Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
erklärte er. »Bist du dabei?« Es war ein schnelles Spiel, wo viel Geld mit einem Wurf gewonnen oder verloren wurde. Der Cimmerier warf ein paar Münzen auf den Tisch.
»Dabei«, sagte er. Der Becher wanderte von Hand zu Hand. Jeder Mann hatte einen Wurf. Conan rollte drei Sterne und einen Dolch. Mittelgut. Die anderen blieben darunter. Er steckte den Gewinn ein und ließ den Einsatz auf dem Tisch liegen.
»Das ist Spinne«, erklärte der mit dem schiefen Hals und nickte dem Tätowierten zu. »Und das Kupfernase.« Er zeigte auf den anderen. »Ich bin Falx der Glückspilz.«
Conan musterte ihn skeptisch. »Für mich hast du anscheinend mehr Pech als üblich gehabt.«
Der Mann grinste und tippte sich an den Hals. »Wenn du ein Hängen überlebt hättest, würdest du dich auch einen Glückspilz nennen.«
»Stimmt«, meinte Conan und schüttelte den Becher. Diesmal hatte er vier Adler, den höchsten Wurf. Die anderen stöhnten. »Die Göttin!« erklärte er triumphierend. Das war der traditionelle Name dieses Wurfs. Er hielt es für ein gutes Omen, daher sprach er von dem wirklichen Grund seines Besuchs.
»Sagt mal, Freunde, wenn ein Mann mit Lisip sprechen möchte – was müßte er tun?« Die Männer musterten ihn abschätzend.
»Erstens müßte er Aufmerksamkeit erregen«, sagte Falx der Glückspilz. »Du hast seit deiner Ankunft in Sicas kaum etwas anderes getan. Ich glaube, der Alte würde dir eine Audienz gewähren.«
»Könntest du das in die Wege leiten?«
»Ich glaube schon. Hört kurz mit dem Spiel auf.« Falx stand auf und humpelte davon. Gehorsam ließen seine Kumpane den Becher stehen. Allerdings schienen sie keinen gesteigerten Wert darauf legen, mit dem Cimmerier zu plaudern. Das war Conan recht. Er trank sein Ale.
Die übrigen Gäste des Drachen kümmerten sich nicht mehr um ihn. Er sah kein rotes Leder. Von Ingas' Männern war demnach keiner da. Auch keiner von Maxios Bande, der an dem Einbruch im Speicher beteiligt gewesen war. Einige Männer trugen Rüstungen. Vielleicht gehörten sie zu Ermaks Rotte. Aber er sah keine bekannten Gesichter.
Nach wenigen Minuten zog Falx sein steifes Bein wieder über den schmutzigen Boden, auf dem Wein und Blut vergossen war.
»Lisip ist oben«, erklärte er. »Du kannst jetzt gleich mit ihm reden.«
Conan stand auf und folgte Falx die Treppe hinauf. Es war gefährlich, aber er war sicher, sich einen Fluchtweg durch Lisips Männer bahnen zu können, die noch unfähiger als die von Ingas waren. Kein Vergleich zu Ermaks Söldnern.
Falx blieb vor einer mit Eisenbändern beschlagenen Tür stehen. Sogar das Guckloch war vergittert. Jetzt musterte ein Auge dahinter die beiden Männer. Dann öffnete sich die Tür.
»Kommt herein!« sagte der Wachposten unfreundlich. Er war ein bulliger Schläger mit verfilztem langen Haar und einer Weste aus geflochtenen Lederriemen, die mit Bronzeknöpfen besetzt waren. Am Gürtel unter dem behaarten Bauch hing ein eisenbeschlagener Streitkolben. Er schloß die Tür hinter ihnen sofort wieder ab.
»Was willst du von mir?« fragte eine Stimme aus dem hinteren Teil des Raums. Der Sprecher saß hinter einem breiten Tisch. Er war sehr groß und muskelbepackt. Der massive kahle Schädel thronte auf einem kurzen Hals fast direkt auf den breiten Schultern. Narben zierten das glattrasierte Gesicht und den Schädel. Die mächtigen Pranken auf dem Tisch waren knochig und wettergegerbt. Das Alter des Manns war schwer zu schätzen. Er wirkte wie eine uralte Schildkröte. Die schwarzen Augen waren so ausdruckslos wie die eines Reptils, und der lippenlose Mund bildete eine waagrechte Linie.
»Einige Worte unter vier Augen«, verlangte Conan.
»Du kannst gehen«, sagte Lisip zu Falx. »Umruk bleibt, er ist taub.« Falx ging unter tiefen Verbeugungen hinaus. Conan setzte sich der alten Schildkröte gegenüber, damit der Wächter seine Lippen nicht sehen konnte.
»Du hast meinen Mann in der Mine verletzt«, sagte Lisip ohne Umschweife. »Was hattest du dort verloren?«
»Xanthus hat mich angeheuert, um ein paar Sachen in Ordnung zu bringen«, antwortete Conan. »Ich wollte mir selbst einen Eindruck verschaffen. Dein Mann ist unverschämt geworden. Ich hätte ihn töten können. Er soll sich nicht beschweren.«
»Welche Sachen?«
»Das geht nur Xanthus und mich etwas an.«
»Seit du gekommen bist, ist viel geredet worden«, sagte Lisip. »Du hast drei von Ingas' Männern auf dem Platz getötet. Vor zwei Nächten hat er dir noch zwei
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