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Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Titel: Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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nach dem anderen nickte. Zuletzt auch der bärtige Kopf auf dem dünnen Hals. Der oberste Bruder hob die Hände. Eine Feuerkugel, zinnoberrot mit Goldpunkten, erschien zwischen den Handflächen und verwandelte Magier und Krieger in blutrote und pechschwarze Gestalten.
    Der Bruder mit der Kugel hob die Hände höher. Die anderen Brüder stimmten einen Gesang an, den Aybas noch nie gehört hatte und der ihm noch weniger als die übrige Musik der Magier gefiel.
    Die Kugel sprang in die Luft und stieg höher als der Damm, höher als die oberste Zinne des Turms des größten Tempels von Aquilonien. Beim Steigen stieß sie einen Schrei aus, der aus einer menschlichen Kehle zu stammen schien. Das Ungeheuer beantwortete den Schrei.
    Dann war die Kugel verschwunden, und Feuer regnete auf die Krieger herab. Gold und Zinnober mischten sich ins Feuer, und die Krieger erhoben Gesichter und Waffen zu ihm empor.
    Das Feuer ließ sich auf den Kriegern nieder und verwandelte ihre Augen und Münder in Feuerteiche. Aybas hatte den Eindruck, als seien die Pougoi-Krieger jetzt Wesen in Menschengestalt, die man mit Raubkatzen oder Drachenblut oder gar beidem gezeugt hatte.
    Die Waffen verwandelten sich nicht in Feuer. Sie erhoben sich aus den Händen der Träger wie Zweige in einem schnell dahinrauschenden Fluss. Einige Speere drehten sich und zeigten mit den Spitzen nach unten. Etliche Schwerter tanzten, wie von Zauberhänden geschwungen.
    Mitten in der Luft stieß ein Schwert mit einer Streitaxt zusammen. Die Funken des Aufpralls stoben auf die Fackeln herab. Und diese erloschen, als wären die Funken Wasser gewesen, nicht Feuer.
    Aybas hockte wie ein Tier da und schloss kurz die Augen. Er sah nicht, wie der Feuerschein der Waffen verglühte und alle in die Hände ihrer Besitzer vom Himmel herabfielen.
    Aber er hörte das Krachen, als die Streitaxt dem Besitzer den Schädel spaltete. Er hörte auch den Schrei, als ein Speer durch die ausgestreckten Hände eines Kriegers glitt und sich in dessen Bauch bohrte.
    Jedes Ohr eines Sterblichen im Tal musste diesen Schrei gehört haben und ebenso die Antwort des Ungeheuers darauf. Aybas hätte schwören können, dass das Saugen und Schmatzen nicht so laut sein könne wie Donner, wenn er es nicht in diesem Augenblick gehört hätte. Doch sogleich wurde ihm klar, dass er magischen Donner hörte, der ohne gleichzeitige Blitze bereits mehrmals gegrollt und den Magiern große Angst eingejagt hatte.
    Magier und Krieger standen stumm und regungslos im Donnerhall. Schließlich bewegte sich ein Krieger, beugte sich über seinen schreienden Kameraden und brachte ihn zum Schweigen, indem er ihm die Kehle durchschnitt. Als Schweigen einkehrte, zog ein anderer Krieger den Vorhang der Sänfte beiseite.
    Die Frau, die heraustrat, bewegte sich mit der Anmut einer Königin, obwohl sie barfuß war und nur ein schmutziges Nachtgewand trug. Ihr dunkles Haar wäre ihr unter anderen Umständen bis über die Schultern gefallen. Doch jetzt war es struppig wie ein Brombeergebüsch. Blutige Streifen am Hals und an den Ohren verrieten, wo man ihr gewaltsam den Schmuck abgerissen hatte.
    Im schlanken Arm hielt sie ein Bündel. Aybas murmelte ein kurzes Gebet, dass das Bündel nur Kleidung sein möge, die man Chienna mitzubringen gestattet hatte. Doch dann weinte das Bündel, und die Prinzessin wiegte ihr Kind, um es zu beruhigen.
    Aybas fühlte sich eigenartig ruhig. Prinz Urras Weinen war der erste ganz natürliche, ganz menschliche Ton, den er in diesem Tal seit vielen Tagen vernommen hatte.
    Doch dann begannen die Trommeln und die grauenvoll heisere Trompete wieder mit ihrem Lärm. Aybas war klar, dass es an der Zeit sei, sich zu zeigen, selbst an der Seite der Sternen-Brüder. Es wäre unklug gewesen, wenn die Magier daran gezweifelt hätten, ob Graf Syzambry die Prinzessin tatsächlich schätzte. Sobald sie zweifelten, würde sie der Tod sehr schnell ereilen.
    Aybas stand auf, wischte sich den Blütenstaub des Teebeerenstrauchs von der Kleidung und schritt zu den Sternen-Brüdern, allerdings mit der Hand am Schwertknauf.
     
    Für Prinzessin Chienna war es kein Trost zu sehen, dass sich ein Mann in angemessener Kleidung näherte. Dafür hatte sie zwei Gründe.
    Der eine Grund war, sich nach Decius' Weisheit zu richten, ebenso nach der Weisheit ihres Vaters und ihres verstorbenen Gatten, Graf Elkoruns. Alle drei hatten gesagt, dass falsche Hoffnung in einer verzweifelten Situation nur tiefere Verzweiflung bringe. Da

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