Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Sessel und lächelte in ihre geheimnisvollen Augen. »Du scheinst hier jeden zu kennen, doch ich habe bis jetzt noch nicht deine Bekanntschaft gemacht. Deshalb bin ich gekommen. Sag mir, was machst du, wenn die Leute zu dir kommen?«
Offenbar verlegen schlug sie die Augen nieder und errötete. »Machen?«, stieß sie hervor. »Nun, ich prophezeie ihnen ihr Schicksal.«
»Aha, du bist eine Seherin!« Unwillkürlich wich Conan zurück, nicht nur, weil er jeglicher Zauberei abgrundtief misstraute, sondern auch, weil ihm andere Runenwerfer in der Vergangenheit so viele unerklärliche Dinge für seine Zukunft vorausgesagt hatten. Doch dann wies er sich zurecht. Wie konnte eine so zarte und wunderschöne junge Frau ihm übel gesonnen sein?
Lächelnd lehnte er sich über den Tisch. »Nimmst du für deine Dienste Geld?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf und schien über diese Frage erstaunt zu sein. »Nein, für mich ist es lediglich ein Zeitvertreib ... eine Handfertigkeit, welche ich noch nicht vollständig beherrsche. Ich möchte nicht, dass jemand meine armseligen Voraussagen allzu ernst nimmt.«
»Es ist also alles nur zum Scherz.« Conan nickte. »Gut, denn ... wie heißt du eigentlich?«
»Ich? Ich bin Inara.«
Wieder nickte der Cimmerier. »Denn, Inara, ein langer klarer Blick in die Zukunft würde meiner Meinung nach auch sehr viel Leid und Schicksalsschläge enthüllen.«
»O ja«, stimmte sie ihm eilfertig zu. »Das habe ich erlebt. Zum Glück scheint das Schicksal der meisten Menschen in Qjara in der nächsten Zeit recht ... unbedeutend zu sein.« Sie sprach etwas nervös und vermied es immer noch, ihn direkt anzuschauen. »Ich erzähle ihnen meine Visionen nur zur Unterhaltung und damit ich üben kann. Ich verlange keinerlei Bezahlung, doch gelegentlich ...« Sie hob mit zwei Fingern den Schleier und nahm einen kleinen Schluck aus dem Becher, der fast leer war. »... lasse ich mir einen Becher des samarischen Narcinthe bezahlen, der mich wach hält.«
» Narcinthe, der Wein aus Jasminblütenblättern?« Conan nahm ihren Becher und schnupperte daran. Ein schwerer Duft schlug ihm entgegen. »Ziemlich berauschendes Zeug.« Er hielt den Becher hoch und gab dem Wirt ein Zeichen. »Anax, bring uns noch zwei.«
»Das wird mein zweiter Becher. Ich trinke nie mehr als zwei«, erklärte Inara und blickte ihm über den Schleierrand in die Augen. »Ich bin eigens deshalb hergekommen, weil es ihn im bäuerlichen Viertel nicht gibt.« Wieder errötete sie und schlug die Augen nieder. »Dieser Trank gewährt mir das zweite Gesicht.«
»Was? Willst du damit sagen, dass der Narcinthe dir erlaubt, in die Zukunft zu schauen?« Der Cimmerier schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie gehört, dass Jasmin eine derartige Wirkung hat. Die Vergangenheit auslöschen – ja, das bringt Wein fertig ... aber die Zukunft enthüllen?«
Bei seinen Worten musste sie lachen. »Ich lese die Zukunft nicht aus einer Schriftrolle oder aus einem Zauberspiegel. Aber es ist in der Tat der Narcinthe, der mir diese Visionen bringt.«
»Und was für Visionen sind das?«
Inara schüttelte den Kopf. »Ich sehe nur Dinge bei Menschen und spüre irgendwie, was mit ihnen geschehen wird. Es hat auch mit meinen Gefühlen ihnen gegenüber zu tun.«
»Und was siehst du so?«
»Ich brauche etwas Zeit und muss genau hinschauen. Zum Beispiel der Mann dort drüben ... der das Würfelspiel am langen Tisch beobachtet.«
»Ja, der Turanier.«
»Richtig, der mit dem grünen Turban. Er trägt das Band eines Sklaven um den Hals.«
»Nein, das trägt er nicht«, sagte Conan und blickte Inara verblüfft in die Augen. »Sprechen wir vom selben Mann?«
»Ich sehe ein bronzenes Band, das um seinen Hals geschmiedet ist«, erklärte Inara. »Das ist meine Vision.« Sie trank einen Schluck. »Das bedeutet, er war ein Sklave.«
»Oder wird einer sein, richtig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das Band ist alt und abgewetzt. Daher glaube ich, dass es aus einer früheren Zeit stammt. Wäre es neu und glänzend, könnte es in seiner Zukunft sein.« Sie blickte den Cimmerier über den Schleier hinweg an. »Außerdem habe ich ihn gefragt. Er zeigte mir die Narben am Hals aus den Jahren, ehe er sich freikaufen konnte.«
»Hmm«, meinte Conan. »Das beweist aber wenig. Wir brauchen nicht unbedingt Seher, um die Vergangenheit zu erkennen, zumindest nicht, solange sie lebendige Erinnerung ist.«
»Mir beweist es viel. Ich bemühe mich auch sehr, stets die Wahrheit zu
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