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Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr

Titel: Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Rand des mit Blei beschlagenen Dachs lag fünf Fuß unterhalb des Fensters. Er reckte den Hals und schaute nach oben. Das vergitterte Fenster des Mädchens lag unmittelbar über ihm. Er lachte. Sie hatten Angst, Rietta würde sich hinausstürzen? Nein, sie befürchteten, sie könnte fliehen.
    Hinter dem Tempel lag der Platz jetzt friedlich im Licht des Monds. Rechts trennte eine schmale Gasse den Tempel von Xanthus' Haus. Links stand ebenfalls ganz nahe ein großes Gebäude. Ein öffentliches Theater, wie Conan sich erinnerte. Es stand, wenn gerade keine Vorstellung stattfand, mit Sicherheit leer. Man hatte es wie viele andere Prachtbauten in Sicas während der kurzen Jahre des Wohlstands errichtet. Leichtfüßig sprang Conan auf das Tempeldach. Aus den Oberlichtern hörte er den monotonen Gesang der Gläubigen. Weihrauchdüfte zogen herauf, während er so trittsicher wie die Bergziegen seiner Heimat über das Dach lief.
    Die Gasse zwischen Tempel und Theater war so schmal, daß er mit einem weiten Schritt auf das breite Sims im zweiten Stock des Theaters gelangte. Die Fassade zierten viele Halbreliefs. Der Cimmerier kletterte mühelos über sie hinweg aufs flache Dach und trat an den Rand. Ebenso wie beim Tempel war die Front des Theaters auf den Platz ausgerichtet. Nach hinten war noch ein weiteres Haus angebaut. Im Westen lag der Tempel, im Osten die Hauptstraße. Conan war sich sicher: Mit einem gewaltigen Satz konnte er die Straße überspringen und das nächste Haus erreichen. Abgesehen vom großen Platz traute er sich zu, beinahe jede Stelle der Stadt über die Dächer zu erreichen. Diese Route war nicht schwieriger als die Straßen und mit Sicherheit viel sauberer.
    Zufrieden mit dieser Erkundung, kehrte Conan aufs Tempeldach zurück. Er blickte nach oben. Nur das Fenster über dem seinen war vergittert. Unter den Fenstern führte in jedem Stockwerk ein schmales Sims um das Gebäude. Vorsichtig trat er auf das Sims unter seinem Fenster und schob sich dicht an der Mauer entlang zur westlichen Ecke. Das Sims bot nur für die Zehen und Fußballen Platz. Es gab auch keine Reliefs wie beim Theater, wo er sich hätte festhalten können. Nur wenige Männer hätten es gewagt, ohne Hilfen die rauhe Mauer hinaufzuklettern, doch Conan war inmitten steiler Bergwände aufgewachsen und kannte keine Höhenangst.
    Die Hausecke war ein Hindernis, da er sich nicht gegen die flache Wand pressen konnte, sondern sich etwas zurückbeugen mußte, um auf die andere Seite zu gelangen. Zum Glück gab es eine Regenrinne zum Festhalten. Die dünne Bronze quietschte unter dem eisernen Griff des Cimmeriers.
    Er schob sich an der Ostmauer entlang bis zu einem hohen Fenster. Dieses führte in das Zimmer mit der roten Tür, zu Oppia und Andollas Wohnung. Vorsichtig zog er an den hölzernen Fensterläden. Sie waren von innen verriegelt. Er spürte jedoch, daß dieser Riegel sehr schwach war.
    Drinnen hörte er ein Geräusch. Sofort zog er die Hand zurück und hielt den Atem an. Jemand schloß die Tür auf. Dann betraten mehrere Personen den Raum. Niemand sprach. Der Lichtschein schimmerte schwach durch die Ritzen der Fensterläden.
    »Du kannst jetzt gehen.« Oppias Stimme. Frommes Gemurmel. Dann wurde die Tür geschlossen. Sie hatte die Jüngersklaven hinausgeschickt.
    »Es ist da!« sagte ein Mann. »Es ist in der Stadt! Ich fühle es!« Der Mann hatte eine tiefe, sonore Stimme, wie ein Schauspieler oder Herold. Jetzt klang sie beinahe jungenhaft begeistert.
    »Woher willst du das wissen?« fragte Oppia unwirsch.
    »Weil es ein magisches Objekt ist und ich derartige Dinge fühle. Wenn man wie ich die Künste studiert hat und in geheime und verbotene Gebiete vorgedrungen ist, ist es nicht schwierig, die Gegenwart einer uralten Quelle gewaltiger Zauberkraft zu erfühlen.«
    »Ach, Andolla, warum mußt du dich dauernd mit diesen Albernheiten abgeben? Wir sind jetzt reich und mächtig. Wir haben Sklaven, die uns jeden Wunsch erfüllen. Die Beschäftigung mit diesen Dingen hat nie gut geendet.«
    »Was tun wir denn Großartiges?« fragte er. »Junge Narren schröpfen, indem wir ihnen jegliche Eigenverantwortung nehmen? Ich bin für Höheres bestimmt.«
    »Aber lieber Mann, wo haben wir je zuvor so eine Stadt gefunden? Hier brauchen wir nicht ständig aus Angst vor den Soldaten des Königs über die Schulter zu blicken.«
    »Aber das kostet uns Unmengen«, widersprach er. »Ein Drittel von allem, was wir einnehmen, geht allein an den

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