Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Generäle führten große Armeen. Kaufleute boten Unsummen als Bestechungsgelder. Sogar Einzelkämpfer, Abenteurer wie du, zogen aus. Sie hatten nur das Schwert im Gürtel und den Glanz der Belohnung in den Augen. Und dann fand man diese seltsamen, geisterhaften Geschöpfe.« Omias Augen und ihre Stimme verrieten die Ergriffenheit bei dieser Erinnerung an die Menschheitsgeschichte. »Einige hätte man trotz vorhandener störender Unterschiede für Menschen halten können. Andere glichen Menschen nur in der Gestalt. Wieder andere besaßen nichts Menschenähnliches. Und alle hatten viel Wissen weiterzugeben.«
»Solches Wissen sollten die Menschen am besten nicht anrühren«, sagte Conan.
»Die Großen Janagars waren nie wie andere, minderwertigere Menschen«, sagte Omia verächtlich. »Wage nicht, uns nach deinen primitiven, barbarischen Vorstellungen zu beurteilen. Wir ernteten von diesen fremdartigen Wesen Schätze an Wissen, von denen man nicht einmal träumen kann. Die Zauberer Janagars hätten mit ihren tolpatschigen Experimenten Äonen gebraucht, um das Wissen zu erwerben, das wir von jener unheimlichen Rasse in wenigen kurzen Jahrhunderten erlangten. Zauberer, die ihr Bewußtsein nur einige Meilen weit aussenden konnten, vermochten jetzt in Trance ferne Sterne zu besuchen. Durch die Verständigung mit den übermenschlichen Wesen auf dieser Welt lernten sie, mit Intelligenzen anderer Planeten und anderer Welten zu sprechen.«
»Ein weiser Mann bewegt sich auf den eigenen Beinen fort«, erklärte der Cimmerier mit finsterer Miene. »Oder auf den Beinen von Tieren.«
»Sei nicht so schwer von Begriff«, meinte sie. »Trotz deines eindrucksvollen Körpers und der prächtigen Muskeln könntest du mich langweilen, wenn du weiterhin so engstirnig bleibst. Möchtest du meine Geschichte hören?«
»Verzeih mir. Ich höre.« Wenn Omia ihn für dumm hielt, war das nur günstig.
»Das klingt schon besser. Du mußt wissen, daß es im Leben einer jeden Kultur eine Zeit des Wachsens und Zeiten des Stillstands gibt. Wenn die Zeit des Stillstands zu lange währt, setzt Fäulnis ein, und die Kultur bricht zusammen. Mit jeder verjüngenden Energiequelle wächst die Kultur und dehnt sich aus, erprobt die Kraft ihrer Glieder, ehe sie in Selbstzufriedenheit versinkt. So war es immer mit Janagar. Als junges, barbarisches Volk waren wir trunken von der Macht des Stahls, der Bronze und des Blutvergießens unserer Feinde. Dann dehnten wir uns mit der Macht des Goldes und anderer Reichtümer aus. Uns ergriff der Rausch des Erwerbs. Letztendlich verschafften wir uns die höchste Macht, die Zauberei, und zwängten der Menschheit unseren Willen auf. Doch selbst uns waren Grenzen gesetzt. Als junges Volk lernten wir die Grenzen der Macht der Waffen. In unserem mittleren Alter fanden wir heraus, daß einige Dinge selbst mit größtem Reichtum unerreichbar waren. In unserem Endstadium mußten wir lernen, daß es für uns als Menschen Grenzen der Zaubermacht gab, die wir uns zunutze machten.«
»›Als Menschen‹ hast du gesagt?«
»Ja. Du hörst mir ja tatsächlich zu. Es ist wahr. Wir wußten, daß wir die Welt mit denkenden Wesen teilten, welche keine Menschen waren. In anderen, jenseitigen Welten gab es Rassen, die unendlich alt und unendlich mächtig waren. Es verletzte unseren Stolz, daß wir ihnen nicht gleichwertig waren. Das menschliche Gehirn war nicht für ihre Kräfte gebaut. Der menschliche Körper konnte nicht lange genug leben, um viele Künste vollständig zu meistern, welche bei anderen Rassen üblich waren. Man beschloß, daß die Herren von Janagar sich irgendwie die Substanz der nichtmenschlichen Rassen einverleiben sollten.«
Conan lief es eiskalt über den Rücken. Er erinnerte sich an das künstlerische Motiv, das er überall in der Stadt, oben und unten, gesehen hatte: Ketten verschlungener Gestalten, Menschen und Dämonen, die sich in unaussprechlich schamlosen Stellungen paarten.
»Und so geschah es«, fuhr Omia fort. »In Janagar paarten sich Männer und Frauen mit Wesen auf unvorstellbare Art und Weise, obgleich ihr Blut sich nie mit dem von Sterblichen hätte mischen dürfen. In den letzten tausend Jahren unserer Stadt wurde es zu einem Ritual und zum Kern unserer Religion. Die Sprößlinge dieser Paarungen waren unglaublich seltsam. Mischlinge von Fremdweltlern und Menschen saßen auf Janagars Thron und nahmen an Beratungen teil, bei denen jeder heutige Mensch vor Entsetzen den Verstand
Weitere Kostenlose Bücher