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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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heraus. Amy nahm die Kappe ab und malte einen roten Kreis auf Karens Gesicht. Dann lächelte sie und grunzte vergnügt, ging quer durch den Raum zu ihrem Spiegel, der auf dem Fußboden angebracht war, und malte sich an.
    »Ich glaube, jetzt geht es schon besser«, sagte Karen Ross. Auf der anderen Seite des Raums hockte Amy vor dem Spiegel und bemalte selig ihr Gesicht von oben bis unten. Sie sah sich freudestrahlend im Spiegel an und strich dann Lippenstift auf ihre Zähne. Es schien ein günstiger Zeitpunkt, ihr die Frage zu stellen. »Will Amy verreisen?« fragte Peter sie.
    Amy reiste gern, solche Gelegenheiten waren für sie große Feste. Nach einem besonders guten Tag fuhr Elliot oft mit ihr zu einem nahe gelegenen Autobahnrestaurant, bei dem die Speisen an den Wagen gebracht wurden. Dort trank sie dann jedesmal Orangensaft, saugte ihn durch den Trinkhalm und freute sich über die Aufregung, die sie unter den Menschen in den anderen Autos hervorrief. Lippenstift und das Angebot einer Reise das war beinahe zu viel Freude für einen Vormittag.
    Sie erkundigte sich: Auto-Reise?
    »Nein, nicht im Auto. Eine lange Reise. Viele Tage.« Verlassen Haus?
    »Ja, verlassen Haus. Viele Tage.«
    Das machte sie mißtrauisch. Die einzigen Male, bei denen sie das Haus für mehrere Tage verlassen hatte, war sie wegen einer Lungenentzündung und wegen Infektionen der Harnwege im Krankenhaus gewesen. Diese Reisen waren ihr nicht in angenehmer Erinnerung. Sie wollte wissen: Wohin Reise? »In den Dschungel, Amy.«
    Es entstand eine lange Pause. Zuerst glaubte er, sie habe ihn nicht verstanden, aber das Wort für Dschungel kannte sie, und sie mußte eigentlich in der Lage sein, alles richtig zu deuten. Amy machte wie im Selbstgespräch Zeichen und wiederholte alles, wie immer, wenn sie über etwas nachgrübelte:
    Dschungel Reise Reise Dschungel fort Reise Dschungel fort. Sie legte den Lippenstift beiseite, betrachtete versonnen die Papierfetzen auf dem Boden und begann sie aufzusammeln und in den Papierkorb zu tun. »Was bedeutet das?« fragte Karen Ross.
    »Es bedeutet, daß Amy reisen möchte«, sagte Peter Elliot.

6. Aufbruch
    Die seitlich wegklappbare Nase des Fracht-Jumbos war wie ein Rachen geöffnet und ließ den hellerleuchteten Laderaum erkennen. Die Maschine war am Nachmittag von Houston nach San Francisco herübergeflogen worden, jetzt war es neun Uhr abends, und verblüfft luden die Arbeiter den großen Reisekäfig aus Aluminium, Schachteln voller Vitamintabletten, ein Reiseklo und Kisten voller Spielzeug ein. Einer von ihnen zog einen Trinkbecher mit der Abbildung einer Mickymaus daraus hervor und besah ihn kopfschüttelnd.
    Draußen auf dem Beton des Vorfelds stand Elliot mit Amy, die zum Schutz gegen das Jaulen der Düsentriebwerke die Hände an die Ohren legte. Sie ließ Peter wissen: Vögel laut. »Wir fliegen mit dem Vogel, Amy«, sagte er. Nein, Auto fahren, verkündete sie nach einem erneuten Blick auf das Flugzeug.
    »Wir können nicht mit dem Auto fahren. Wir fliegen.« Fliegen wohin fliegen? wollte sie wissen.
    »Fliegen Dschungel.«
    Das schien sie zu verblüffen, aber er wollte keine weiteren Erklärungen abgeben. Wie alle Gorillas hatte Amy eine Abneigung gegen Wasser. Sie weigerte sich sogar, kleine Bäche zu überqueren. Er wußte, daß es sie äußerst unglücklich machen würde, wenn sie hörte, daß sie über große Wasserflächen fliegen müßten. Daher wechselte er das Thema und schlug vor, an Bord zu gehen und sich ein wenig umzusehen. Als sie die schräge Fläche der Laderampe hinaufgingen, wollte Amy wissen: Wo Knopf-Frau?
    Er hatte in den fünf Stunden, die inzwischen vergangen waren, Karen Ross nicht gesehen, daher war er überrascht festzustellen, daß sie bereits an Bord war und von einem an einer Seitenwand des Frachtraums angebrachten Telefon aus sprach, wobei sie mit der Hand ihr freies Ohr bedeckte, um besser hören zu können. Elliot hörte, wie sie sagte:
    »Nun, Irving scheint der Ansicht zu sein, daß es genügt… Ja, wir haben vier 907er, und wir sind bereit anzugleichen und zu übernehmen. Zwei Mikro-Überkopfanzeigegeräte, das war’s dann… Ja, warum eigentlich nicht?« Sie legte den Hörer auf und wandte sich Elliot und Amy zu. »Alles in Ordnung?« erkundigte er sich.
    »Bestens. Ich führe Sie hier mal rum.« Sie ging mit ihm tiefer in den Frachtraum hinein. Amy wich nicht von seiner Seite. Elliot warf einen Blick über die Schulter und sah, wie der Fahrer die Rampe mit

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