Erfolg zu genießen.
Der Cimmerier war froh, daß er vier erfahrene Männer in den Büschen am ophirischen Ende der Brücke versteckt hatte. Sie konnten alles sehen und hören und würden den Bericht über das Schicksal seiner Truppe an alle anderen Freien Söldner weitergeben, die ebenfalls in Argos Zuflucht suchen wollten. Das war das mindeste, was Conan seinen Mitkämpfern schuldete, die flohen vor den Schergen des Adlers, die bereit waren, jeden aufzuspießen.
»Allerdings sind Männer wie ihr, die ihr als freie Söldner gewiß nicht schlecht gelebt habt ...« Helgios gelang es, keine Miene zu verziehen. »Ja, gewiß seid ihr nicht so arm, wie ihr zu sein vorgebt. Das Gesetz gestattet auch, daß ihr selbst die Bürgschaft entrichtet.«
»Ach, in der Tat, ist das so?« Conan konnte einen Mann, der auf Bestechung wartete, eine Meile gegen den Wind riechen. Im Vergleich zu diesen Kerlen roch ein Misthaufen wie ein Rosenbeet. Doch schadete es nie, sich nach dem Preis des Manns zu erkundigen.
»Wie hoch ist denn die Bürgschaft?«
»Pro Mann zwei Drachmen, für dich vier – ohne das Recht, eine Klinge mitzuführen. Solltest du deinen Stahl mitnehmen wollen ...«
»Sehen wir etwa wie Mörtelträger aus?« rief einer aus Conans Truppe empört. »Bewege deine Zunge etwas schneller, du lächerlicher Hauptmann, sonst reiße ich sie dir heraus. Das schwöre ich bei Erliks Messinghammer!«
»Schweigt!« rief Conan. Dann blickte er Helgios scharf an. »Ich möchte nicht so übel sprechen wie dieser Mann, Hauptmann Helgios, doch ...?«
»Sieben Drachmen pro Mann. Fünf ans Schatzamt und zwei in die Kasse des Hauses der Wächter. Ich habe das Recht, für das Haus zu kassieren.«
Conan verschluckte das Lachen, was einigen seiner Männer nicht gelang. »Du mußt glauben, daß die Luft in Argos Nektar und das Wasser süßer Wein ist, sonst würdest du nicht von ehrlichen Männern so viel verlangen, um sie ins Land zu lassen.«
»Argos ist ein friedliches Land, und wir sind fest entschlossen, daß es auch so bleibt«, entgegnete Helgios ungerührt.
»Nun, dann gibt
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