Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
Vom Netzwerk:
Kelch voll Wein und ließ sich wieder in den Sessel fallen, und irgendwie brachte er es fertig, keinen Tropfen dabei zu verschütten.
    »Mein Vater war ein Priester Sets, meine Mutter eine Æsirsklavin, die ersteigert worden war, um eine wichtige Rolle in einem bestimmten Ritualopfer zu spielen. Sie war sehr schön und das Verlangen meines Vaters nach ihr groß, und so war sie schon in kurzer Zeit nicht mehr als jungfräuliches Opfer zu gebrauchen. Mein Vater war glücklicherweise mächtig genug, der Strafe für seine Tat zu entgehen, jedoch nicht der Schande. Als ich geboren wurde, erachteten seine Feinde mich als ihrer Aufmerksamkeit nicht würdig, wogegen ich für meinen Vater eine ständige Erinnerung an die Tatsache war, daß er in Ungnade gefallen war.
    Meine Mutter starb. Niemand hinderte mich daran, in den Tempeln Sets herumzustreifen, man duldete mich etwa wie einen streunenden Hund, der keine Ungelegenheiten macht. Ich lernte sehr viel in jenen Tempeln – interessante Geheimnisse und verbotenes Wissen, eben wie ein streunender Hund sich von Krumen und Brosamen ernährt und hin und wieder einem fetteren Brocken, wenn es niemand sieht. Schließlich wurde es lebensnotwendig für mich, Stygien zu verlassen, doch nicht, ehe ich genügend Kräfte beherrschte, meine Flucht ungehindert durchzuführen. Ich sitze hier vor euch, und das dürfte Beweis genug sein, daß es keine leere Prahlerei ist.
    Von Luxor floh ich nach Khemi und nahm dort ein Schiff nach Kordava. Seit einigen Wochen lebe ich bereits in der Grube, doch nicht, um mich hier zu verstecken – diese begrabene Stadt wäre keine Zuflucht vor jenen, die mich suchen würden, wenn sie es vermöchten. Nein, ich kam zur Grube, um gewisse Dinge zu finden, von denen ich gehört hatte. Ich fand auch, wohinter ich her war, doch wußte ich nicht so recht, welchen Nutzen ich aus meinem Wissen ziehen sollte. Und natürlich spricht jeder in der Grube von Mordermis tollkühnen Unternehmungen. Als ich schließlich von Eurem letzten, nächtlichen Coup hörte, mein Freund, kam mir ein Gedanke, wie wir uns von gegenseitigem Nutzen sein könnten.«
    »Ich muß schon sagen, Callidios«, Mordermi lachte, »für einen Zauberer aus eigenen Kräften stehst du keinem Banditen, den ich kenne, an Unverfrorenheit nach. Wenn deine Zauber nur halb so betörend wären wie deine Worte, würdest du heute über ganz Stygien herrschen. Trotzdem klingt, was du sagst, sehr einleuchtend, und ich kann stets einen weiteren klugen Kopf in meiner Bande brauchen. Weißt du wirklich mit deiner Klinge umzugehen, oder schickst du deine Gegner erst mit einem Zauberspruch in den Schlaf, ehe du sie ihnen in die Brust stößt?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das so genau beantworten kann«, erwiderte Callidios ruhig. »Aber ich habe keine Schwierigkeiten, eine ganze Armee von Schwertkämpfern herbeizurufen, gegen die sich gewiß kein menschlicher Gegner freiwillig stellen würde.«
    »Eine Armee?« Mordermi fragte sich, ob er lachen sollte. Eisiges Selbstvertrauen sprach aus Callidios' Stimme, das so gar nicht zum Grinsen reizte.
    »Eine Armee, die ich durch mein geheimes Wissen herbeibeschwören kann«, versicherte ihm Callidios. »Genau wie Ihr Euch durch den gestohlenen Reichtum eine Armee beschaffen könnt. Nun, wollen wir uns verbünden, Mordermi?«
    Sarkastisches Lachen blitzte aus den graugrünen Augen, so daß Mordermi sich plötzlich fragte, welcher von ihnen den Narren markierte.
     

8. Frühmorgendlicher Ausflug
    8
     
    FRÜHMORGENDLICHER AUSFLUG
     
     
    Das Meer schlug schwerfällig gegen das Gewirr verrottender Kais. Fernes Glockengeläut war zu hören. Conan sah Sandokazi zu, wie sie die nackten Beine in das träge Wasser steckte, und fragte sich, ob es den Himmel oder die Hölle bringen würde.
    »Wir brauchen ein Boot«, hatte Callidios gesagt. »Und jemanden, der es rudert. Außerdem einen geübten, ausdauernden Schwimmer.«
    Der Cimmerier zog mürrisch die Ruder ein, wodurch das Boot durch die leichten Wellen zu gleiten begann. Am Heck strich Sandokazi den Rock über den Oberschenkeln zurecht und strampelte mit den Beinen im Wasser. Am Bug saß Callidios in schiefer Haltung und rief ihm gelegentlich eine Anweisung zu. Conan hatte sich zu diesem Ausflug bereit erklärt, mit dem noch unausgegorenen Gedanken, dem Stygier den Anker um den Hals zu schlingen und ihn an der tiefsten Stelle der Bucht zu versenken.
    Mordermi und Santiddio hatten sich mit den Unterführern der Briganten

Weitere Kostenlose Bücher