Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Parfüm. Deshalb habe ich bei den Parfümhändlern nachgefragt und auch den Laden gefunden, wo sie vor ein paar Tagen Parfüm gekauft hat. Auch andere Händler haben mir versichert, sie gesehen zu haben. Es gibt in dieser Stadt nicht viele Mädchen aus guter Familie mit tarantischem Zungenschlag.«
»Ja, sie dürfte auffallen«, pflichtete der Cimmerier ihr bei. Er war auf sich wütend, weil er seine Handlungen vor diesem Weib rechtfertigte, als hätte sie irgendeinen Anspruch auf ihn. Aber Brita wirkte so verletzlich und war so tapfer und hoffnungsvoll, daß er sie irgendwie mochte. Plötzlich sah er drei Männer entschlossenen Schritts auf ihn zumarschieren.
»Geh zurück in die Herberge«, sagte er zu Brita. »Wir reden heute abend.«
»Was ist los?« Sie folgte seinem Blick.
»Ich werde gleich von der königlichen Obrigkeit ausgequetscht«, erklärte er. »Es ist am besten, wenn du ihre Aufmerksamkeit nicht erregst.«
»Ich verstehe. Wir unterhalten uns dann später.« Sie ging, und nur wenige Sekunden später waren die drei in Hörweite. Der eine war ein Hüne mit brutalen Zügen und schwarzem Fell, das durch die Schnüre seines Wamses herauswucherte. Die anderen waren kleiner und trugen das Gewand und die Abzeichen Zingaras. Am Gürtel des Riesen baumelte ein dicker Knüppel, dessen Spitze mit Eisen beschlagen war. Seine Gefährten trugen ärmellose Kettenhemden und Krummschwerter. Alle drei wirkten, als könnten sie mit Waffen umgehen.
»Komm mit«, sagte der Hüne. »Der Statthalter des Königs möchte dich sprechen.«
»Irgendein bestimmter Grund, warum ich mitkommen soll?« fragte Conan. »Ich habe in dieser Stadt nichts getan, das gegen das Gesetz verstößt.«
»Wenn du nicht mit uns kommst, leistest du Widerstand gegen einen Befehl des Statthalters – und das ist gegen das Gesetz«, erklärte der Hüne.
»Stehe ich unter Arrest?« fragte Conan und hielt die Hand dicht am Schwertgriff.
»Er möchte nur mit dir reden«, antwortete der Mann in gelangweiltem Ton. »Mach bloß keine Schwierigkeiten.«
»Nach dir«, sagte der Cimmerier und folgte dem Hünen. Die beiden Zingarer gingen hinter ihm. Sie überquerten den Platz, wo ein Säuberungstrupp die Leichen auf Karren lud und mit Lappen das Blut wegwischte. Leichenfledderer hatten sich bereits die Waffen der Toten angeeignet.
Conan folgte dem Hünen die Stufen zum Hauptquartier des Statthalters hinauf. Oben stützten sich zwei Posten auf ihre Hellebarden, als brauchten sie unbedingt Halt. Der eine hatte ein krummes Bein, der andere nur ein Auge. Mit dem verbliebenen Auge blinzelte er. Offenbar war dieser Augapfel auch nicht ganz in Ordnung. Conan fiel auf, daß – abgesehen von seiner Eskorte – alle Männer des Königs, die er bis jetzt gesehen hatte, fett, ältlich oder körperlich irgendwie schwach waren. Er fand es seltsam, derartige Typen als Soldaten zu rekrutieren, aber zweifellos paßte es, da in dieser Gegend alles im argen lag. Er dachte zurück an den schlechten Zustand der königlichen Straße, auf der er hergeritten war. Und diese Jammergestalten als königliche Garde waren ein weiterer Beweis, daß der König seinen Einfluß verlor.
Man führte ihn in eine Schreibstube mit nahezu königlichen Ausmaßen. Ein Mann hinter einem ebenfalls imposant großen Schreibtisch blickte auf. Der Mann war ziemlich fett, so daß sein Dreifachkinn über den engen Kragen der bestickten Tunika fiel. Die Falten über dem Gürtel wirkten wie ein Wasserfall. Seine Haut war grau, und die kleinen braunen Augen funkelten hinter solchen Fettpolstern, daß sie Brustwehren glichen.
»Hier ist der Fremde, Euer Exzellenz«, meldete der Hüne.
»Gut, Julus. Du, Barbar, tritt näher.« Er winkte mit dem behandschuhten Finger. Über den Handschuhen trug Bombas an jedem Finger einen Ring. An den Daumen funkelten große Siegelringe.
Der Cimmerier trat vor. »Ja?«
»Ich habe beobachtet, wie du dir vorhin den Kampf angeschaut hast«, sagte der Statthalter.
»Ich habe auch beobachtet, daß du ebenfalls zugeschaut hast«, erklärte Conan.
Farbe stieg dem Statthalter ins Gesicht. »Was schert es mich, wenn der Abschaum der Stadt sich gegenseitig abschlachtet? Ich weine keinem eine Träne nach. Aber es geht mich sehr wohl etwas an, welche neue Schurken meine Stadt heimsuchen. Auf Anhieb sah ich, daß du Cimmerier bist. Ich war als junger Offizier in Gunderland und kenne deine Rasse. Ihr seid allesamt Unruhestifter, und es gibt immer noch einige unter uns, die
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