Congo
fanden. Das hieß, sie mußten sich darauf einrichten, noch fünf Tage an Ort und Stelle zu verbringen. Die Lebensmittelversorgung war kein Problem. Aber die Munition würde knapp werden.
Munro schlug die Verwendung von Tränengas vor.
Sie nahmen an; daß die grauen Gorillas ihre Taktik ändern würden. Und sie taten es — sie griffen gleich nach Einbruch der Dunkelheit an. Die Schlacht in der Nacht vom 23. zum 24. Juni war gekennzeichnet von den Detonationen der dumpf aufschlagenden Kanister und dem zischend austretenden Gas. Die Strategie erwies sich als wirksam; die Gorillas wurden vertrieben und erneuerten ihren Angriff in dieser Nacht nicht.
Munro war sehr zufrieden. Er verkündete, daß sie genug Tränengas hätten, um sich die Gorillas eine ganze Woche, vielleicht sogar länger, vom Leibe zu halten. Fürs erste, so schien es, waren ihre Probleme gelöst.
12. Tag
Zinj
24. Juni 1979
1. Der Generalangriff
Kurz nach Morgengrauen fanden sie die Leichen von Mulewe und Akari in der Nähe ihres Zelts.
Anscheinend war der Angriff am Vorabend ein Ablenkungsmanöver gewesen und hatte es einem Gorilla gestattet, in den Bereich des Lagers einzudringen, die beiden Träger zu töten und ungesehen wieder zu entkommen. Noch mehr beunruhigte es sie, daß sie keinen Hinweis darauf entdeckten, wie der Gorilla zweimal den Elektrozaun hatte überwinden können.
Eine gründliche Untersuchung ergab, daß ein Abschnitt des Zauns in Bodennähe eingerissen war.
Ein langer Stock lag dicht daneben am Boden.
Augenscheinlich hatten die Gorillas ihn dazu benutzt, den Zaun anzuheben, so daß einer von ihnen hatte hindurchkriechen können. Und bevor sie sich davonmachten, hatten sie den Zaun wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt.
Es war schwer, an die Intelligenz, die hinter einem solchen Verhalten lag, zu glauben.
»Gelegentlich«, sagte Elliot später, »standen wir uns mit unseren vorgefaßten Meinungen über Tiere selbst im Weg. Immer wieder erwarteten wir, daß die Gorillas sich stereotyp auf die uns bekannte Weise verhalten würden. Aber sie taten es nicht ein einziges Mal. Wir sahen sie zu keinem Zeitpunkt als anpassungsfähige und bewegliche Gegner an, obwohl sie immerhin unsere Zahl um ein Viertel vermindert hatten.«
Munro fiel es schwer, sich mit der gezielten Feindseligkeit der Gorillas abzufinden. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß Tiere in der freien Natur dem Menschen gleichgültig gegenübertraten.
Schließlich kam er zu dem Ergebnis, »daß diese Tiere von Menschen abgerichtet waren, ich sie mir also als Menschen vorstellen mußte. Nun lautete die Frage, was würde ich tun, wenn es Menschen wären?«
Für Munro gab es nur eine Antwort: Selbst zum Angriff übergehen.
Amy ließ sich dazu herbei, sie dorthin zu führen, wo die von ihr als »Dinger« bezeichneten Gorillas im Dschungel lebten. Um zehn Uhr vormittags zogen sie mit Maschinenpistolen bewaffnet die Hänge nördlich der Stadt hinauf. Es dauerte nicht lange, bis sie die Fährte der Gorillas fanden ziemliche Mengen Kot und zahlreiche Schlafnester auf dem Boden sowie in den Bäumen. Munro war beunruhigt von dem, was er sah: in manchen Bäumen gab es zwanzig bis dreißig Nester, was auf eine große Anzahl von Tieren schließen ließ.
Zehn Minuten später stießen sie auf eine Gruppe von zehn grauen Gorillas, die sich an saftigen Ranken gütlich taten: vier Männchen und drei Weibchen, ein Jungtier und zwei herumtollende Kleinkinder. Die erwachsenen Tiere ließen sich träge die Sonne auf den Pelz brennen und aßen hier und da, wo sie etwas fanden. Einige andere Tiere schliefen auf dem Rücken liegend und schnarchten laut. Sie schienen keine Wachen aufgestellt zu haben.
Munro machte ein Zeichen mit der Hand, und die Waffen wurden entsichert. Er wollte gerade in die Gruppe feuern, als Amy ihn am Hosenbein zog. Er sah zu ihr hin, und »ein Schreck wie noch nie«, fuhr ihm in die Glieder. »Oben am Hang war eine weitere Gruppe, vielleicht zehn oder zwölf Tiere — dann sah ich noch eine — und noch eine — und noch eine. Es müssen dreihundert oder noch mehr gewesen sein.
Der Hang wimmelte von grauen Gorillas.«
Der größte je in freier Wildbahn gesichtete Gorillatrupp hatte aus einunddreißig Tieren bestanden. Die Beobachtung — 1971 in Kabara — war jedoch umstritten. Die meisten Forscher vertraten die Ansicht, es müsse sich um zwei Gruppen gehandelt haben, die zufällig beieinander gesehen worden waren, da die Trupps gewöhnlich
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