Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Ende. Die Nomaden der Karawane, die schon seit Ewigkeiten keine Frau mehr gesehen hatten, waren aufgestanden und umringten die schöne Tänzerin. Sharla jedoch bewegte sich stets außerhalb der Reichweite der Männer.
Die Krönung ihres Tanzes, als sie den letzten Schleier den Flammen opferte und nun nackt war, währte kaum einen Herzschlag, dann war Sharla hinter dem Wandschirm und in den dicken Mauern der Karawanserei verschwunden. Unvermittelt endete auch die schrille Musik.
Als sie bald darauf wieder erschien, hatte sie ihre üppige Gestalt in ein seidenes Gewand gehüllt. Um ihre Verehrer kümmerten sich bereits andere weniger scheue Frauen in der Karawanserei, die die Männer mit Getränken und Liebkosungen versorgten. Sharla schritt zu dem langen geölten Tisch unter dem Zeltdach, an dessen Stirnseite Conan saß.
»Wirt, einen großen Becher mit einem kalten Getränk«, rief sie. »Und für diesen Fremdling keinen Arrak mehr!« Sie legte den Arm um die Schultern des Cimmeriers. »Er muss nüchtern bleiben, um mich zufrieden zu stellen.«
Dann nahm sie auf dem Stuhl neben Conan Platz und wich auch nicht zurück, als dieser die Hand um ihre Mitte legte. Mit strahlenden Augen blickte sie auf die anderen Gäste und war offenbar stolz darauf, dass der Hüne aus dem Norden sie so offen für sich beanspruchte.
»Nun, Conan, wie hat dir mein Tanz gefallen?«, fragte sie ihn. »Hat er dich an die schlimmen Nächte im fernen Shadizar erinnert?«
Conan lachte. »So ein Tanz im Sumpf Shadizars, von einer Maid wie dir ... nein, die Schwachköpfe dort würden ihn niemals zu schätzen wissen. Alle wären viel mehr damit beschäftigt, sich gegenseitig die Kehlen aufzuschlitzen oder die Börsen zu rauben – oder diesem Schicksal zu entgehen. Doch hier in der Wüste ...« Er streichelte den Rücken der Tänzerin und ihren schmalen Nacken. »Ja, hier gleicht so ein Tanz einem Wunder, einem unbezahlbaren Juwel.«
»Oh! Ich habe heute nur für dich getanzt.« Sharla schien noch nicht ganz mit seinem Lob zufrieden zu sein. Sie entwand sich seiner Berührung und griff nach ihrem Becher.
»Dein Tanz ... Mädchen, glich dem Flug der Sterne am nächtlichen Firmament!«, mischte sich ein Fremder ein. »Er glich dem Galopp der schnellsten und kostbarsten Rennkamele in Afghulistan! Meine liebreizende Schöne, ich bin Memchub.« Der Sprecher war ein dicklicher Mann mit kurzem Bart in den Seidengewändern des östlichen Shem. Conan hielt ihn für einen Kaufmann, dem der Großteil der Karawane gehörte, die zur Zeit in Qjara Rast machte. Vorsichtig legte der Kaufmann Sharla die Fingerspitzen auf die Schulter. »Würdest du dich zu mir setzen, könnte ich dir noch mehr über deinen Tanz sagen. Ja, ich würde dein Talent mit Ellaels hellen Sternen über uns vergleichen und ...«
»Nein, danke für dein Lob«, schnitt Sharla ihm das Wort ab. »Bitte lieber eine der anderen Frauen hier, dir Gesellschaft zu leisten. Ich bin Künstlerin und werde eines Tages im Tempel der Einen Wahren Göttin tanzen oder im vornehmen Shadizar – und heute Abend habe ich einen Begleiter.« Sie nickte mit dem Kopf zu Conan, der sich aufsetzte, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
»Begleiter? Ich sehe nur einen feinen jungen Ochsen! Ich habe vielen wie ihm Arbeit gegeben und könnte auch jetzt einige für meine Karawane brauchen.« Der Shemite blickte an Conan vorbei zu Sharla. »Doch als Künstlerin sehnst du dich gewiss nach Feinerem – wie nach einem Gespräch, das dir ein weltgewandter und kultivierter Mann zu bieten vermag, der dir auch seltene Geschenke macht und dir kostbares Geschmeide schenkt.« Er schob die bestickte Seidenweste beiseite und schüttelte die pralle Börse, die dort angebunden war. »Hübsche Goldmünzen aus fernen Ländern.«
»Das reicht!«, sagte Conan und packte den Kaufmann kräftig an der Schulter. »Die Künstlerin möchte ihre Ruhe haben ...«
»Er hat Recht«, meinte Sharla. »Aber, Conan, Meister Anax will nicht, dass du seine Gäste ohne Not verletzt. Lass ihn los, sofern er verspricht, sich zu benehmen.« Dann blickte sie Memchub an und sagte lächelnd: »Wenn du Gesellschaft suchst, wird Babeth mit Sicherheit glücklich sein, dich zu unterhalten.«
Die Hure Babeth kam schnell herbei, als sie ihren Namen hörte, und verließ sogleich den weniger begüterten Kameltreiber auf der Bank in der Nähe. »In der Tat werde ich glücklich sein, die Gesellschaft eines so hochgebildeten Aristokraten genießen zu
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