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Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone

Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone

Titel: Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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seit Generationen weitergeben. Nein, ich erzähle dir die wahre Geschichte, wie sie die Menschen, die alles miterlebten, in Stein gemeißelt haben. Ihre Nachkommen, zu denen ich zähle, haben das Werk fortgeführt. Die Geschichte ist seit den Tagen des Ruhms bis heute nicht unterbrochen worden, deshalb kannst du mir glauben.«
    Conan leerte das Glas und nickte. »Ich höre.«
    Omia klatschte in die Hände, und sogleich brachte die Sklavin zwei volle Gläser; die leeren nahm sie mit, als sie ging. Nachdem sie verschwunden war, begann Omia.
    »Wisse, Fremdling, daß Janagar mit den Opaltoren fünftausend Jahre lang als Königin der Welt herrschte, als der Mittelpunkt eines Reichs, dessen Name in den barbarischen Legenden der Menschen dieses Zeitalters nicht mehr erscheint.« Conan hatte das Gefühl, daß Omia die rituelle Formel einer alten Legende vortrug. »Als der letzte goldene Ziegel auf die Kuppel des letzten großen Tempels von Janagar gelegt wurde, war Python nur eine Ansammlung armseliger Hütten mit Strohdächern, welche die primitiven Schlangenanbeter gebaut hatten, die die Geheimnisse der Schreibkunst nicht kannten und die auch nicht mehr von Zauberei verstanden als die ungewaschenen Schamanen und Scharlatane.«
    »Das ist in der Tat lange her«, meinte Conan.
    »Länger, als dein barbarischer Verstand begreifen kann«, versicherte sie ihm. »Doch selbst in jenen Ruhmeszeiten war Janagar bereits so alt, daß ihre Frühgeschichte nur bruchstückhaft überliefert ist. Selbst die höchsten Kulturen fangen mit primitiven Dörflern an, die Schriftzeichen in Holz ritzen und auf Leder oder auf Pergament malen. Alle diese Zeugen gehen im Lauf der Zeit unter. Wir wissen aber so viel: Janagars anfängliche Macht beruhte wie bei den meisten Stadtstaaten auf der Macht des Schwertes. Janagars Truppen vernichteten jeglichen Widerstand, unterjochten andere Völker und heimsten Reichtum ein. Mit der Militärmacht kam unvorstellbarer Reichtum. Die Bewohner Janagars lernten, daß Reichtum Macht bedeutete und eine edlere Macht war als die des Schwertes; denn mit dem Reichtum konnten sie andere anheuern, die für sie das Schwert trugen. Dadurch konnten die edlen Herren Janagars sich wertvolleren Aufgaben widmen.«
    Für den Cimmerier war das gleichbedeutend mit Verkümmerung, doch hielt er klugerweise den Mund.
    »Viele, viele Jahrhunderte lang genossen die Herren von Janagar die Freuden grenzenloser Macht, verbunden mit unermeßlichem Reichtum. Sie konnten sich jede Laune erfüllen. Aus den fernsten Ecken der Welt schaffte man die seltensten exotischsten Kunstwerke für die Sammlungen der Adligen herbei. Die schönsten Töchter und Söhne aller Nationen kamen als Sklaven nach Janagar. Sie wurden mit Seide und Juwelen behängt und servierten an Janagars Tischen die erlesensten Weine und köstlichsten Delikatessen der gesamten Welt.«
    Conan hätte am liebsten gesagt, daß Pilze ein herber Abstieg nach diesen Schwelgereien seien, doch schwieg er.
    »Aber im Lauf der Zeit«, fuhr sie fort, »werden selbst die Freuden grenzenlosen Reichtums schal. Die Herren Janagars stellten fest, daß diese Güter lediglich Schätze der materiellen Welt waren und daß es darüber hinaus noch andere Freuden gab: übersinnliche Schönheiten und Ekstasen, welche nur Kundigen offenstanden, die über den Mut verfügten, sich dieses Wissen zu verschaffen.« Omia nahm einen Schluck Wein. Verträumt blickte sie vor sich hin.
    »Damals war die Menschheit jung«, sagte sie beinahe flüsternd. »Man wußte nur wenig, was über den Gebrauch von Stein und Metall hinausging. Auch die Herren Janagars hatten anfangs nur wenig Kenntnis der Geisterwelt. Zwar war die Menschheit jung, doch andere waren es nicht.«
    »Was meinst du damit?« fragte er. Seine Nackenhaare stellten sich auf.
    »Ich meine, daß der Mensch in jener Zeit nicht das einzige denkende Wesen war. Es gab noch andere, die viel älter waren. Ihr Wissen war, verglichen mit dem der Menschen, wie das eines alten Weisen mit dem eines Kindes. Diese Wesen waren längst vergreist und ihre Reiche zerbröckelt, aber sie existierten weiter in den hintersten Winkeln der Welt. Im letzten großen Zeitalter der Priesterkönige machte sich der Orden auf, um die Welt nach den verbliebenen Vormenschen abzusuchen und ihnen ihre Geheimnisse zu entreißen. Diese Expeditionen zogen sich über Jahrhunderte hin. Karawanen machten sich auf den Weg, Schiffe segelten über die Meere. Alle hatten nur diese eine Aufgabe.

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