Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
schmerzhaft. Wenn auch niemand das Alter der Minenschächte kannte, so waren die Leitern doch in gutem Zustand. Daher mussten die letzten verkrümmten Bäume im Tal nicht gefällt werden.
Als Tulbar zum ersten Mal in einen Schacht einstieg, machte er eine seltsame Entdeckung. Je weiter er in den Berg ging, desto mehr wurde das schwächer werdende Tageslicht durch einen eigenartig grünen Schimmer in der Mine ersetzt. Dieser Schein kam vom Gestein, nein, vom Moos, wie ihm jemand erklärte. Doch schon bald fand er heraus, dass das Licht am stärksten an den frisch geschürften Stellen war. Es war ein gespenstischer Anblick, dieses grünlich schimmernde Gestein, das sich im Schoß der Erde beinahe warm anfühlte und zu blassem weißlichem Geröll wurde, sobald man es in Körben nach oben ans Tageslicht schaffte.
Die natürlichen Lichtquellen ersparten den in der Mine Arbeitenden den Gestank und die Gefahren von Öllampen. Gleich am ersten Tag mussten die Sklaven in die Schächte steigen. Die Männer schlugen mit Hämmern Gesteinsbrocken heraus, welche die Frauen in Körben nach oben schafften. Das Erz lagerte in schmalen, sich lang dahinziehenden Adern dicht unter der Oberfläche, sodass man nicht tief schürfen musste, um es zu erreichen. Das schimmernde Zeug löste sich leicht aus der Wand. Es gab jede Menge natürliche Risse und Sprünge, sogar Nischen. In diesen Taschen befanden sich zum Staunen der Männer Ansammlungen pyramidenförmiger Kristalle, die durch die staubige Luft des Schachts smaragdgrünes Licht entsandten.
In Anbetracht der Mühen und Kosten, die der König Anaximander aus dem fernen Land nicht scheute, um das Metall zu gewinnen, musste dieses von seltenem Wert sein. Tulbar wunderte es daher, warum diese Minen nicht schon vor Jahrhunderten genutzt worden waren, zumal man das Erz so leicht gewinnen konnte. Warum waren zum Beispiel die Männer von Shartoum nicht hermarschiert und hatten es aus der Erde geholt? Eine teilweise Antwort fand der Hyrkanier darin, dass dieses Metall wohl eine überaus komplizierte Methode zur Veredelung erforderte und ein Wüstenbandit wie Fouaz dazu nicht imstande war.
Außerdem schienen die Minen ein Monopol der Könige und Priester Sarks zu sein, welches durch todbringende Flüche und die Androhung militärischer Maßnahmen geschützt wurde. Zweifellos sollte dieser riesige Schatz für die Nachkommen der Dynastie in der Erde bleiben. Religiöse Riten spielten auch irgendwie eine Rolle. Zu verschiedenen Zeiten schickte man Tulbars Gruppe in drei verschiedene Minentunnel. Obgleich das geförderte Erz in allen dreien offensichtlich das Gleiche war, achtete der Erzpriester Khumanos peinlich genau darauf, dass die Erze nicht vermischt wurden. Bei Zuwiderhandlung erfolgte eine strenge Bestrafung. Die Gesteinsbrocken wurden in Packkörbe geladen, die mit verschiedenfarbigen Schnüren sorgfältig vernäht wurden. Es gab schwarze, rote und gelbe Schnüre. Die sarkadischen Wachen bestraften jegliche Schlamperei beim Packen oder Diebstahl unnachsichtig mit Auspeitschen.
Tulbar schätzte den Erzpriester Khumanos als einen eiskalten, überheblichen Mann ein. Er erteilte den beiden jüngeren Priestern, die ihn begleiteten, barsche Befehle in der kehligen Sprache Sarks. Obgleich auch diese Schüler sich von den anderen fern hielten, zeigten sie ganz gewöhnliche menschliche Schwächen. Sie kamen ihren priesterlichen Pflichten eifrig nach, waren zuweilen aber auch zornig oder hatten mit den Sklaven Shartoumis Mitleid. Khumanos dagegen führte seine Segnungen und Beschwörungen ohne jegliches Gefühl aus und schien nur bestrebt zu sein, alle Einzelheiten der Rituale bis ins Kleinste korrekt zu erfüllen. Obgleich er als Einziger der Sarkaden die Mundart der Beduinen Shartoumis sprach, richtete er das Wort höchst selten an einen Sklaven und gab niemals öffentliche Erklärungen ab über Belohnung, Bestrafung oder Hoffnung. Auf Tulbar wirkten die Beweggründe des Priesters, diese Expedition zu den Minen durchzuführen, äußerst dunkel und geheimnisvoll.
Als Krankheiten die Sklaven heimzusuchen begannen, rückte Khumanos mehr ins Licht der Aufmerksamkeit. Anfangs waren es nur stark juckende Ausschläge und Wunden, die nicht heilen wollten. Das war unerklärlich, da die Arbeit keineswegs die Kräfte überstieg und das Essen durchaus genießbar war. Es gab auch genügend Wasser zum Trinken und zum Waschen. Tulbar und Hekla blieben von den meisten dieser Krankheiten verschont, doch
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