Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Rechte fuhr zum Schwertgriff. Doch Arsaces gebot ihm Einhalt. »Vladig!« Sofort wurde der Mann ruhig. Conan und die vier Frauen lachten über die Niederlage. Es war eine sehr kleine Genugtuung über die erlittene Demütigung.
Während sie durch den Irrgarten der Stadt marschierten, fiel dem Cimmerier auf, daß sich bei den Bauten etwas verändert hatte. Er stieß Achilea an und nickte mit dem Kopf nach oben. Man hatte ihnen nicht die Hände gefesselt, doch er wollte auffällige Gesten vermeiden. Die Amazonenkönigin blickte nach oben. Jetzt sah auch sie, was Conan bemerkt hatte.
Als sie zum erstenmal die unvorstellbar alte Stadt betreten hatten, war sie ihnen so jungfräulich vorgekommen, als hätte niemals jemand darin gewohnt. Omia hatte Conan erzählt, daß nachts ständig Arbeiten durchgeführt wurden, um alles genau so zu erhalten, wie es gewesen war, als die Bewohner die Stadt für ihre unterirdische Welt aufgegeben hatten. Jetzt hatte sich etwas verändert. Auf vielen Kuppeln prangten keine Halbmonde, Sterne und Sonnen mehr. Auch die Kuppeln selbst waren beschädigt. Einige sahen aus, als hätte man sie mit riesigen Hämmern eingeschlagen. Bei manchen hatte man den Eindruck, sie wären geschmolzen. Stein, Glas, Keramik und vergoldete Bronze waren irgendwie flüssig geworden und jetzt zu glänzenden harten Lavamassen erstarrt.
Diese Schändung der Bauten schien planmäßig zu erfolgen, als beginne jemand oben und würde die Stadt Stein um Stein, Ziegel um Ziegel abbauen. Mit Hilfe eines Vorschlaghammers und eines Kuhfußes etwas zu zerstören, war dem Cimmerier vertraut, doch die Tatsache, daß etwas die härtesten Materialien zum Schmelzen brachte, deutete auf das Spiel finsterer Mächte hin, an die der Cimmerier lieber nicht dachte.
Payna stieß ihre Königin und Conan an, als sie an einer schmalen Gasse vorbeikamen. Dort lagen Tote und zerstückelte Leichen. Die noch erkennbaren Gestalten waren wie die Bewohner der unterirdischen Stadt gekleidet und maskiert. Andere waren wohl Sklaven, doch vermochte man das nicht mehr sicher festzustellen, da sie gänzlich verstümmelt waren. Conan erinnerte sich an den massakrierten Stamm, auf den er in der Wüste gestoßen war. Ein widerlicher Aasgeruch schlug ihnen aus der Gasse entgegen. In jeder gewöhnlichen Stadt wären riesige Fliegenschwärme umhergeschwirrt. Conan vermutete, daß es sich bei den Leichen um die Mannschaft der Arbeiter aus der vergangenen Nacht handelte, deren uralte Tätigkeit mit der der Zerstörer der Stadt in Konflikt geraten war.
Sie kamen zur Stadtmauer. Das mächtige Tor stand offen. Dahinter war beim Wassertrog ein Zeltlager aufgebaut. Viele Kamele weideten auf dem Gras. Der Cimmerier vermochte nicht zu erkennen, ob auch ihre Reittiere darunter waren. Jedenfalls sah er nirgends die prächtigen weißen Kamele der Zwillinge.
Man führte sie zu dem größten Zelt. Wie es in der Wüste üblich war, hatte man drei Seiten hochgezurrt und nur die Hinterwand als Windschutz herabgelassen. Doch gab es an diesem gespenstischen Ort keinen Wind. Doch dann spürte der Cimmerier plötzlich eine leichte Brise. Er blickte nach oben. Die vollkommen runde Schüssel, in der Janagar lag, war nicht mehr so vollkommen. Am Rand gab es Scharten. Vor seinen Augen blies ihm ein Windstoß Sand vor die Füße.
»Setzt euch«, sagte Arsaces und nahm im Schneidersitz auf einem Kissen Platz. »Wartet draußen! Ich möchte mit diesen Menschen ungestört sprechen«, befahl er den Wachen.
»Aber Herr ...«, begann Vladig, doch Arsaces winkte ab.
»Ich bin sicher«, erklärte der Magier. Sein Blick und seine Stimme klangen so entschieden, daß niemand an seinen Worten zweifelte. Vladig verneigte sich und marschierte wütend mit den Wachen hinaus.
Conan und Achilea saßen Arsaces gegenüber, nur einen Schritt von ihm getrennt. Achileas Frauen saßen dicht hinter ihr. Wie gewöhnlich massierte Payna die Schultern und den Nacken ihrer Königin.
»Ihr habt mich ganz schön verwirrt«, begann Arsaces. »Ich kam her und erwartete einen Kampf zwischen Zauberern und höheren Mächten. Selbstverständlich hatte ich mit Wachen gerechnet, doch eigentlich mit Abschaum wie dem, den ich angeheuert habe.« Er nickte zu den Wüstensöhnen und Söldnern hinüber, die in einiger Entfernung hockten. Die Nomaden hatten bereits ein Feuer aus mitgebrachtem dürrem Dornengebüsch entfacht und brauten ihren Kräutertee. Arsaces betrachtete seine Gäste, die keineswegs freiwillig hier
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