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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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Juwelen allein stellte schon ein unschätzbares Vermögen dar. Steine ohne Zahl glitzerten an Ringen, Halsketten, Anhängern, Diademen und Broschen, die wiederum einen eigenen riesigen Haufen bildeten. Es war, als hätte man alle Sterne vom Firmament geholt und auf diesen Tisch geschüttet.
    »Ist dir klar«, fragte Mordermi und seufzte zufrieden, »daß die Verteilung des Schatzes schwieriger sein wird als seine Aneignung?«
    »Aber auch angenehmer«, warf Santiddio ein.
    Conan spülte einen Bissen Brot mit Wein aus einem goldenen Kelch hinunter. »Möglicherweise jedoch nicht weniger gefährlich«, gab er zu bedenken. »Diese hübschen Steinchen sind vielleicht schön anzusehen, aber ich persönlich ziehe eine Truhe voll Münzen vor. Wir können ja schließlich das Zeug nicht einfach auf dem Markt feilbieten.«
    »Das ist überhaupt kein Problem«, versicherte ihm Mordermi. »Wir gehen damit vor wie bei einem ganz normalen Diebstahl. Ich habe ja immerhin die nötige Organisation. Wir schmelzen alles Gold und Silber zu handlichen Barren – ihren Ursprung kann man nicht zurückverfolgen –, und der Steine entledigen wir uns durch meine Verbindungsmänner in Aquilonien. Selbst wenn wir dadurch etwas an Profit verlieren, bleibt noch genug, uns ganz Zingara zu kaufen und Rimanendo als Schwammreiniger in einem öffentlichen Bad einzustellen.«
    »Es ist zuviel Geld«, beharrte Conan. »Darin liegt die Gefahr.« Er nippte an seinem Wein und unterließ es, näher darauf einzugehen.
    »Die Hälfte davon bekommt die Weiße Rose!« rief Santiddio strahlend und ignorierte Conans Befürchtungen – der Cimmerier war schließlich von Natur aus von düsterem Gemüt.
    »Sie hat es sich wohl verdient«, stimmte Mordermi ihm bei. »Ich muß gestehen, ich hatte meine Bedenken, ob deine Leute ihren Teil auch wirklich beitragen könnten.«
    »Auch ich habe meine Organisation«, erklärte Santiddio selbstgefällig.
    »Das wird wohl deine Organisation sein«, sagte Sandokazi sarkastisch, als es an der Tür klopfte.
    Einer von Mordermis Männern – das Brigantenhauptquartier wirkte jetzt nach dem Überfall wie ein Feldlager – öffnete die Tür, um Avvinti und Carico einzulassen. Ihre Ankunft war so pünktlich, daß die beiden nur zu früh gekommen sein und draußen auf die ausgemachte Zeit gewartet haben konnten. Avvinti verbeugte sich mit vollendeter Form, Carico dagegen grüßte lautstark und schüttelte jedem die Hand. Etwas wie Ehrfurcht leuchtete aus den Augen der beiden beim Anblick der gewaltigen Beute.
    Die beiden Männer – Santiddios Hauptrivalen um die Führung der Weißen Rose – waren keine Freunde, trotz Santiddios Gerede von der gemeinsamen Sache. Avvinti war groß und von beeindruckendem Äußeren. Mit seinen aristokratischen Zügen und seinen ausgezeichneten Manieren hatte er Ähnlichkeit mit Santiddio. Doch gerade das – er war der vierte Sohn einer vornehmen Familie und hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen – war eher ein Grund zur Eifersucht als verbindend. Conan mochte ihn nicht. Carico war aus anderem Holz geschnitzt. Er wirkte ungeschlacht, neigte dazu leicht zu schwitzen, seine Züge waren grobgeschnitten, die Brust war wie eine Tonne. Er hatte breite Schultern, und sein Gesicht wies Rußspuren auf, die sich wie bei einem Schmied in die Haut eingefressen hatten, und dem Handwerk eines Schmiedes ging er auch nach, wenn er nicht gerade in einer Geheimversammlung der Weißen Rose neue radikale Gedankengänge erörterte. Denn obgleich er keine bessere Erziehung oder Schulbildung genossen hatte, war Carico ganz groß als Denker, eine Eigenschaft, die seine Anhänger sehr würdigten. Conan, dessen Vater ein Schmied gewesen war, schätzte Carico als guten Saufkumpan und hielt mehr von seiner Geschicklichkeit im Kampf als im Redenhalten.
    Santiddios Einstellung hielt sich etwa in der Mitte zwischen Avvintis Doktrin einer wohlwollenden Diktatur der Intellektuellen und Caricos klassenloser Utopie, zu der es durch einen Zusammenschluß von Bauern und Arbeitern kommen sollte. Wegen eben dieser Einstellung lehnten die beiden Parteiflügel ihn ab, während er andererseits von allen unterstützt wurde, die weder dem einen noch dem anderen Extrem zugetan waren. Demzufolge war es Santiddios Führungsfähigkeit, die die Weiße Rose zusammenhielt.
    »Sehr beeindruckend, nicht wahr?« bemerkte Santiddio, während die beiden Neuankömmlinge immer noch sprachlos die Schätze anstarrten.
    »Das ist Gold genug, um die

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