Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
er leise und schüttelte sich. Sein ausgezehrter, vornübergebeugter Körper bebte in den grauen Gewändern.
»Ha! Ja, bei Set!« Ethram-Fals Lippen zogen sich von den grün gefärbten Zähnen zurück. In seinen Augen loderte ein schreckliches Feuer. Er ließ den Pokal los, der in der Luft vor ihm stehenblieb. Die Pupillen des Stygiers rollten zurück, sein Körper wurde vor Anstrengung steif. Der Pokal verformte sich, als würde eine unsichtbare Hand ihn zerquetschen. Eine Onyx-Raute löste sich und tropfte zu Boden, während der Pokal zu einem Silberklumpen wurde. Ethram-Fal lachte vor Freude und ließ den Klumpen fallen.
Er war stärker geworden, als er es sich je hätte träumen lassen. Jetzt sollte Zelandra versuchen, sich ihm zu widersetzen. Ha! Der Zauberer lehnte sich zurück. Sein großer Kopf rollte auf den schmalen Schultern hin und her. Die durch die Droge hervorgerufene Ekstase durchströmte ihn und beflügelte seine Phantasie. Er erinnerte sich daran, wie er in Gestalt Eldreds des Händlers vor Zelandra gestanden hatte. Er erinnerte sich an die Silberfäden in ihrem ebenholzschwarzen Haar, das auf ihren schlanken weißen Hals fiel. Wie wunderschön sie war! Und – bei Derketo – eine Zauberin! Mit Sicherheit war sie eine Frau, die das wahre Ausmaß seines Ehrgeizes zu schätzen wußte. Ja, sie war eine reife Zauberin, war es wert, an seiner Seite zu stehen.
Dennoch hatte sie ihn zurückgewiesen. Die Erinnerung an diese Schmach traf Ethram-Fal wie ein Peitschenschlag. Er rollte mit den Augen und blickte wild im Raum umher. Wie konnte sie so töricht sein? Es war doch ganz offensichtlich, daß sie immer noch viel über ihn und den Smaragd-Lotus lernen mußte. Aber sie würde ihre Lektion schnell lernen, sobald ihr Vorrat an Lotus zur Neige ging und ihre neu erworbene Macht dahinschwand. Danach würde es nur noch den verzehrenden Hunger geben, der dem Wahnsinn und qualvollen Tod voranging.
Der Stygier zwang sich, langsam zu atmen und sich zu beruhigen. Er mußte nur warten, und sie würde sein werden. Angekrochen würde sie kommen und von ihm das erflehen, was sie verschmäht hatte. Bald würde er alles besitzen, was er sich wünschte. War er nicht der Herr des Smaragd-Lotus?
Unvermittelt stand der Zauberer auf und ging vorsichtig um die vielen Tische in dem steinernen Gemach herum. Auf jedem standen Gegenstände, die für einen speziellen Zauber benötigt wurden. Er schob sich an dem großen Tisch vorbei, auf dem sich ein Glasgefäß mit einem kleinen Busch befand, dessen Blätter dick und rötlich waren. Auf dem nächsten Tisch standen ein Mörser mit dunklen Flecken und ein Stößel, mehrere mit Flüssigkeit gefüllte Phiolen in einem Metallständer und ein längliches Kästchen aus Ebenholz mit einer kleinen goldenen Schließe. Mit zitternden Händen öffnete Ethram-Fal das Kästchen. Mit ehrerbietigen Augen blickte er auf den Inhalt.
Das schwarze Kästchen war etwas länger als der Unterarm eines Mannes und so breit und hoch wie eine Männerhand. Dunkelgrüner Staub füllte es zur Hälfte.
»Halbleer«, flüsterte der Stygier. Er schürzte die trockenen Lippen und runzelte die Brauen. Die überströmende Zuversicht, die ihn vor wenigen Momenten noch erfüllt hatte, war jetzt eine längst entschwundene Erinnerung, weit entfernt und sinnlos. Eisige Angst umklammerte ihn jetzt. Er hatte zuviel Zeit zugebracht, mit seiner neuen Macht zu experimentieren, statt sich um das zu kümmern, was ihm diese Macht ermöglichte. Er mußte den Smaragd-Lotus hegen und pflegen und mehr für seinen persönlichen Bedarf ernten.
Ethram-Fal schob den Vorhang beiseite, der den Eingang verhüllte – im Palast des Cetriss gab es keine Türen. Der dunkle Korridor war ein aus dem Fels gehauener Stollen. Als der Zauberer ihn entlangeilte, wirbelten die Sandalen an seinen Füßen den Staub von Jahrhunderten auf. Er lief eine Wendeltreppe hinab, die sich durchs Urgestein wand, und gelangte zu einem Raum mit Deckengewölbe. Der Ausgang war ebenfalls mit einer Decke verhangen. Dahinter kam man in die Große Kammer, die Cetriss in den Tagen des alten Stygiens zweifellos als Audienzsaal benutzt hatte. Jetzt diente der Raum als behelfsmäßige Unterkunft für Ethram-Fals bewaffnete zwanzig Krieger.
Drei Krieger saßen in der Großen Kammer. Bei Ethram-Fals Eintritt sprangen sie sofort auf und schlugen die rechte Handfläche aufs Herz. Der Zauberer lächelte und nickte beifällig zu dieser Ehrenbezeugung. Als er Kheshatta auf
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