Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
um Gehör, nicht wahr?« Ihre Stimme klang so süß wie vergifteter Honig. »Und wie kann ich meiner alten Freundin helfen?«
»Erzähl mir etwas über den stygischen Zauberer Ethram-Fal.«
»Pfui!« Mithrelle verzog das Gesicht. »Was willst du denn mit dem?«
»Er hat sich in meine Angelegenheiten gemischt. Er behauptet, er könne mir magische Talismane von noch nie dagewesener Kraft verkaufen.«
»Ah!« Die Augen der Sabateerin leuchteten auf. »Verstehe. Du möchtest wissen, ob seine Götter dir helfen können, königliche Zauberin zu werden.«
Zelandra nickte reumütig, als gestehe sie eine unbequeme Wahrheit ein. Im Innern frohlockte sie, daß Mithrelle nicht so durchblickte, wie sie es sich einbildete.
»Ethram-Fal ist eine Witzfigur. Ich nehme an, du hast gehört, wie er nach Sabatea kam und Mitglied im Schwarzen Ring werden wollte. Selbst der unfähigste Student der Schwarzen Künste weiß, daß der Schwarze Ring selbst seine Mitglieder auswählt. Aber dieser Dummkopf kam angelaufen. Vielleicht hatte er geglaubt, der Schwarze Ring hätte seine Bedeutung nicht bemerkt. Sie waren gnädiger, als man erwartet hätte. Sie jagten ihn lediglich mit Schimpf und Schande aus der Stadt. Wäre Thoth-Amon dagewesen, als Ethram-Fal sein Anliegen vortrug, schrie der Emporkömmling jetzt noch unter den Stahlschwingen.«
»Weißt du, wo er sich aufhält?«
»Ethram-Fal wurde in Kheshatta geboren. Ich glaube, er verließ die Stadt der Magier, um sich hier in Sabatea niederzulassen. Allein die Dunklen Götter wissen, wohin er seit dem Exil geflohen ist. Hast du ihn in Akkharia gesehen?«
»Ja, aber sein Heim ist woanders.«
Mithrelles Augen verschleierten sich. »Warum ist das so wichtig für dich? Für Ethram-Fal spricht höchstens sein beträchtliches magisches Geschick im Umgang mit Pflanzen, Pilzen und ähnlichem Zeug. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, daß die Zurückweisung durch den Schwarzen Ring ihn dazu getrieben hat, Händler zu werden. Was für magische Talismane hat er angeboten, derentwegen du es für nötig hieltest, mich zu rufen?«
»Nur eine Handvoll Tränke und Phiolen. Hauptsächlich magische Verstärker.« Zelandra bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen, und fügte dümmlich hinzu: »Ich brauche alle Hilfe, die ich bekommen kann, um als König Sumuabis Hofzauberin berufen zu werden.«
»Dennoch scheinst du wegen der anderen Rivalen nicht neugierig zu sein. Dich interessiert einzig und allein Ethram-Fal, nicht wahr, Zelandra?«
»Kein Wunder, daß ich mich mit dir nicht öfter unterhalte, Mithrelle. Du bist die mißtrauischste Frau, die ich kenne.«
Zelandras Hände schoben sich über den Tisch zu den glänzenden Kugeln. Mithrelles Bild wurde größer und heller.
»O nein, Milady. Denk ja nicht, du könntest die Audienz schon beenden. Ich kann unbeantwortete Fragen nicht ertragen, und du hast mich sehr neugierig gemacht.«
»Leb wohl, Mithrelle.« Zelandra klatschte die Hände auf zwei Steine, und das Trugbild der sabateischen Zauberin flimmerte und wurde schwächer. Doch sogleich erstrahlte es wieder, heller als zuvor.
»Du wolltest deine alte Freundin verlassen?« Mithrelles Stimme wurde zu einem tiefen Knurren. »Komm zu mir, kleine Zelandra. Komm zu mir und beantworte meine Fragen. Sei meine Sklavin.« Das ovale Bildnis dehnte sich schnell aus und gewann an Tiefe. Zelandra hatte das Gefühl, in ein offenes Portal zu blicken, das aus leerer Luft erbaut war.
Mithrelles nackte weiße Arme schossen aus dem Bild heraus, und packten Zelandra an der Kehle. Die schwarzen Nägel bohrten sich in Zelandras Hals. Die sabateische Zauberin beugte sich ins Gemach, als lehne sie über einem Fensterbrett.
»Du wolltest mit mir spielen, Zelandra? Hast du vergessen, daß ich immer besser war als du? Komm!« Mithrelle drückte Zelandra die Luft ab und zog sie vom Stuhl.
Das Blut dröhnte in Zelandras Ohren. Sie beugte sich zurück und legte die Hände an Mithrelles Schläfen. Karmesinrote Lichtstrahlen schossen aus ihren Handflächen. Sogleich ließ Mithrelle das Kinn wie die Zugbrücke einer Burg fallen, doch sie gab keinen Laut von sich. Statt dessen löste sie die Hände von Zelandras Kehle und fuchtelte krampfhaft in der Luft umher.
»Du warst immer schon zu selbstsicher, Mithrelle«, sagte Zelandra heiser. Sie ließ die Hände auf die Steinkugeln fallen. Mithrelles Arme wurden gewaltsam zurück ins Bild gezerrt, das flimmerte und wieder zu einem flachen, durch die Luft schwebenden
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