Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Spiegel wurde.
»Das kannst du nicht tun!« Die Sabateerin hatte die Stimme wiedergefunden. Sie knurrte wie ein wildes Tier. Eine schwarze Haarsträhne fiel über ihr blasses Gesicht. »Das kannst du nicht!«
»Ich kann«, erklärte Lady Zelandra. Ihre Hände glitten über die Steine. Mit einem scharlachroten Lichtblitz verschwand das Bild wie eine platzende Blutblase.
Die Zauberin stand auf und streckte sich erschöpft. Sie rieb sich den schmerzenden Hals. Dann öffnete sie die Geheimtür und kehrte zurück in ihr Schlafgemach. Die Fackeln waren bereits tief heruntergebrannt. Zelandra warf einen Blick auf das einladende Bett, schüttelte den Kopf und seufzte. An Schlaf war in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Still huschte sie durch den Raum und packte ihre Sachen für die bevorstehende Reise.
E LF
Breite Sonnenstrahlen fielen auf den Boden von Shakars Arbeitszimmer. Der schwarze Zauberer stand reglos da und blickte durch das offene Fenster in die grüne Pracht seines Gartens hinaus. Eine kühle Brise trug den Gesang der Vögel und den Duft der Blumen und Büsche herein, doch heute bemerkte der keshanische Zauberer diese stillen Gartenfreuden nicht. Langsam ging er vom Fenster zu seinem Mahagonischreibtisch und stützte sich lustlos darauf. Er war sehr bemüht, nicht an die Silberschatulle zu denken, die er dort hineingelegt hatte.
Hinter ihm schloß sich lautstark eine Tür. Der Zauberer zuckte heftig zusammen und wandte die schlaflosen Augen gierig zum Vorhang, der den Eingang zum Arbeitszimmer verbarg. Gulbanda stürzte heftig atmend herein, den Helm unter dem Arm.
»Meister«, stieß Gulbanda keuchend hervor. »Der Barbar, Lady Zelandra und zwei ihrer Diener haben die Stadt verlassen!«
Einen Moment lang blickte Shakar drein, als werde er umfallen. Dann verlieh ihm die Wut neue Kraft.
»Du lügst!« schrie der Keshanier. Schnell führte er mit den Händen einige Gesten in der Luft aus, bis seine Linke hoch erhoben blieb und die Finger sich zu Klauen gekrümmt hatten. Gulbanda wußte, daß diese Gesten den Todeszauber einleiteten. Er fiel auf die Knie.
»Meister, ich schwöre, es ist die Wahrheit. Ich sah sie durchs Karawanentor hinausreiten und die Karawanenstraße nach Sabatea einschlagen. Das Amulett hing nicht mehr am Hals des Barbaren. Das beschwöre ich.« Angstschweiß glänzte auf der Stirn des Kriegers.
Shakar wandte sich von dem knienden Mann ab und schüttelte mit unbändiger Wut die Fäuste.
»Bei den Schwarzen Göttern, wird jeder meiner Schritte vereitelt? Wohin sind sie geritten?«
»Meister, das weiß ich nicht. Wie befohlen, behielt ich das Haus der Lady im Auge. Als sie fortritten, folgte ich ihnen bis zum Karawanentor. Dann bin ich sofort zu Euch gekommen.«
Shakar blickte zum Fenster und ließ die Arme schlaff hinabsinken. Mit ausgezehrtem, aber ruhigem Gesicht wandte er sich wieder seinem Diener zu.
»Steh auf, Gulbanda«, sagte er leise. »Verzeih mir, daß ich meinen besten Diener und treuesten Freund bedroht habe.«
Taumelnd stand Gulbanda auf. Shakar ergriff seinen Arm und führte ihn zum Fenstersitz.
»Hier, setz dich. Nach der langen Wache mußt du müde sein.«
»Ich habe in der vergangenen Nacht keine Minute geschlafen, Meister.« Die schweren Lider bezeugten seine Ehrlichkeit.
»Ich ebenfalls nicht«, sagte der Zauberer. »Gib mir deine Brustplatte und deinen Helm. Wir wollen uns entspannen, essen, trinken und die nächsten Schritte planen.« Der Keshanier half Gulbanda beim Ablegen der Rüstung und legte alles auf einen Tisch am anderen Ende des Raums. Dann holte er aus einem Schrank einen Laib Brot und eine Kristallkaraffe mit Wein. Beides stellte er so vor Gulbanda hin, als sei Gulbanda der Herr und er selbst der Diener. Der Leibwächter verbarg ein überraschtes Grinsen, bis Shakar sich wieder abgewandt hatte. Wenn sein Meister schon den Verstand verlor, dann behagte ihm diese Art durchaus.
»Schmeckt dir der Wein?« fragte der Keshanier und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Leise öffnete er eine Schublade. Gulbanda trank gierig. Der Wein schmeckte eigenartig, aber nicht übel.
»Er ist süß«, sagte der Krieger und brach ein Stück Brot ab. »Ich habe einen solchen Wein noch nie getrunken.«
»Er wird aus brythunischen Äpfeln gekeltert und ist etwas stärker, als man denkt.« Shakar suchte in der Schublade herum. »Sag mir, Freund, wie sollen wir uns am Barbaren rächen und Lady Zelandra die Schatulle entreißen?«
Gulbanda nahm noch einen
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