Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
sind nicht mehr aufgesprungen.«
»Das ist gut.« Er setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Du willst doch in keiner Weise geschwächt sein, wenn wir ausbrechen. Wie steht's mit deinen Augen?«
»Ich sehe so gut wie immer. Allerdings könnte ich etwas mehr Licht vertragen.«
»Ja, du siehst tatsächlich gut aus«, sagte er und meinte es ehrlich. Kein Zoll ihres Körpers blieb ihm verborgen. »Wenn diese Ketten doch nur länger wären.«
Sie warf ihm einen hochmütigen Blick zu. »Sei froh, daß sie es nicht sind. Ich würde dir deinen cimmerischen Hals umdrehen.«
»Ah, der alte Stolz kommt wieder«, sagte er beleidigt. Allerdings hatten ihre Worte nicht ganz ernst geklungen.
Ein Sklave brachte eine große Schüssel mit einer dampfenden Flüssigkeit und einen Krug mit Wasser. Beides stellte er zwischen sie und verschwand wortlos wieder. Conan setzte den Krug an die Lippen und trank, während Achilea die Schüssel an den Mund hob. Sie verzog das Gesicht.
»Wieder diese ekligen Pilze«, sagte sie und reichte Conan die Schüssel. »Haben diese Menschen kein ordentliches Stück Fleisch?« Sie nahm den Krug.
Conan nahm einen Mundvoll Brei aus zähen Pilzstücken. »Es hält uns am Leben«, meinte er. »Und selbst Menschen, denen Fleisch zur Verfügung steht, verschwenden es nur selten an Gefangene. Altes schimmliges Brot und harter Käse sind alles, was du im Gefängnis bekommst. Das hier ist zumindest eine warme Mahlzeit.«
Nachdem sie den Pilzbrei gegessen hatten, unterhielt sich Achilea eine Zeitlang mit ihren Gefährten. Diese schienen den Klang ihrer Stimme zu brauchen.
»Sprechen eigentlich die anderen Gefangenen nie?« fragte Conan.
»Sie antworten uns nicht«, sagte Jeyba.
»Sie hätten sowieso nichts zu sagen«, meinte Kye-Dee verächtlich. »Das ist ein wertloses Volk. Sklaven für Leute, die selbst Insekten gleichen, die wie Termiten in einem verfaulten Baumstamm leben.«
»Trotzdem könnten sie uns vielleicht etwas über unsere Lage verraten«, widersprach der Cimmerier. Bis jetzt hatte er noch nicht gehört, daß die Sklaven und Sklavinnen auch nur ein einziges Wort gesagt hatten – auch nicht zueinander. Er beschloß, dieser Frage nachzugehen.
Nicht lange nachdem sie gegessen hatten, kamen Wachen und führten sie wieder in die Bäder. Als danach Sklavinnen die nächste Mahlzeit brachten, packte Conan die Sklavin bei den Schultern. Achilea zog fragend die Brauen in die Höhe.
»Sprich zu mir, Weib!« befahl der Cimmerier. Die Sklavin starrte ihn verängstigt aus hellen Augen an, schwieg jedoch. Conan drückte ihr das Kinn nach unten, so daß sie den Mund öffnete. Nach einem Blick ließ der Cimmerier sie los.
»Sie hat keine Zunge«, berichtete er. »Vielleicht hat man sie allen Sklaven abgeschnitten.«
Achilea schnaubte empört. »Kultivierte Menschen bezeichnen uns als Barbaren, weil wir Raubtieren gleichen. Aber das ist eine saubere und natürliche Art zu leben. Das hier ist widerlich und unnatürlich.«
»Von mir kein Widerspruch«, sagte Conan.
Mehrere Stunden später traf eine Abteilung Wachen ein. Man band ihnen die Hände und führte sie aus der Zelle. In einem Raum in der Nähe des Bades trafen sie Achileas Frauen, den Zwerg und Kye-Dee. Sklaven legten dem Cimmerier seinen Lendenschutz aus Wolfsfell und den Gürtel an. Die Sklavinnen bekleideten Achilea mit ihrem Fuchsfell und den Beinkleidern. Von ihren Wüstengewändern war nirgends etwas zu sehen. Der Cimmerier lächelte, als er feststellte, daß die Kleidungsstücke, die man ihnen zurückgegeben hatte, makellos gesäubert worden waren.
Payna trat zu ihrer Königin und fragte leise: »Hat der Mann dich belästigt?«
Achilea lächelte. »Er hätte es gern getan, doch seine Kette war zu kurz.«
»Ha!« sagte Conan. »Sie hatte ihren einen Fuß lang gestreckt, um zu mir zu gelangen.«
»Schweigt!« rief eine Frau der Wache. Jeyba stieß ihr den Kopf in den ungeschützten Bauch, und der Frau blieb die Luft weg. Sie fiel, samt Speer, rücklings zu Boden.
»Zeig unserer Königin mehr Achtung, elendes Weib!« schrie der Zwerg. Sofort zeigten zehn Speerspitzen auf seine Kehle.
»Beruhige dich, Jeyba«, sagte Conan. »Es bringt nichts, wenn du zu früh getötet wirst.«
Mit den Speeren im Rücken verließen sie das Verlies.
E LF
Die Gefangenen betraten einen neuen Teil der labyrinthartigen Stadt. Sie stellten fest, daß nicht alles direkt am Hauptkorridor lag, sondern daß es viele Kreuzungen und Abzweigungen
Weitere Kostenlose Bücher