Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
habe getan, was ich im Augenblick tun kann«, sagte er. »Mir wäre es lieber, wenn Hauptmann Conan spräche. Ich bin sicher, dass er auf dem Weg hierher einen Plan ersonnen hat, um Prinzessin Chienna und Prinz Urras zu befreien.«
Conan murmelte etwas vor sich hin, sprach die Worte jedoch in Anwesenheit des Königs und des Zauberers nicht laut aus. Bezeichnend für diese Zauberer: Sie rufen nach einem Wunder und überlassen die Last der Ausführung einem gewöhnlichen Mann, dem der Zorn des Königs droht, wenn er versagt!
Doch dann hatte Conan das Gefühl, dass er bereits gründlich über die Befreiung nachgedacht hatte. Er schien seine Gedanken auch schneller als sonst in Worte fassen zu können. Hatte Marr sie ihm eingegeben? Oder hatte der Pfeifer es dem Cimmerier nur leicht gemacht, das auszusprechen, was er bereits erwogen hatte?
Der Geruch von Holzfeuer, brodelnder Fleischsuppe und Fichtennadeln drang Decius in die Nase, als er durch das Lager schlenderte. Als er sich dem Zelt des Cimmeriers näherte, gesellte sich der Duft von Leder und Öl hinzu.
»Hauptmann Conan, bist du allein?«
»Ja.«
»Darf ich eintreten?« Decius hielt es für klüger zu fragen, anstatt zu befehlen.
Der Ton in Conans Antwort verriet, dass seine Entscheidung weise gewesen war. »Du darfst.«
Conan saß im Schneidersitz auf dem Boden und trug nur ein Lendentuch. Er rieb Öl auf die verschiedenen Lederteile seiner Rüstung. Sein Schwert war bereits geschärft und eingeölt und lag auf einem Leinentuch neben seinem Strohsack.
»Sei gegrüßt, Lord Decius«, sagte Conan. »Ich fürchte, meine Behausung ist äußerst ärmlich. Doch was ich habe, gehört dir.«
Decius nahm das als Aufforderung, sich zu setzen. »Hauptmann Conan, ich will mich kurz fassen. Mir wäre es am liebsten, wenn du oder Rainha hier blieben. Es gefällt mir ganz und gar nicht, dass ihr beide in die Rachen der Pougoi marschieren wollt.«
»Ist es wichtig, wer von uns bleibt?«, fragte Conan. Doch Decius ließ sich nicht täuschen und lachte.
»Ich hatte nicht vor, dir den Hof zu machen, Cimmerier! Ich werde aber auch Rainha nicht den Hof machen, bis ich sicher bin, dass ich mit ihr mehr als ein namenloses Grab in den Bergen teilen kann.«
»Decius, ich beneide niemanden darum, dich beerdigen zu müssen«, meinte Conan. »Dein Leichnam beißt vielleicht den, der dein Grab aushebt.«
»Ich danke dir«, sagte Decius. »Doch noch ein offenes Wort. Ihr beide, Rainha und du, seid erfahrene Anführer. Wir haben nur wenige. Euch beide der Gefahr auszusetzen könnte die Sache unseres Königs gefährden.«
»Ich bin zuversichtlich, die Prinzessin und ihren kleinen Sohn zu befreien«, erklärte Conan achselzuckend. »Wenn es überhaupt möglich ist, dann sind wir die Besten für diese Aufgabe. Wenn es uns nicht gelingt, ist es nicht wichtig, über wie viele Anführer der König verfügt.«
Decius seufzte. »Nein. Die Ärzte meinen, mit Glück wird er den ersten Schnee noch sehen. Verliert er die Hoffnung, seine Tochter wiederzusehen ...« Sein Schweigen sprach Bände.
»Ich würde auch einen deiner Veteranen mitnehmen und Rainha zurücklassen«, sagte Conan. »Aber Marr besteht darauf, dass es unbedingt wir beide sein müssen und keine anderen.«
Decius runzelte die Stirn. »Heißt das, einer von euch ... oder beide ...?«
»Ich bin ebenso wenig ein Zauberer wie Tänzerin in einer Taverne. Das gilt auch für Rainha. Was der Pfeifer in uns sieht, gehört zu den Dingen, worüber er nicht spricht. Ich weiß nicht, wie ich ihn zum Reden bringen könnte, und will auch keine Zeit darauf verschwenden.«
Decius hätte am liebsten die Götter verflucht, die Pougoi, deren Magier, Graf Syzambry und alles und alle andern, die sie in diese Zwangslage gebracht hatten. Es war vernünftig genug, einen besseren Mann als ihn in eine Grube Giftschlangen zu werfen, mit wenig Aussicht darauf, diesen Mann je wiederzusehen.
»Nun?«, fragte der Cimmerier.
»Ich dachte gerade, dass es für euch drei eine Abschiedsfeier geben sollte. Wein, Fleisch, Musik, alles, was ihr begehrt.«
»Versuche nicht die Götter.« Conan stand auf und streckte sich. Seine Hände berührten beinahe das Zeltdach. »Warte mit dem Fest, bis wir alle wieder sicher im Palast sind. Doch falls es im Lager Wein gibt ...?«
Decius erinnerte sich, dass er einen Krug besten nemedischen Weins für jene Männer bereithielt, die zu besonders gefährlichen Einsätzen ausrückten. Der Krug war in den Ruinen des
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