Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
zur Südstraße zurückkehren, sondern musste im Grenzreich bleiben und – wenn nötig – gegen Graf Syzambry kämpfen.
Ein solcher Kampf barg stets größere Gefahren als eine offene Feldschlacht bei Tage. Aber bei einem Kampf gegen Syzambry konnte ein gewitzter Mann sich durchaus etwas aneignen, dessen Besitz wertvoll war.
Conan wusste, dass er es im Süden weit bringen konnte, auch wenn er die Reiche im Süden als Bettler betrat. Doch würde er mit einer prallen Börse voll klingender Münzen schneller aufsteigen.
K APITEL 5
Prinzessin Chiennas Ankunft im Dorf der Pougoi weckte Aybas nicht. Seit er gesehen hatte, wie die Sternen-Brüder ein Opfer für ihr Ungeheuer vorbereiteten, hatte er nicht mehr schlafen können.
Ihm fehlte der Mut zu fragen, ob sie beabsichtigten, auch die Prinzessin zu opfern. Er sagte sich, dass es schließlich keinen Unterschied machen würde, wenn er den Mut zur Frage aufbrächte. Oftmals hatte er Graf Syzambrys Wünsche deutlich vorgebracht. Wenn die Sternen-Brüder ihm und dem Grafen keine Aufmerksamkeit schenkten, konnte er nichts anderes tun, als dem Grafen Bericht zu erstatten.
Bericht erstatten – und dann so schnell wie möglich aus Syzambrys Reichweite verschwinden. Der kleine Edelmann würde dem Überbringer schlechter Nachrichten nicht mehr danken als die meisten ehrgeizigen Männer.
Gongschläge, Trommeln und die grauenvolle hölzerne Trompete verkündeten die Ankunft der Krieger. Die übliche Kampf trompete des Grenzreichs war eine Beleidigung für die Ohren. Doch was die Krieger der Pougoi benutzten, vermochte Aybas nicht zu beschreiben.
Würde er je wieder eine argossische Flötenspielerin oder eine nemedische Leierspielerin hören? Würde er je wieder den Dudelsäcken und den Trommelwirbeln bei den Märschen der aquilonischen Fußtruppen an einem strahlenden Herbsttag lauschen? Er bezweifelte es.
Ferner bezweifelte Aybas, dass er viel erreichte, wenn er in Selbstmitleid versank, abgesehen von einer geistigen Verwirrung zu einem Zeitpunkt, da er klaren Verstand brauchte. Er holte tief Luft, zog den Umhang fester um sich und trat auf die Dorfstraße hinaus.
Bis zum Tal wurden überall Köpfe aus den Türen gestreckt. Einige Dorfbewohner standen sogar auf der Schwelle und starrten in die Dunkelheit hinaus. Aybas sah im Vorübergehen, dass manche von ihnen Abwehrgesten machten. Er fragte sich, ob diese Gesten gegen ihn oder gegen die Sternen-Brüder gerichtet waren oder schlichtweg gegen jegliches Unglück, das über die Pougoi kommen konnte, weil sie sich in die Belange von Königen und Grafen einmischten.
Aybas war schon lange klar, dass diese Bergbewohner klüger waren, als Graf Syzambry annahm. Kein Gold der Erde konnte ihre Stimmen zum Verstummen bringen oder ihre Augen erblinden lassen. Wenn der Graf bekäme, was er wollte, würde für ihn der Tag der Abrechnung mit den Pougoi und mit den Bergvölkern nahen, bei denen die Pougoi sich seit einer Generation die Opfer geholt hatten, um damit das Lieblingstier ihrer Magier zu füttern.
Aybas trat hinter den Teebeerenstrauch, hinter dem sich vor zwei Nächten Wylla und ihr Vater versteckt hatten. Durch die Blätter hindurch blickte er auf die steinigen Gerstenfelder hinaus, als weit entfernte Glühwürmchen zu karmesinroten Fackeln wurden. Wegen des beißenden Geruchs der Kräuter, welche die Pougoi ihren Schilffackeln beimischten, musste er niesen.
Doch zog er damit keine Aufmerksamkeit auf sich. Die Krieger der Pougoi marschierten zu den Magiern. Ihr Anführer hob den Speer mit beiden Händen, die er überkreuzt hatte.
»Heil, Brüder der Sterne. Wir bringen, was wir gesucht haben. Segnet uns nun.«
Der Anführer klang keineswegs wie ein Bittsteller vor einem Priester. Er klang eher wie ein Hauptmann, der etwas verlangte, was er sich holen würde, wenn man es ihm nicht freiwillig gewährte.
Aybas betete, dass die Sternen-Brüder sich nicht beleidigt fühlten und mit den Kriegern Streit begannen. Ein solcher Streit würde Graf Syzambrys Hoffnungen beenden, da es das Leben der Prinzessin beendete, falls sie tatsächlich in der verhängten Sänfte saß. Auch Aybas' Belohnung würde dann verloren sein – und vielleicht auch sein Leben.
Der Untergang der Sternen-Brüder könnte auch das Ungeheuer entfesseln. Dann würde das Scheusal durch die Berge toben und alles verschlingen, was ihm in den Weg kam, und weder Menschen noch Magie wären imstande, es zu fesseln oder zu töten.
Ein Sternen-Bruder
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