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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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ohrenbetäubende Lärm der Schußapparate und der beißende Pulvergeruch verfehlten ihre Wirkung nicht — die Gorillas zogen sich ungeordnet zurück. Eine Weile herrschte Stille, dann schickten die Wachposten vereinzelte Laserstrahlen aus, die Waffen suchten mit rasender Geschwindigkeit den umliegenden Dschungel ab, um alles zu erfassen, was ihnen ein Ziel bieten konnte. Dann war alles vorbei. Der Urwald lag wieder still und verlassen da. Die Gorillas waren fort.

11. Tag
    Zinj
    23. Juni 1979

1. Gorilla elliotensis
    Die beiden toten Gorillas lagen ausgestreckt auf dem Boden. Die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Elliot verbrachte an dem warmen Vormittag zwei Stunden damit, die Tiere zu untersuchen. Es waren zwei Männchen, beide in der Blüte ihrer Jugend. Als erstes fiel ihre einheitliche graue Färbung auf. Die beiden bisher bekannten Gorillaarten waren schwarz behaart, sowohl die Berggorillas im Virunga-Gebiet als auch die Westoder Flachlandgorillas, die nahe der Küste lebten.
    Jungtiere hatten oft ein braunes Fell mit einem weißen Haarbüschel in der Lendengegend — sie wurden im Laufe ihrer ersten fünf Lebensjahre immer dunkler. Mit zwölf Jahren hatten die Männchen als Zeichen ihrer Geschlechtsreife einen silbernen Sattel auf dem Rücken.
    Mit zunehmendem Lebensalter ergrauten die Gorillas — wie Menschen und in durchaus ähnlicher Weise. Beim Mann bildete sich zuerst ein grauer Fleck über den Ohren, und im Laufe der Jahre wurden immer mehr seiner Körperhaare grau. Alte Tiere von etwa dreißig Jahren ergrauten bisweilen vollständig und behielten nur auf der Brust ihre schwarzen Haare.
    Die Männchen, die Elliot jetzt untersuchte, schätzte er dem Zustand ihres Gebisses nach auf höchstens zehn Jahre. Sie schienen insgesamt heller zu sein — nicht nur die Behaarung, sondern auch die Augen und die Haut. Normalerweise ist die Haut von Gorillas schwarz, und ihre Augen sind dunkelbraun. Hier wirkte die Haut eindeutig grau, und die Augen waren gelblichbraun. Die Augen gaben ihm besonders zu denken. Als nächstes maß Elliot die Tiere. Vom Scheitel bis zur Sohle maßen sie 139,2 und 141,7 Zentimeter. Man hatte schon früher bei männlichen Berggorillas eine Größe zwischen hundertsiebenundvierzig und zweihundertfünf Zentimeter gemessen, was einen Mittelwert von einhundertfünfundsiebzig Zentimeter ergab. Diese Tiere waren also rund fünfunddreißig Zentimeter kleiner. Sie waren also für Gorillas nicht besonders groß. Er schätzte ihr Gewicht: sie wogen zwischen hundertzehn und hundertfünfzig Kilogramm, während die Berggorillas hundertdreißig bis zweihundert Kilogramm wogen.
    Elliot nahm noch dreißig weitere Skelettmessungen vor, die für eine spätere Computer-Analyse in San Francisco nützlich sein würden. Inzwischen war er davon überzeugt, daß er es mit etwas völlig Neuem zu tun hatte. Mit einem Messer trennte er den Kopf des ersten Tiers ab und löste die graue Haut, um die darunter liegenden Muskeln und Knochen zu untersuchen. Seine Aufmerksamkeit galt dem Scheitel, dem Knochenkamm, der ausschließlich bei Männern von der Stirn zum Nacken über den Schädel verlief und die Ansatzfläche für die Schläfenmuskeln vergrößerte. Er war ein Unterscheidungsmerkmal des Gorillaschädels, das sich weder bei anderen Menschenaffen noch beim Menschen fand. Er ließ die Gorillas spitzschädlig erscheinen.
    Elliot kam zu dem Ergebnis, daß bei diesen Tieren der Scheitelkamm nur schwach entwickelt war. Insgesamt ähnelte die Schädelmuskulatur weit mehr der eines Schimpansen als der eines Gorillas.
    Anschließend maß Elliot noch die Höcker der Backenzähne, den Kiefer, die allen Affen gemeinsamen Überaugendächer und die Schädeldecke.
    Gegen Mittag war er zu einer eindeutigen Schlußfolgerung gelangt: er hatte zumindest eine neue Unterart vor sich — neben dem Berg-und Flachlandgorilla. Womöglich sogar eine völlig neue Art.
    »In jemandem, der eine neue Tierart entdeckt«, schrieb Lady Elizabeth Forstmann 1879, »geht etwas vor. Er vergißt sogleich seine Angehörigen und Freunde sowie alle, die ihm vorher lieb und teuer waren. Er vergißt Kollegen, die ihn in seinen beruflichen Bemühungen unterstützten, vernachlässigt auf das grausamste Eltern und Kinder, kurz, er löst sich von allen, die ihn zuvor kannten, und widmet sich ausschließlich seinem Drang nach Ruhm, angetrieben von dem Dämon, den man Wissenschaft nennt.«
    Sie wußte, wovon sie sprach, denn ihr Mann hatte sie soeben

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