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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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wäre wohl alles.« Er lächelte ihr aufmunternd zu. »Es gibt zwischen uns ein traditionelles Begrüßungsmittel, für das sie eigentlich schon etwas zu groß ist.« Er öffnete die Tür, stemmte die Beine fest gegen den Boden und sagte: »Guten Morgen, Amy.«
    Eine riesige schwarze Gestalt kam aus der Tür gestürmt und warf sich Elliot in die Arme, so daß er zurücktaumelte. Karen Ross war über die Größe des Tiers erstaunt. Sie hatte sich Amy kleiner und niedlicher vorgestellt. Immerhin war sie so groß wie eine erwachsene Frau.
    Amy gab Elliot mit ihren großen Lippen einen Kuß auf die Wange. Neben seinem Kopf wirkte ihr schwarzer Schädel gewaltig. Durch ihren Atem beschlugen seine Brillengläser. Karen Ross nahm einen süßlichen Geruch war und sah zu, wie Elliot freundlich Amys lange Arme von seinen Schultern löste. »Amy zufrieden heute?« fragte er.
    Amys Finger bewegten sich rasch dicht an ihrer Wange, als wischte sie Fliegen fort. »Ja, ich komme heute spät«, sagte Elliot. Wieder bewegte sie die Finger, und jetzt merkte Karen Ross, daß Amy sich in Zeichensprache ausdrückte. Die Geschwindigkeit war verblüffend — sie hatte es sich langsamer und schwerfälliger vorgestellt. Sie bemerkte, daß Amy nie den Blick von Elliots Gesicht wandte. Sie war ungeheuer aufmerksam und behielt ihn mit tierhafter Konzentration stets im Auge. Sie schien alles in sich aufzunehmen, seine Haltung, seinen Gesichtsausdruck, den Klang seiner Stimme und den Sinn dessen, was er sagte. »Ich muß arbeiten«, sagte Elliot. Wieder seufzte sie und machte verächtliche Handbewegungen. »Ja, ganz recht, Menschenarbeit.« Er führte Amy in den Wohnwagen zurück und bedeutete Karen Ross, ihm zu folgen.
    Als die Tür hinter ihnen geschlossen war, sagte er:
    »Amy, das ist Dr. Ross. Sag ihr guten Tag.« Amy warf Karen Ross einen mißtrauischen Blick zu.
    »Hallo, Amy«, sagte Karen Ross und lächelte den Fußboden an. Sie kam sich ein bißchen albern vor, aber Amy war so groß, daß sie ihr Furcht einjagte.
    Amy sah sie einen Augenblick an, wandte sich dann ab und ging quer durch den Wohnwagen zu ihrer Staffelei. Sie hatte mit Fingerfarben gemalt und nahm ihre Tätigkeit wieder auf, ohne die beiden weiter zu beachten.
    »Was bedeutet das?« fragte Karen Ross. Sie hatte das deutliche Gefühl, Amy habe sie geschnitten.
    »Das wird sich zeigen«, sagte Elliot.
    Nach einigen Augenblicken kam Amy auf ihren Knöcheln gehend zurückgeschlendert. Sie ging direkt auf Karen Ross zu, beschnüffelte ihre Hose am Schritt und nahm sie gründlich in Augenschein.
    Besonders interessiert schien sie an der ledernen Handtasche der Besucherin, vor allem an der glänzenden Messingschließe daran. Karen Ross berichtete später: »Es war wie bei einer Cocktailparty in Houston. Ich wurde von einer anderen Frau begutachtet und hatte das Gefühl, sie würde mich jeden Augenblick fragen, wo ich meine Kleider kaufe.« Ganz so war es jedoch nicht. Amy streckte die Hand aus und strich bedächtig Kleckse von grüner Fingerfarbe auf das Kostüm der Besucherin.
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß das gutgehen wird«, sagte Karen Ross.
    Elliot hatte diese erste Begegnung mit mehr Mißbehagen beobachtet, als er zugeben mochte.
    Amy Menschen vorzustellen war oft schwierig, besonders wenn es Frauen waren. Im Laufe der Jahre hatte Elliot zahlreiche ausgesprochen »weibliche« Züge bei Amy erkannt. Sie konnte spröde sein, reagierte auf Schmeicheleien, war auf ihr Äußeres bedacht, machte sich gern zurecht und war sehr wählerisch, wenn es um die Farbe der Pullover ging, die sie im Winter trug. Sie hatte lieber mit Männern als mit Frauen zu tun und war eindeutig eifersüchtig auf Elliots weibliche Bekanntschaften. Er brachte sie auch selten mit, doch manchmal schnüffelte sie ihn morgens nach dem Duft von Parfüm an und kommentierte es stets, wenn er sich nicht umgezogen hatte.
    Das hätte ganz amüsant sein können, hätte Amy nicht von Zeit zu Zeit ohne jeden Anlaß ihr fremde Frauen angegriffen. Und ein Angriff von Amy war nie amüsant.
    Amy ging wieder zur Staffelei zurück und gab durch Zeichen zu verstehen: Nicht mögen Frau Amy nicht mögen nicht mögen weg weg.
    »Komm, Amy, sei ein lieber Gorilla«, sagte Peter.
    »Was hat sie gesagt?« wollte Karen Ross wissen und ging zum Waschbecken, um die Farbe von ihrem Kostüm abzuwaschen. Peter fiel auf, daß sie nicht kreischte und schrie, wie viele andere Besucher das taten, wenn Amy sie unfreundlich

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