Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
die in der Arena getötet werden, jetzt Mumien?« fragte Conan und wiegte ungläubig den Kopf. »Selbst dann, wenn ihr eigener Glaube dagegen ist?«
»Nicht alle empfangen dieselbe Ehre«, erklärte Memtep und überhörte den zweiten Teil von Conans Frage. »Die in den Augen der Öffentlichkeit berühmtesten Kämpfer werden hier in den Mauern des Stadions beigesetzt – eingemauert.« Er deutete auf eine flache Nische unter den Bögen, welche die geschwungene vertikale Mauer stützten. »Bis jetzt wurden jedoch alle Totenschreine auf der Straßenseite angelegt. Alles ist sehr kunstvoll herausgemeißelt: Urnen mit Kränzen, Blumen und Gedenktafeln mit stygischem und corinthischem Text. Über allem ist die Totenmaske des Helden angebracht –, im Steinschneideverfahren hergestellt, mit Juwelen als Augen, so daß diese dem Betrachter zu folgen scheinen. Der Platz in der Ewigkeit ist für den Helden sichergestellt.«
Conan schwieg. Er wollte keine weiteren Fragen stellen. Er selbst dachte selten an den Tod. Sein Glaube war durch die Lehren der herben Götter des Nordens, wie Crom und Mitra, geformt worden. Daher war ihm das Geschick des sterblichen Körpers nach dem Tod ziemlich unwichtig. Doch jetzt hatte er ein flaues Gefühl im Magen, wenn er sich vorstellte, daß man ihn irgendwann in der Zukunft, wenn er hilflos wäre, ausnehmen und ausstopfen, mit allerlei Essenzen und Spezereien beträufeln und einreiben, in Binden wickeln und in eine Nische stellen könnte, wo ihn die Öffentlichkeit begaffen würde. Er hatte gesehen, wie Zauberer, widerliche Nekromanten, mit wiederbelebten Leichen ihrer Opfer unaussprechliche Dinge angestellt hatten. War es möglich, daß Set-Priester tatsächlich mit ihrer Einbalsamierung seine Seele im Körper festhalten konnten, wo sie verrottete, worauf er womöglich verdammt wäre, auf ewig als ein Außenseiter unter betenden, schwatzenden Gespenstern in der düsteren Nachwelt zu wandeln? Diesen scheußlichen Gedanken schob er sogleich weit von sich.
Memtep führte ihn in einem Halbkreis zurück zu den Schlafgemächern, wo seine Gefährten erst jetzt aufstanden und ihr Frühstück einnahmen. Alle waren begeistert, daß sie letztendlich so einen Riesenerfolg in Luxur erzielt hatten. Nach dem Frühstück brachte Memtep sie zu den Unterkünften, die sie auf Dauer bewohnen sollten. Es waren zwei Reihen niedriger Priesterhäuser, die bequemer wirkten als die vorhergegangenen Schlafgemächer. Bardolph und etliche andere wollten sofort mit den ihnen zur Verfügung gestellten Zugtieren und Wagen mit Luddhew die persönliche Habe der Truppe aus der Karawanserei herbeischaffen. Einige, darunter auch Sathilda, wollten die Unterkünfte für die Tiere und Menschen vorbereiten und Einzelheiten ihrer neuen Darbietungen ausarbeiten.
»Was mich betrifft«, erklärte Dath. »Ich möchte mir jetzt gern die Stadt ansehen.«
»Ich auch«, meinte Conan. »Bis jetzt habe ich mich in Luxur noch nicht richtig amüsiert.«
»Es klingt verlockend, so den Vormittag zu verbringen«, meinte auch Roganthus und lockerte die breiten Schultern. »Warten wir ab, welchen Schaden wir anrichten können.«
Die drei holten sich bei Luddhew einen Vorschuß auf ihre Gage und machten sich auf den Weg. Sie lehnten Memteps Angebot ab, ihnen einen Sklaven als Führer mitzugeben, merkten sich jedoch seine Anweisungen, wie man zum Corinthischen Viertel und zum Kanal gelangte, da diese angeblich die gastfreundlichsten Stadtteile waren. Conan erzählte niemandem von der Börse mit Gold, die man ihm zugeworfen hatte und die er an einem Lederriemen um den Hals trug.
Sie marschierten durch den Fuhrpark, und mieden das Stadion und die Villen der Vornehmen am Hang. Trotzdem erkannte man sie schon nach wenigen Schritten. Eine Horde Straßenjungen umringte sie und bettelte. Als sie keine Almosen bekamen, machten sie boshafte Bemerkungen über den gestrigen Kampf auf Leben und Tod.
»Das sind doch diese Bauernlümmel, oder?«
»Ja, das sind die Trottel, die wilde Stiere mit Tanz und Jonglieren ergötzen wollten.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß ein Provinzzirkus solche Kämpfer hervorbringt.« Der Anführer der Horde, ein dürrer Junge mit kupferfarbener Haut, wählte Conan als Zielscheibe seiner unverschämten Bemerkungen. »Werdet ihr da draußen auf dem schlammigen Äckern oft von Stieren und Banditen angegriffen?«
»Wir verstehen uns darauf, allerlei lästiges Ungeziefer abzuwehren«, antwortete der Cimmerier bedeutungsschwer.
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