Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
sagte das mit der Verachtung einer bessergestellten Kurtisane. »Er litt unter allen möglichen Krankheiten und wollte sich angeblich mit jemandem treffen, der eine Zauberkur kannte, aber der Mann hat ihn statt dessen getötet.«
»War es Maxio?«
Delia zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Mir ist es auch gleich, wenn er ihn umgebracht hat. Ich wüßte allerdings keinen Grund. Aber er bespricht nicht alles mit mir.« Sie musterte den Cimmerier noch mal abschätzend. »Genausowenig erzähle ich ihm alles.«
In diesem Augenblick hatte Lisips Rotte genügend Mut gesammelt und griff die kleine Söldnerabteilung an. Waffenklirren erfüllte die Luft. Wut- und Schmerzensschreie. Männer sanken blutüberströmt zu Boden. Die Söldner hielten ihre Linie. Die meisten von Lisips Männern fuchtelten wirkungslos mit ihren Schwertern in der Luft herum. Sobald ein Lisip-Anhänger sich einen Weg durch die feindliche Linie bahnen wollte und einen Gegner glücklich niedergemacht hatte, rückte sofort der Mann aus zweiter Reihe nach und schlug ihn zurück.
»Mit so vielen Männern könnten sie leicht eine Flanke packen«, meinte Conan und nahm noch eine Handvoll Nüsse. »Sie sind zahlenmäßig so überlegen, daß sie ihre Unfähigkeit wettmachen könnten. Aber aus Feigheit traut sich keiner.«
»Genau richtig«, sagte Delia. »Alle in der Stadt fürchten Ermaks Ruf. Seit er hergekommen ist, hat er zehn Männer im Zweikampf getötet und wer weiß wie viele bei Massenkämpfen.«
Jetzt erschallte zum ersten Mal Ermaks Stimme. »Vorwärts, Männer!« Sofort rückte die zweite Reihe in die Lücken der ersten. Diese Männer waren frischer und führten die Waffen angriffslustig. Mit beinahe jedem Schlag versetzten sie dem Gegner tiefe Wunden, ohne selbst größere Schäden davonzutragen.
»Jetzt dauert's nicht mehr lange«, erklärte Delia. »Lisips Abschaum hat keine Standfestigkeit.«
Conan sah, wie sich die Männer von Lisips Schar ganz hinten langsam aus dem Staub machten. Sie wollten nicht wie Feiglinge davonrennen, aber die Lust am Kämpfen war ihnen offensichtlich vergangen.
»Alle vorrücken!« rief Ermak. Jetzt bildeten seine Mannen eine einzige Schlachtlinie. Die Söldner marschierten los. Bei jedem Schritt teilten sie tödliche Streiche aus. Das war für Lisips Rotte zuviel. Sie ergriff die Flucht.
Ermaks Söldner verfolgten sie bis zum Rand des Platzes. Dort blieben sie auf Befehl ihres Anführers stehen, dann zogen sie lachend ab und wischten die blutigen Klingen ab. Mehrere Zuschauer klatschten und jubelten. Auf dem Pflaster lagen sieben Tote und Verletzte. Einige weniger schwer Verletzte schleppten sich von dannen. Allesamt Lisips Leute. Von Ermaks Männern waren einige leicht verwundet, doch keiner brauchte Hilfe, um zu gehen.
»Matte Sache«, meinte Delia. »Nach einem guten Kampf habe ich schon an die vierzig Tote auf dem Platz und auf den Straßen gesehen.«
Der Cimmerier war zufrieden. Es war unterhaltsam gewesen, und er hatte viel über die Stärken und Schwächen der beiden Banden gelernt. »Du sagst, Bombas sei einer von zwei Männern, die behaupten, sie besäßen die Stadt. Wer ist der andere?«
Delia zeigte zur Nordseite des Platzes auf ein großes palastähnliches Herrenhaus mit eisenspitzenverzierten hohen Mauern. »Der Mann, der dort wohnt. Er heißt Xanthus. Ihm gehört die Silbermine, nun, eigentlich hat er sie von der Krone gepachtet. Er ist bei weitem der reichste Mann in Sicas, und wie alle Männer dieser Sorte, kann er den Hals nicht voll genug kriegen. Wegen seiner Schwierigkeiten mit der Minenarbeitergilde hat der Bandenkrieg angefangen.«
Endlich erfuhr Conan den Grund für diese gesetzlosen Umtriebe. »Die Minenarbeiter? Wieso?«
»Die Minenarbeiter hatten eine lange Auseinandersetzung mit Xanthus. Sie sind mehrmals auf den Platz marschiert und haben vor seinem Haus demonstriert. Dabei haben sie geschrien und Hämmer und Spitzhacken geschwungen. Schließlich verweigerten sie ganz die Arbeit.«
»Worüber haben sie sich beschwert?«
Delia zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Lohn oder Arbeitsbedingungen in der Mine oder so was. Ich habe mit Männern, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, nichts zu schaffen, denn dann stirbst du alt und arm.«
»Warum hat Xanthus nicht Hilfe beim König gesucht, wenn die Mine der Krone gehört?«
»Weiß ich nicht. Aber er hat's nicht getan. Statt dessen ist er nach Ophir gegangen, wo sich der Bürgerkrieg seit Jahren dahinschleppt,
Weitere Kostenlose Bücher