Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
mehrmals ernannten Sklaven Shartoumis Männer aus ihrer Mitte zu Gesandten, um den Erzpriester um Hilfe zu bitten.
Doch diese Hilfe kam nie. Khumanos erklärte, es gäbe keine Hilfe. An dieser Erklärung hielt er auch noch fest, als später ernsthaftere Krankheiten auftraten. Wassersucht, Lähmungen und Wechselfieber machten die älteren Sklaven und die Frauen arbeitsunfähig. Khumanos schob diese Krankheiten auf die giftigen Bisse der Spinnen in den Schächten und befahl allen, ihre Arbeitsplätze in den Minen sauberer zu halten.
Doch all die Härten der letzten Tage und Wochen spielten für Tulbar keine Rolle mehr. Schon bald würde dieses seltsame Abenteuer hinter ihm liegen. Dessen war er sicher. Jetzt erhellte der Mond ein Dreieck in der Zeltspitze über ihm. Das Licht reichte aus, um zwischen den Schlafenden durchs Zelt zu huschen. Gewiss war Hekla auch schon wach und wartete mit der Beute, welche die beiden durch geschicktes Stehlen auf die Seite gebracht hatten. Tulbar erhob sich lautlos.
Vorsichtig kletterte er über ein Dutzend schlafender Sklaven in Richtung Heklas Lager. Im Zelt hörte man nur das Stöhnen der Kranken und die schweren Atemzüge derer, die einen schlechten Traum hatten. Tulbar sah keinen Grund, sich zu fürchten. Die Wachen waren im Lauf der Zeit unaufmerksamer geworden. Und die meisten hart arbeitenden Sklaven waren so erschöpft, dass man sie nicht einmal durch kräftiges Schütteln wecken konnte. Tulbar stieg über die Schlafenden, bis er vor Heklas Matte stand.
Der kleine Dieb schien ihn nicht gehört zu haben. Er hatte die räudige Kamelhaut über den Kopf gezogen. Das sah Hekla gar nicht ähnlich. Vielleicht war er krank. Vorsichtig, um den Freund nicht aufzuschrecken, legte Tulbar eine Hand auf den Schlafenden, um ihn zu wecken. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, was er fühlte. Er hob die Kamelhaut an einer Ecke hoch und schaute darunter.
Das Licht ...! In Panik riss der Hyrkanier die Kamelhaut hinweg und ließ sie fallen.
Die Edelsteine, die Kristalle, die sie aus der Mine gestohlen hatten und die Hekla bei sich versteckt hatte, warfen jetzt ihr strahlendes grünes Licht gleich einem Netz auf die Schlafmatte. Im Lauf der Nacht hatten sie sich offensichtlich durch die Beutel gebrannt, in denen sie versteckt waren. Voller Grauen sah Tulbar, dass sie weit mehr verbrannt hatten. Im Zentrum des grellen grünen Lichts lag Heklas winzige Gestalt. Nur verbrannte Knochen und etwas Asche waren von dem kleinen Dieb übrig. Scharfer Brandgeruch stieg Tulbar in die Nase. Er spürte die Hitze, die von den Kristallen ausging, als er die schweißnassen Handflächen darüber hielt.
Der grelle smaragdgrüne Lichtschein weckte nun auch die anderen Sklaven. Sie krochen vorwärts, um das verkohlte Skelett zu betrachten. Einige stöhnten oder schrien vor Schreck laut auf. Gleich darauf kamen die Wachen. Sie trieben die Sklaven in eine Ecke des Zelts und sammelten behutsam die gestohlenen todbringenden Edelsteine ein.
Da Tulbar der Freund und Komplize des Diebs war, brachte man ihn vor den Erzpriester Khumanos. Dieser musterte ihn ohne Hass.
»Du bist unter uns ruhelos«, sagte der Erzpriester zum eingeschüchterten Dieb. »Du hast nie richtig zu Shartoumis Sklaven gehört und jetzt bist ohne Freund. Die Bürde der Pflichten, welche unser Gott Votantha auf deine Schultern geladen hat, ist nicht leicht zu tragen. Das verstehe ich.« Er nahm ein Amulett oder eine Art Talisman von seinem Hals. Es war eine uralte, bereits angerostete und abgebrochene Schwertklinge an einem Lederriemen. »Doch ich vermag dir einen Dienst zu erweisen. Dieser Zauber wird das Leid lindern, welches dich befallen hat.« Er zeigte mit dem Klingenstumpf auf Tulbar und näherte sich ihm.
K APITEL 5
Herausforderung im Mondenschein
Tempeltänzerinnen sprangen und drehten sich zu den glockenhellen Klängen um das türkisfarbene Wasserbecken, das vor der Alabasterstatue der Einen Wahren Göttin Saditha lag. Die schlanken Priesterinnen tanzten auf bloßen Füßen im Kreis auf dem mit blauen Adern durchzogenen weißen Marmor. Sie waren keusch in fließende Gewänder gekleidet und trugen einen Kopfschmuck mit langen Bändern. Jede Tänzerin hielt vor der Statue inne, drehte eine Pirouette, warf ein Bein fast zum Spagat in die Höhe und tanzte weiter zum Klang der Flöten und Zithern.
Die Hitze des Tages wurde im Schatten der Vorhalle des Tempels mit dicken Säulen gemindert. An einem Ende thronte die Statue. Die
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