Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
zurück. Sie beschrieb ihre Lage und leitete Conans Rat weiter. Die Frauen schienen zufrieden, solange es ihrer Königin gutging.
»Was hat deiner Meinung nach dieses bösartige Weib gemeint, als sie sagte, wir sollten unseren Wert unter Beweis stellen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Conan. Es belustigte ihn, daß dieses wilde Weib eine andere Frau bösartig nannte. »Aber ich bin sicher, daß wir es bald erfahren werden. Mich beschäftigt das Wasser viel mehr.«
»Es hat tatsächlich wie Flußwasser gerochen, nicht wie das aus einer Quelle. Aber wie kann es mitten in dieser grauenvollen Wüste einen Fluß geben?«
»Es gibt nur eine Möglichkeit: Er fließt unterirdisch. Da besteht vielleicht eine Möglichkeit. Und noch etwas: Die Frau, die mich an der Leine führte, trug im Gürtel ein stygisches Schwert. Das heißt, daß die Leute hier irgendeinen Kontakt zur Außenwelt haben. Ich glaube, die Äxte waren ebenfalls stygisch.«
»Vielleicht sind die Waffen uralt«, gab Achilea zu bedenken.
»Möglich, aber die Scheide war nicht alt. Sie war aus Leder und mit stygischer Bildsprache verziert.«
»Na und? Was hilft uns das? Die Frau erzählte doch, daß Menschen, die halbtot sind, sich manchmal hierher verirren und dann sterben. Vielleicht ist das Schwert auf diese Weise hierhergelangt.«
»Möglich«, meinte Conan. »Aber vergiß nicht, was ich gesagt habe: Halte die Augen offen! Jedes bißchen Wissen könnte uns helfen, von hier zu fliehen. Irgendwo hier muß es einen Fluß geben, und der größte Fluß der Welt befindet sich in Stygien.«
»Meinst du, du findest den Weg zurück an die Oberfläche, falls wir diesem Gefängnis entkommen?«
»Selbstverständlich«, antwortete er ohne Zögern. »Ich vergesse nie, wohin meine Schritte mich getragen haben.«
Achilea nickte. »Auch ich wuchs in einem Land ohne Wegweiser und mit nur wenigen Orientierungspunkten auf. Man konnte nur überleben, wenn man einen hervorragenden Ortssinn besaß. Aber ich saß noch nie in einem Fuchsbau wie diesem. Hier gibt es weder Sonne noch Mond oder Sterne. Auch keine Winde, welche die Richtung weisen.«
Conan fühlte, daß die unglücklichen Ereignisse der letzten Tage ihr eisernes Selbstvertrauen geschwächt hatten.
»Es hilft, wenn man eine Zeitlang in den dichten Wäldern der piktischen Wildnis oder in den Dschungeln im Süden gelebt hat«, sagte er. »Eine Stadt ist nur eine andere Art von Dschungel, selbst eine unterirdische wie diese.«
»Was denkst du über diese Fackeln, die ohne Rauch brennen? Ist es Zauberei?«
»Ich habe dergleichen noch nie gesehen«, gab er zu. »Aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß keine Zauberei dahintersteckt. Als man uns hierherschaffte, sah ich, wie ein Sklave eine Fackel reinigte. Vielleicht verbrennen sie einen unsichtbaren Dampf. Ich habe gesehen, wie Alchimisten solche Dämpfe in ihren Laboratorien entflammten, und jeder kennt die brennenden Dämpfe, die aus den Öfen der Köhler aufsteigen.«
»Nun, das wäre möglich«, meinte sie zweifelnd. »Aber mir gefällt das trotzdem nicht.« Sie schwieg eine Zeitlang. Dann fragte sie: »Wie lange ist es her, seit wir aufgestanden sind? In dieser verfluchten Unterwelt kann man die Zeit nicht einschätzen.«
»In diesem Punkt kann ich dir auch nicht weiterhelfen«, sagte Conan und gähnte. »Aber ich glaube, wir sollten auf alle Fälle etwas schlafen.«
Beide legten sich hin. »Sie haben uns so fürsorglich gebadet, da hätten sie uns auch ein bequemeres Lager bereiten können«, sagte Achilea.
Der Cimmerier lachte. »Ich glaube, das Bad soll ihnen Nutzen bringen, nicht uns. Sie scheinen ein besonders reinliches Volk zu sein. An unserer Bequemlichkeit liegt ihnen überhaupt nichts.« Er legte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände im Nacken. Dann starrte er zur Decke. »Ich bezweifle, daß ein hartes Lager das Schlimmste ist, was uns hier erwartet.«
Er schlief lange und traumlos. Als er die Augen aufschlug, sah er, wie Achilea im Schein der seltsamen Fackel ihre Haut begutachtete. Vorsichtig strich sie mit den Fingerspitzen über Arme und Schenkel und dann über den restlichen Körper.
»Ist noch alles da?« fragte er.
Sie zuckte zusammen. »Ich dachte, du schläfst noch. Ja, alles vorhanden und in besserem Zustand, als ich befürchtet hatte. Das Öl, mit dem man uns behandelt hat, muß eine heilkräftige Wirkung haben. Der Sonnenbrand tut nicht mehr weh. Die tote Haut ist zum größten Teil abgeschält. Selbst meine Lippen
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