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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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aus zehn bis fünfzehn Tieren bestanden. Für Elliot waren dreihundert Tiere ein »äußerst eindrucksvoller Anblick«. Aber noch mehr beeindruckte ihn das Verhalten der Tiere. Zwar verhielten sie sich im großen und ganzen wie andere Gorillas in der Wildnis, wie sie da im Sonnenlicht umherzogen und Futter suchten, aber es gab einige bedeutsame Unterschiede. »Vom ersten Augenblick an zweifelte ich nicht daran, daß sie über eine Sprache verfügten.
    Ihre Seufzlaute waren auffällig und hatten eindeutig eine sprachliche Bedeutung. Darüber hinaus verwendeten sie Zeichensprache, wenn auch keine in der Art, wie wir sie kannten. Sie bewegten die Hände mit ausgestreckten Armen, was sehr anmutig wirkte, etwa wie bei balinesischen Tänzerinnen.
    Diese Gesten schienen die Seufzlaute zu unterstützen oder zu ergänzen. Offenbar verfügten diese Gorillas über ein weit ausgeklügelteres Sprachsystem als die reine Zeichensprache von Versuchsaffen im 20. Jahrhundert.«
    Obwohl für ihn als Wissenschaftler diese Entdeckung auf eine abstrakte Art ungeheuer erregend war, teilte er zugleich die Furcht der anderen Expeditionsteilnehmer. Sie hockten hinter dem dichten Blattwerk und beobachteten mit angehaltenem Atem die Gorillas an dem gegenüberliegenden Hang. Obwohl die Tiere friedlich wirkten, empfanden die Beobachter eine nahezu panische Angst bei dem Gedanken, einer so großen Zahl von Tieren so nahe zu sein. Schließlich, auf ein Zeichen von Munro, schlichen sie den Pfad hinunter und kehrten ins Lager zurück. Dort waren die Träger damit beschäftigt, Gräber für Akari und Mulewe auszuheben. Es war eine düstere Erinnerung an die Gefahr, in der sie sich alle befanden, und sie sprachen über die Möglichkeiten, die ihnen offenstanden. Munro sagte zu Elliot: »Tagsüber scheinen sie eher friedlich zu sein.«
    »Ja«, sagte Elliot. »Ihr Verhalten wirkt durchaus typisch — wenn überhaupt, sind sie eher noch träger als gewöhnliche Gorillas am Tag. Wahrscheinlich schlafen die meisten Männer tagsüber.«
    »Wie viele von den Tieren am Hang waren Männchen?« wollte Munro wissen. Sie waren bereits zu dem Ergebnis gekommen, daß ausschließlich Männchen an den Angriffen beteiligt waren, und Munro wollte die Chance ausrechnen. »Die meisten Untersuchungen sind sich dahingehend einig«, sagte Elliot, »daß Gorillatrupps zu etwa fünfzehn Prozent aus Männchen bestehen. Außerdem haben sie gezeigt, daß man bei Einzelbeobachtungen die Größe der Horde um rund fünfundzwanzig Prozent unterschätzt. Es sind immer mehr Tiere da, als man jeweils sehen kann.«
    Die daraufhin angestellten Berechnungen erwiesen sich als entmutigend. Sie hatten auf dem Hügel dreihundert Tiere gezählt, also waren es insgesamt vermutlich knapp vierhundert, von denen fünfzehn Prozent Männchen waren. Das bedeutete, daß es fünfzig bis sechzig angreifende Gorillamännchen gab — und nicht einmal zehn Verteidiger.
    »Verdammt!« sagte Munro und schüttelte den Kopf. Amy wußte eine Lösung. Sie machte ihnen Zeichen: Jetzt gehen. Karen Ross fragte, was sie gesagt habe,- und Elliot teilte es ihr mit: »Sie sagt, wir sollten uns besser zurückziehen. Ich glaube, sie hat recht.«
    »Seien Sie nicht albern«, sagte Karen Ross. »Wir haben die Diamanten noch nicht gefunden. Wir können noch gar nicht gehen.«
    Jetzt gehen, bedeutete ihnen Amy noch einmal.
    Alle sahen auf Munro. Irgendwie war die Gruppe zu dem Ergebnis gekommen, daß Munro entscheiden würde, was als nächstes zu geschehen hatte. »Ich hätte die Diamanten so gern wie nur irgend jemand«, sagte er. »Aber was nützen sie uns, wenn wir tot sind? Wir haben keine Wahl, wir müssen weg, wenn wir können.« Karen Ross fluchte blumenreich.
    Elliot fragte Munro: »Was meinen Sie mit ›wenn wir können‹?«
    »Damit meine ich«, sagte Munro, »daß sie uns vielleicht gar nicht weglassen.«

2. Aufbruch
    Auf Munros Anweisung hin nahmen sie nur geringe Mengen an Nahrung und Munition mit.
    Alles andere blieb zurück — die Zelte, der Zaun, die Ausrüstung zur Nachrichtenübermittlung, alles.
    Gegen Mittag verließen sie die sonnenbeschienene Lichtung. Munro warf einen Blick über die Schulter zurück. Er hoffte, daß er richtig’ handelte. In den sechziger Jahren hatte es bei den Söldnern im Kongo eine spöttische Parole gegeben: »Bleib bloß zu Hause.« Sie hatte mehrere Bedeutungen, darunter die offensichtliche, daß sie von vornherein gar nicht in den Kongo hätten kommen sollen. Sie bedeutete

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