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Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Titel: Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Verzweiflung nicht nur ihren Tod, sondern auch den ihres Kindes bedeutete, würde sie so lange und heftig wie möglich kämpfen.
    Der andere Grund, weshalb sie sich Hoffnung versagte, entstammte nicht dem Rat eines anderen. Er rührte daher, dass sie eines mit Sicherheit wusste: Der Mann, den sie jetzt erblickte, konnte nur ihren Feinden dienen. Wahrscheinlich dem Grafen Syzambry oder einem anderen kleinen Fürsten in dem umstürzlerischen Bündnis, das der Graf gegen ihren Vater abgeschlossen hatte.
    Dieses Bündnis würde zerfallen, da war die Prinzessin sicher. Aber sie war keineswegs sicher, ob sie dieses Ende lebend mit ansehen würde. Doch schwor sie feierlich bei sämtlichen Göttern, dass sie es – wenn nötig – von jenseits des Todes beobachten würde.
    Offenbar spürte Prinz Urras die Empörung seiner Mutter. Er vergaß, dass sie ihn soeben beruhigt hatte, und begann wieder zu weinen. Mit äußerster Willenskraft beruhigte sich Chienna und wiegte den Säugling in den Armen.
    Doch der Kleine schrie laut. Wahrscheinlich hatte er Hunger.
    »Ist unter euch eine Amme?«, fragte sie. Am liebsten hätte sie gesagt: ›In diesem verfluchten Pestloch von Dorf.‹
    »Ich werde mich erkundigen, Hoheit«, sagte der Mann.
    Chienna verbarg ihre Überraschung. Beim Gürtel der Großen Mutter, dieser Mann beherrschte die Formen der Höflichkeit!
    »Tu das«, sagte Chienna gnädig und hob den Säugling hoch. »Er ist hungrig, und ich bin sicher, dass es nicht zu eurem Plan gehört, seinen Tod zu verschulden.«
    »Zu meinem Plan gewiss nicht«, erklärte der Mann. Er trug ein neues Hemd der Bergbewohner, einen Umhang und die Reste modischer Beinkleider und Stiefel. Sein Schwert schien neu zu sein, hatte jedoch vor kurzer Zeit noch viel Arbeit gehabt.
    Hatte er ›meinem‹ nicht besonders betont? Chienna wagte einen Blick auf ... die Sternen-Brüder, wie sie selbst sich nannten. Das waren die Bergmagier, die Schurken in den Geschichten, die die Amme ihr erzählt hatte, als sie klein war.
    Ja. Diesen Magiern schien der Mann zu missfallen, als hätte er ungefragt gesprochen.
    Ein Streit zwischen dem Mann und den Magiern? Doch wohl kaum so offen, um ihr einen Vorteil zu verschaffen, aber sie konnte ihn schüren. Nicht sofort. Alle Lehrer, welche sie in der Kunst der Kriegsführung unterrichtet hatten, hatten davor gewarnt, anzugreifen, ehe man das Schlachtfeld oder den Feind kannte.
    Aber später ... Sie erinnerte sich an Decius' Worte: ›Nichts ist schlimmer, als dazusitzen und den Feind nach Lust und Laune gewähren zu lassen. Selbst wenn du gegen seine schwächste Stelle nur einen kleinen Streich führen kannst, schlag zu!‹
    Der Oberbefehlshaber würde eines Tages erfahren, dass er sie gut unterrichtet hatte, allerdings war es unwahrscheinlich, dass sie selbst es ihm sagen könnte.
    Der Mann hob die Stimme. »He, holt eine Amme für den Säugling! Sogleich!«
    Die Prinzessin bemerkte, dass die Magier wiederum missbilligend dreinschauten. Doch diese Missbilligung hielt den Mann nicht auf, so wenig wie einige der Krieger, die auf die andere Talseite liefen, als spucke die Erde Flammen auf ihre Sohlen.
    Der Mann trat näher. Jetzt sah sie sein verkniffenes bleiches Gesicht über einem spärlichen braunen Bart mit grauen Strähnen. Doch der Knochenbau des Gesichts war gut, auch der der Hand, die er zum Gruß hob. Ein Edelmann, der auf langen und mühseligen Wegen zu diesem elenden Ort gekommen war. Darauf würde sie wetten.
    »Ich bin Aybas und lebte einst in Aquilonien.« Der Akzent war nicht nur aquilonisch, sondern auch höfisch. »Die Krieger werden dafür sorgen, dass Euer Söhnlein keine Not leidet. Kann ich sonst noch etwas für Eure Bequemlichkeit tun?«
    Abgesehen davon, dass er ihr die Freiheit schenken oder zumindest die Ketten von den Fußknöcheln nehmen könnte, fiel ihr nichts ein. Chienna schüttelte den Kopf.
    »Dann würde ich vorschlagen, Hoheit, dass Ihr auf dem bequemsten Felsen Platz nehmt, den Ihr finden könnt.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Doch sogleich waren seine Züge wieder so hart wie seine Stimme. »Die Sternen-Brüder wünschen Euch die Mächte vorzuführen, über welche sie gebieten, um diejenigen zu bestrafen, die ihnen nicht gehorchen oder die so zu ihren Feinden wurden.«
    Aybas deutete nach oben zum Damm aus Gestein und Erde, der links den Zugang zur Schlucht versperrte. Er hatte den Finger noch ausgestreckt, als über dem Damm etwas auftauchte. Es wand sich wie eine

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