Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
Gebräuche, besonders die corinthischen.«
In der Tat war Conan auf dem Weg über die breite Straße beeindruckt von der freien, weltoffenen Atmosphäre Luxurs. Zumindest in diesem Teil spürte er nichts von der mißtrauischen, verschlossenen Art, wie sie in anderen stygischen Städten üblich war. Türen und Fenster standen offen. Markisen waren als Schutz gegen die Vormittagssonne aufgespannt. Stolze Männer und unverschleierte Frauen bewegten sich frei auf den sauber gepflasterten Straßen, wo Händler ihre Karren dahinschoben oder ihre Waren aus offenen Buden verhökerten. Keine bewaffneten Priester standen in Wachhäuschen oder patrouillierten in Gruppen. Nicht an jeder Kreuzung standen heilige Schreine oder Totems mit der vierköpfigen Schlange. Der Cimmerier sah auch kein Militär, obgleich die Zirkuswagen beim Einzug in die Stadt in der Nähe des Haupttores an Kasernen vorbeigekommen waren. Er hatte beinahe das Gefühl, in Tarantia oder Belverus zu sein, allerdings fühlte er sich nicht so frei wie im wilden Shadizar.
Unterwegs erkannte man die drei Artisten und jubelte ihnen zu. Die Begeisterung wuchs, als sie in die engeren, dichter bewohnten Stadtteile der ärmeren Leute kamen. Schon von weitem winkten ihnen Menschen zu oder drängten sich an sie, um ihnen die Hände zu drücken, weil sie sich Glück davon versprachen. Die Händler boten ihnen Obst und kleine Brote an, die Weinhändler volle Gläser. Mehr als einmal lief ein Händler mit einer feuchten Tontafel herbei und bat Conan, seine Schwerthand aufzudrücken. Ihm war klar, daß diese Tontafeln später gebrannt und an Sammler verkauft werden würden – ja, wahrscheinlich auch kopiert und gefälscht. Ein Händler ließ sich von allen drei Männern Handabdrücke geben. Das linderte Roganthus' verletzten Stolz. Dath schien der ganze Wirbel kalt zu lassen.
Währenddessen tat der dünne Jemain alles, um sich zum Beschützer der Gruppe zu machen. Er jagte Horden kleinerer Kinder fort, die neugierig gafften, stopfte sich auch Brotstücke und Obst ins schmutzige Hemd und verlangte Geld von denen, die Handabdrücke wollten. Er bot Conan und seinen Gefährten an, sie zu Schenken, Spielhöllen und Bädern zu führen. Dabei bemühte er sich, den Männern Einzelheiten über ihren körperlichen Zustand und ihre Kampffertigkeit zu entlocken. Eigentlich fiel er allen ziemlich lästig, aber er war ein scharfer Beobachter und wußte, wann er den Mund halten mußte.
Dank seiner ungebetenen Hilfe waren sie bald darauf in einem Stadtteil, wo exotische ausländische Waren feilgeboten wurden. Die Läden quollen über von feinen Stoffen, Gefäßen und Schmuck aus fernen hyborischen Ländern. Conan sah viele Gegenstände aus Zingara, Argos und Asgalun, welche die Schiffe hergebracht hatten, die das westliche Meer und den Fluß Styx befuhren. Doch die meisten Waren stammten offensichtlich aus Corinthia und Zamora und waren über Koth, Khoraja und die Wüsten im östlichen Shem gekommen. Corinthische Kaufleute hatten sehr erfolgreich Kamele als Wüstenschiffe eingesetzt und den Styx als billigen Transportweg entdeckt, auf dem sie mit Schilfschiffen ihre Güter aus dem Innenland flußabwärts schicken konnten.
Offenbar war das Verlangen nach ausländischen Waren in dieser Stadt sehr groß. Conan sah außer den hellhäutigen Kolonialherren aus dem Norden, die ihre täglichen Einkäufe erledigten und ihre Vorratskammern füllten, als wären sie daheim in Corinthia, auch viele reiche Kaufleute und Frauen in teurer Aufmachung – Frauen und Konkubinen von Priestern und Beamten, in Sänften und leichten Wagen mit Verdeck. Sie erstanden erlesene Juwelen bei den Schmuckhändlern oder probierten elegante Gewänder hinter den durchsichtigen Vorhängen der Schneiderläden an.
Den drei Männern entgingen auch die anderen Frauen nicht, die ihnen aus Eingängen winkten und mit verführerischen Versprechungen lockten. Da sie jedoch eindeutig ihre Liebe verkaufen wollten, bemühte sich Jemain, seine Schützlinge möglichst schnell weiterzuziehen, ehe diese in Versuchung gerieten.
Sobald die Ostmauer in Sicht kam, befanden sie sich im Herzen des Vergnügungsbezirks. Zahllose Schenken, Ställe, Herbergen und weniger ehrenwerte Häuser boten ihre Dienste den Kameltreibern und Schiffern an, welche ihre Waren aus der Ferne herbeigeschafft hatten. Conan vermutete, daß in diesem Viertel nachts reges Treiben herrschte, da ständig neue Karawanen oder Schiffe in der Stadt eintrafen.
Die
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