Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
so eine Besprechung geben. Und wirst du dabei sein?«
»Ich werde dafür bezahlt«, antwortete Conan. »Aber nur für den einen Abend. Das heißt nicht, daß ich mit dem Schwein gemeinsame Sache mache.«
»Gut. Von mir droht dir kein Ärger. Das Schwein hat sowieso nichts zu befürchten. Keiner ist so wahnsinnig, den Statthalter des Königs anzugreifen, ganz gleich, wie gern wir es täten.«
»Hat Maxio wirklich Bombas' Bruder umgebracht? Ich habe gehört, es soll hier im Drachen geschehen sein.«
Das Reptiliengesicht verzog sich zu etwas wie einem Lächeln. »Es war Maxios Dolch. Was geht es mich an, welche Hand ihn hielt? Burdo war genau so ein wertloses Schwein wie sein Bruder Bombas. Er dachte, er könnte sich hier in der Grube alles erlauben, ohne zu bezahlen, und nur weil wir ein Abkommen mit dem Statthalter hatten, sei er sicher. Er hat sich in beiden Punkten geirrt, besonders im letzten.«
»Ich werde das nicht vergessen«, sagte Conan. »Hier ist niemand sicher.«
»Ja, niemand«, bestätigte Lisip.
Der Cimmerier verabschiedete sich und verließ das Heiligtum des Bandenführers. Im Schankraum schienen sich noch dieselben Gäste aufzuhalten. Draußen war es stockdunkel – wie immer. Langsam marschierte er in die obere Stadt. Stets hatte er die Hand am Schwertknauf und blieb mehrfach stehen und lauschte, ob ihm jemand folgte. Er sah und hörte nichts, doch erlahmte deshalb seine Wachsamkeit nicht; denn Sicas war immer schon eine gefährliche Stadt gewesen, und jetzt war die Lage noch gefährlicher als zuvor.
In der Herberge kehrte er noch auf ein Ale ein. Der Wirt reichte ihm grinsend einen gefalteten Zettel. »Das kam für dich heute nachmittag. Der Gefängniswärter hat ihn gebracht.« Das Papier roch schwach nach Flieder.
Conan las die Botschaft. Mit zarter zamorischer Schrift stand da: Das war in der Tat das mindeste, was Du tun konntest. Wann holst Du mich hier heraus? Lachend warf der Cimmerier den Zettel ins Feuer.
Er trank das Ale aus und holte im Hof eine Fackel. Als er die Treppe zu seinem Zimmer hinaufging, stutzte er und hielt die Fackel tiefer. Ja, Blutstropfen. Langsam ging er weiter. Auch auf dem Balkon Blut und vor seiner Tür.
Lautlos zückte der Cimmerier das Schwert. Dann riß er die Tür auf und warf die Fackel hinein. Dabei hielt er das Handgelenk draußen, um nicht durch einen hinterlistigen Streich von oben die Hand zu verlieren. Drinnen war alles ruhig. Dann sah er Brita. Leichenblaß und zitternd kauerte sie auf seinem Bett. Einen Moment lang befürchtete er, es sei ihr Blut, doch dann sah er den Mann auf dem Boden liegen.
»Ist außer dem Toten noch jemand da?« fragte er. Sie blickte ihn an, als sähe sie ihn zum ersten Mal, und schüttelte den Kopf. Er steckte das Schwert in die Scheide und schloß hinter sich die Tür.
»Bist du verletzt?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Was ist los? Das ist nur ein toter Mann. So einer macht viel weniger Ärger als ein lebender.« Er rollte die Leiche auf den Rücken. Der Mann hatte ein langes knochiges Gesicht, das durch den hellbraunen Spitzbart noch länger wirkte. Den Umhang und die hohen Stiefel hatte Conan bei Karawanenreitern schon gesehen.
»Wieso ist er hier?« fragte Conan.
»Vorhin hat es an der Tür geklopft«, berichtete Brita. »Ich habe geöffnet, weil ich dachte, du seist es. Dieser Mann stand da. Er hat schon so ausgesehen wie jetzt. Seine Kleidung war voller Blut. Ach, Conan, es war grauenvoll! Er taumelte herein und gab mir ein Bündel. ›Für den Cimmerier‹, hat er noch gesagt, dann ist er zusammengebrochen. Ich wollte ihn umdrehen, aber er war zu schwer. Außerdem war er schon tot. Danach habe ich hier gesessen, halbtot vor Angst. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich habe gedacht, daß sein Mörder vielleicht draußen lauert.«
Conan untersuchte den Mann. Jemand hatte ihn mit einem Dolch beinahe ausgeweidet. Von der Waffe war nichts zu sehen.
»Das muß ein Kerl wie ein Stier gewesen sein, wenn er in diesem Zustand noch die Treppe geschafft hat«, sagte er. »Wo ist das Bündel?«
»Dort.« Brita zeigte in die Ecke, wo ein blutgetränktes Bündel lag. »Es ist dahingerollt, als er umgefallen ist. Ich hatte Angst, es anzufassen.«
Conan richtete sich auf. »Er darf hier nicht gefunden werden. Unten ist alles ruhig. Ich trage ihn in eine Gasse beim Platz und lasse ihn dort liegen. Morgen früh finden sie ihn. Vielleicht wollen seine Kameraden ihn beerdigen. Du machst hier sauber. Hol dir einen
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