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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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verlassen, nachdem er 1878 das norwegische Blaukopf-Birkhuhn entdeckt hatte.
    »Vergeblich fragt man sich«, schrieb sie, »was für einen Sinn es haben kann, daß der Vielzahl von Gottes Geschöpfen, die nach Linne bereits in die Millionen gehen, ein weiterer Vogel oder ein weiteres Säugetier hinzugefügt wird. Auf eine solche Frage gibt es keine Antwort, denn der Entdecker gehört jetzt, wie er meint zu den Unsterblichen und ist damit dem Einfluß von Alltagsmenschen entzogen, die versuchen könnten, ihn von seinem Weg abzubringen.«
    Schließlich hätte Peter Elliot es weit von sich gewiesen, daß sein Verhalten dem des schottischen Edelmanns mit den lockeren Sitten glich. Doch ihm wurde bewußt, daß ihm die weitere Erforschung der toten Stadt nunmehr gleichgültig war. Ihn kümmerten weder die Diamanten noch Amys Träume. Er wollte nur noch eines: mit einem Skelett des neu entdeckten Menschenaffen zurückkehren. Es würde Kollegen auf der ganzen Welt in Erstaunen versetzen. Plötzlich fiel ihm ein, daß er keinen Smoking besaß, und er merkte, wie er sich mit der Namensgebung beschäftigte. Vor seinem geistigen Auge sah er die künftige Nomenklatur für afrikanische Menschenaffen vor sich: Pan troglodytes, der Schimpanse, Gorilla gorilla, der Gorilla.
    Gorilla elliotensis, eine neue Unterart graubehaarter Gorillas.
    Selbst wenn man das Tier später anders klassifizieren und ihm einen anderen Namen geben sollte, würde er doch weit mehr geleistet haben, als die meisten Primatenforscher sich erträumen konnten.
    Elliot sah sich schon jetzt von künftigem Glanz geblendet.
    Im Rückblick zeigte sich, daß niemand an jenem Vormittag klar dachte. Als Elliot sagte, er wolle die aufgezeichneten Atemgeräusche nach Houston senden, antwortete Karen Ross, das sei ein unbedeutendes Detail und könne warten. Elliot drang nicht weiter in sie. Beide sollten ihre Haltung später bereuen. Als sie dröhnende Detonationen wie von fernem Artilleriefeuer hörten, achteten sie nicht weiter darauf. Karen Ross vermutete, es handle sich um General Mugurus Leute, die gegen die Kigani kämpften. Munro sagte ihr, der Kriegsschauplatz liege mindestens achtzig Kilometer entfernt, und so weit könne der Schall nicht dringen. Doch wußte er auch keine andere Erklärung für den Lärm.
    Und da Karen Ross auf die sonst übliche Vormittagssendung nach Houston verzichtete, erfuhr sie auch nichts von den neuen geologischen Veränderungen. Sie hätte den Detonationen sonst vermutlich eine andere Bedeutung beigemessen. Sie waren alle wie berauscht von der Technik, die sie in der vergangenen Nacht eingesetzt hatten, und wiegten sich in dem sicheren Gefühl unbezwinglicher Macht. Nur Munro blieb davon unberührt. Er hatte die Munitionsvorräte überprüft und war zu einem enttäuschenden Ergebnis gekommen. »Dieses Lasersystem ist phantastisch, aber es geht mit der Munition um, als gäbe es kein morgen«, sagte er. »Wir haben heute die Hälfte unseres Gesamtvorrats verbraucht.«
    »Was können wir tun?« fragte Elliot.
    »Eigentlich hatte ich gehofft, Sie wüßten darauf eine Antwort«, sagte Munro. »Sie haben die Kadaver untersucht.« Elliot erläuterte seine Überzeugung, daß sie es hier mit einer neuen Primatenart zu tun hatten. Er faßte die Ergebnisse der anatomischen Untersuchung zusammen, die seine These stützten. »Alles gut und schön«, sagte Munro. »Aber ich will wissen, was sie machen, nicht wie sie aussehen. Sie haben es selbst gesagt gewöhnlich sind Gorillas Tagtiere. Die hier aber sind Nachttiere. Gewöhnlich sind Gorillas scheu und weichen dem Menschen aus. Die hier aber sind aggressiv und greifen den Menschen furchtlos an?«
    Elliot mußte gestehen, daß er es nicht wußte. »Angesichts unserer Munitionsvorräte«, sagte Munro, »bin ich der Meinung, wir sollten es unbedingt herausfinden.«

2. Der Tempel
    Es war nur folgerichtig, daß sie mit ihrer Suche im »Tempel« mit seinem riesigen, bedrohlichen Gorillastandbild begannen. Am selben Nachmittag noch gingen sie dorthin und fanden hinter dem Standbild eine Vielzahl kleiner Gelasse. Karen Ross vermutete, daß hier Priester des Gorillakults gelebt hatten. Sie hatte sich auch schon eine umständliche Erklärung dafür zurechtgelegt. »Die Gorillas im nahen Dschungel terrorisierten die Bewohner der Stadt, die ihrerseits den Tieren Opfer darbrachten, um sie zu besänftigen. Die Priester waren eine gesonderte, von der übrigen Gesellschaft getrennte Klasse. Der kleine Raum hier,

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