Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
kräftigen Schluck von dem süßen Wein, der sich einen wärmenden Pfad durch seinen Leib suchte. »Nun, wenn wir schnell sind, könnten wir ihnen folgen, wohin auch immer, sie überfallen und töten. Ich täte dies auch allein, aber bei meiner verletzten Hand und Eurer ...« Die Stimme versagte ihm. »... Krankheit.«
»Ah, du schlägst vor, ich soll mehr Leute anwerben«, sagte Shakar und holte die Silberschatulle aus der mit Samt ausgeschlagenen Schublade. Er stellte das Kästchen auf die Schreibtischplatte und klappte den Deckel auf.
»Ja, zwei oder drei tapfere Söldner mit Dolchen würden die Aussichten verbessern.« Gulbanda spülte einen Bissen Brot mit Wein hinunter. Das süße Zeug stieg ihm in den Kopf. Hinter ihm führte Shakar schnell das silberne Löffelchen zweimal zum Mund. »Selbstverständlich würde ich den Barbaren allein besiegen, hätte ich nicht diese Wunde«, fuhr der Leibwächter fort.
Der Zauberer spannte seinen Körper an, um die Schauder zu unterdrücken, die ihn schüttelten. Er drängte die Tränen zurück und holte tief Luft, um die Schmerzen zu lindern.
»Weißt du, wo man solche Männer findet?« Shakars Stimme war heiser geworden, doch sein Leibwächter achtete nicht darauf. Gulbanda nahm noch einen tiefen Schluck und genoß die Wärme, die sich in seinem Körper ausbreitete.
»Ja, ja«, antwortete er. »Mir fallen gerade ein paar Männer ein.«
»Erzähl mir von ihnen«, bat Shakar, obgleich er nicht zuhörte. Er holte mehrere Gegenstände aus der Schublade und legte sie vor sich auf den Schreibtisch. Einen zwei Zoll langen hohlen Bambusstab, der so geschnitten war, daß die Basis verschlossen und die Spitze eine lang auslaufende Klinge war, scharf wie eine Glasscherbe. Diesen Stab stellte er auf. Aus einer kleinen schwarzen Kristallphiole, die er entkorkte, schüttete er eine honigartige durchsichtige Flüssigkeit ins Bambusgefäß. Als letztes zog er ein Spitzentaschentuch mit verkrustetem Blut hervor. Mit dem Daumennagel schabte Shakar Flocken des getrockneten Bluts in die Bambusröhre. Dann umfing er den Stab mit beiden Händen und sprach ein Wort in der heiligen Sprache der Priester Keshiens. Ein dünnes, kaum sichtbares Rauchwölkchen stieg aus der Bambusspitze auf. Er nahm den Bambus wie einen Dolch in die rechte Hand und erhob sich.
»Alles bewährte Haudegen«, schloß Gulbanda. »Ein paar Goldmünzen werden dir ihre Loyalität bis in den Tod sichern, Shakar.« Er sprach bereits ein wenig undeutlich.
Der Keshanier zeigte nur geringe Aufmerksamkeit, doch innerlich kochte er, als er zu seinem Leibwächter schritt. Der Hund hatte ihn mit Namen angesprochen, nicht als Meister. Das machte ihm seine Aufgabe leichter. Er legte die kalte Hand auf Gulbandas Schulter und musterte das dünne Lederwams, das jetzt der einzige Schutz des muskelbepackten Kriegers war. Der Leibwächter drehte den Kopf, um seinen Meister anzuschauen. Seine trüben Augen nahmen Shakars ausdruckslose Miene nur mühsam wahr.
»Du, Gulbanda, wirst mir noch viel länger als bis in den Tod treu ergeben sein«, erklärte Shakar beinahe zärtlich. Dann rammte er mit aller Kraft den Bambusstab in Gulbandas Brustmitte. Der Leibwächter schrie und sprang auf. Der schwarze Zauberer klammerte sich wie ein Blutegel an ihn. Der Inhalt der Bambusröhre strömte in Gulbandas Körper. Noch ein wilder Schrei, dann stürzte der Leibwächter zu Boden, wobei er Shakar mitriß.
»Ayah Damballah!« sang der Zauberer. »Töte Zelandra und bring mir die Schatulle! Töte den Barbaren und bring mir die Schatulle! Zereth Yog Ayah Damballah! «
Gulbanda schlug wild um sich, während er sich in Krämpfen wand. Dabei schrie er, als zöge man ihm bei lebendigem Leib die Haut ab. Seine Schreie und Shakars Singsang vermischten sich zu einem grauenvollen Chor. Jeder der Männer versuchte, den anderen zu übertönen. Schließlich erstarben die Schreie, und Shakars Stimme trug den Sieg davon.
Z WÖLF
Ethram-Fal saß allein in einem Raum, der aus gewachsenem Fels herausgehauen war, und trank auf sein Glück. Sein Pokal war aus glänzendem Silber mit polierten schwarzen Onyxrauten gefertigt. Bis zum Rand war er mit einer abstoßend aussehenden grünlichen Flüssigkeit gefüllt: Wein mit einer großen Portion Smaragd-Lotus gemischt. Der Stygier schwenkte den dickflüssigen Trank und leerte den Pokal. Dann schloß er die Augen und ließ das Getränk durch die Kehle rinnen. Als er den leeren Pokal von den Lippen nahm, stöhnte
Weitere Kostenlose Bücher