Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
königlicher Bruder«, antwortete Semiarchos. Er reichte Anaximander die Rechte und geleitete ihn von der Sänfte zu seinem Streitwagen. »Gesegnet seiest du von unserer Stadt und unserer Göttin. Du fährst doch mit uns? Gut. Zaius, reiche mir die Zügel. Du steigst ab und gehst hinter dem Streitwagen, damit unser hoher Gast mit meiner Gemahlin und mir bequem fahren kann.«
»Dann muss dies also die legendäre Königin und Hohepriesterin Regula sein.« Anaximander musterte die Königin unverhohlen. »Wahrlich eine geziemende Gefährtin für einen König, der so wohlhabend und geliebt ist wie du.«
»Tiefsten Dank«, sagte Semiarchos erfreut.
»Ja, Dank, o König«, sagte die Königin und errötete leicht. »Kraft meines Amtes als Priesterin und als Königin erkläre ich den heutigen Tag zu einem historisch bedeutsamen und heiße dich willkommen.«
»In der Tat ist dieser Tag ein historischer, da ich Führer der staatlichen und religiösen Verwaltung Sarks in einer Person bin.« Der Streitwagen machte kehrt und rollte über das holprige Pflaster zurück. Anaximander war es offensichtlich nicht gewohnt, in einem Gefährt mit Rädern zu stehen, denn er hielt sich mit einer Hand an der Bronzestange fest. »Ihr heißt mich fast wie ein Mitglied der Familie willkommen, Semiarchos! Manche Könige wären jedoch über einen derartig formlosen, ungezwungenen Empfang beleidigt. Doch ich bin nicht der Mann, der lange nachtragend sein kann. Im Gegenteil – ich halte eure fremdländische Lebensart für sehr aufschlussreich. Und eure Stadt – nun, sie blüht und gedeiht wie nie zuvor.«
»Oh, du hast Qjara schon früher einmal gesehen?«, fragte Königin Regula interessiert.
»Nur in angenehmen Träumen und Visionen«, versicherte ihr der König Sarks. »Ich bin noch nie zuvor so weit nach Norden gereist.«
Das Alte Tor führte ins Viertel der Kaufleute. Entlang einer breiten Prachtstraße standen die Villen der reichsten Familien Qjaras. Anaximander stand mit seinen königlichen Gastgebern im Streitwagen und nickte beifällig beim Anblick der lächelnden, gut gekleideten Bürger, die von Balkonen und Eingängen aus winkten. »Euer Adel verkriecht sich nicht vor euch«, meinte Anaximander anerkennend. »Sie sind aufgeschlossen und bereit, einem Fremden zu trauen.«
»Ja, gewiss doch«, erklärte Semiarchos. »Sie wünschen sich ebenso gute Beziehungen zwischen unseren beiden Städten wie die Königin und ich.«
Sie fuhren über den alten Marktplatz. Für gewöhnlich war es dort ziemlich schmutzig und es roch übel. Doch heute hatte man alles gereinigt und für den großen Tag mit Blütenblättern bestreut. In der Mitte stand ein Brunnen mit niedrigem Beckenrand. Im Wasser plantschten Kinder und spielten mit ihren Eltern. Als sie den Streitwagen sahen, winkten sie den Königen zu.
»Ihr seid reichlich mit Wasser gesegnet«, sagte Anaximander. »Ein aufmerksamer Gott betrachtet euch mit Wohlwollen.«
»Ja, unsere Göttin ist großzügig«, bekräftigte Königin Regula.
»Das ist einer unserer vier Stadtbrunnen«, erklärte Semiarchos. »Sie werden von einem Aquädukt gespeist, das mein Vater, König Demiarchos, entlang der Mauer des Karawanenviertels erbauen ließ.«
»Ach ja, die Karawanen folgen dem Wasser«, meinte Anaximander. »Viele davon vermehren euren Reichtum, nehme ich an.«
»Ja, für gewöhnlich schon. Doch dieses Jahr beginnt die Hauptreisezeit ziemlich spät. Dieselben Schneemassen, die unseren Fluss mit Wasser versorgen, versperren die Pässe nach Norden.«
»In der Tat.« Anaximander lächelte. »Doch wenn diese Karawanen nach Süden und Westen ziehen, werden sie eine Stadt finden, die sich zweifellos freut, sie willkommen zu heißen.«
»Ja, da bin ich sicher.« Semiarchos nickte und blickte vom Gast zu seiner Gemahlin.
Der König von Qjara, der die Zügel des Streitwagens in der Hand hielt, war älter und kräftiger als der andere Regent. Sein silbergraues Haar und sein Bart wiesen auf Vorfahren hin, die eher aus Corinthia im Norden als aus den reichen shemitischen Ländern stammten, obgleich diese Länder näher lagen. Auch Königin Regula, mit kastanienroten Haaren, die nur von einigen Silbersträhnen an den Schläfen durchzogen waren, und ihrer stattlichen Gestalt war viel hellhäutiger als der hoch gewachsene schlanke König Sarks mit dem schwarzen Lockenbart, der viereckig geschnitten und sorgfältig eingeölt war. Das Beisammensein dieser drei hoch gestellten Personen schien
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