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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Menschen getan, von Sklaven. Und offenbar kannten sie auch das Rad nicht, denn es waren keinerlei Fahrzeuge abgebildet, alle Lasten wurden von Menschenhand in Körben befördert.
    Munro sah lange auf die Bilder und sagte schließlich: »Da fehlt noch irgend etwas anderes.«
    Sie betrachteten gerade eine Szene aus dem Diamantbergwerk — die dunklen Gruben, aus denen Männer mit Körben voller Edelsteine hervorkamen.
    »Natürlich!« sagte Munro und schnalzte mit den Fingern. »Keine Polizei!«
    Elliot unterdrückte ein Lächeln. Klar, daß jemand wie Munro an die Polizei dachte — auch wenn es um eine längst untergegangene Gesellschaft ging.
    Doch Munro blieb dabei, daß seine Beobachtung von Bedeutung sei. »Überlegen Sie doch«, sagte er.
    »Diese Stadt existierte wegen ihrer Diamantminen.
    Es gab keinen anderen Daseinsgrund für sie, hier draußen im Dschungel. Zinj war eine Bergbaustadt, und alles beruhte auf dem Bergbau: ihr Reichtum, ihr Handel, ihr Alltag, alles. Es war eine klassische Monokultur — und da soll niemand etwas bewacht, geregelt, beherrscht haben?« Elliot sagte: »Wir haben auch andere Dinge nicht gesehen — zum Beispiel keine Darstellungen essender Menschen.
    Vielleicht war es ein Tabu, die Wachen zu zeigen.«
    »Möglich«, sagte Munro, schien jedoch nicht überzeugt. »Aber in allen anderen Bergwerken der Welt werden die Wachen geradezu herausgestellt, zum Beweis dafür, daß eine Überwachung erfolgt.
    Gehen Sie doch einmal in die südafrikanischen Diamantminen oder in die bolivianischen Smaragdminen — immer weist man Sie als erstes auf die Sicherheitsmaßnahmen hin. Aber hier«, sagte er und zeigte auf die Reliefs, »hier sind keine Wachen.« Karen Ross meinte, vielleicht habe man keine gebraucht, möglicherweise sei die Bevölkerung von Zinj gesittet und friedliebend gewesen. »Immerhin ist es schon lange her«, sagte sie. »Die Natur des Menschen ändert sich nicht«, gab Munro zurück.
    Als sie die Galerie verließen, kamen sie zu einem offenen Innenhof, der mit wildwuchernden Ranken bewachsen war. Er wirkte sehr streng, ein Eindruck, der durch die Pfeiler eines tempelähnlichen Gebäudes neben dem Hof verstärkt wurde. Sogleich zog der Boden des Hofs ihre Aufmerksamkeit auf sich. Dort lagen verstreut Dutzende von den scheibenförmigen Steinplatten, wie Elliot schon vorher welche gefunden hatte. »Verdammt…« sagte Elliot. Dann drangen sie weiter durch den Hof vor und betraten das Gebäude, das sie später »den Tempel« nannten.
    Er bestand aus einem einzigen, großen, rechteckigen Raum. Die Decke war an verschiedenen Stellen rissig, so daß gedämpfte Sonnenstrahlen hinabdrangen. Unmittelbar vor sich sahen sie einen etwa drei Meter hohen Rankenhügel — eine Pyramide der Vegetation.
    Dann merkten sie, daß es sich um eine Statue handelte. Elliot erstieg sie und machte sich daran, das an ihr haftende Ranken-und Blattwerk abzureißen. Das war Schwerarbeit, denn die Schlingpflanzen hielten sich zäh an dem weichen Stein fest. Er warf einen Blick zu Munro zurück.
    »Besser so?«
    »Kommen Sie runter und sehen Sie es sich selbst an«, sagte Munro mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. Elliot stieg hinab und tat einige Schritte zurück. Obwohl das Standbild vernarbt und verfärbt war, erkannte er deutlich einen riesigen, stehenden Gorilla mit wildem Gesicht und weit ausgebreiteten Armen. In den Händen hielt er zwei runde, steinerne Platten wie ein Orchestermusiker, der im nächsten Augenblick die beiden Messingscheiben des Beckens gegeneinanderschlagen wird.
    »Gott im Himmel«, sagte Peter Elliot. »Ein Gorilla«, sagte Munro voller Genugtuung. Karen Ross sagte: »Jetzt ist alles klar. Es war ihre Religion.
    Diese Leute haben Gorillas angebetet.«
    »Aber warum sagt Amy, es sind keine Gorillas?«
    »Fragen Sie sie«, sagte Munro und sah auf seine Uhr. »Ich muß alles fertig machen für die Nacht.«

3. Angriff
    Mit Klappspaten aus einer Leichtmetallegierung hoben sie um den Außenzaun herum einen tiefen Graben aus. Die Arbeit dauerte noch lange nach Sonnenuntergang an, so daß sie die rote Nachtbeleuchtung einschalten mußten, als sie den Graben voll Wasser laufen ließen, indem sie den nahen Bach umleiteten. Karen Ross sah in dem Graben nur ein lächerliches Hindernis, das man mühelos überqueren konnte. Als Antwort darauf stellte sich Munro auf die andere Seite des Grabens und rief: »Amy, komm, ich kraule dich.«
    Mit einem Laut des Entzückens stürzte Amy auf ihn zu, blieb

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