Congo
er hinzu. »Sie kann keinen Schaden anrichten.«
Amy gab zu verstehen Amy braver Gorilla und drückte wieder die Tasten am Computer. Sie schien entspannt, und Elliot war dankbar für die Ablenkung, die der Computer ihr bot. Er fand den Anblick der massigen Äffin vor einer Computer-Konsole immer wieder erheiternd. Bevor sie die Tasten betätigte, legte sie den Finger stets gedankenvoll an die Unterlippe — es war wie eine Parodie menschlichen Verhaltens.
Karen Ross brachte sie mit dem ihr eigenen Alltagsverstand allesamt wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Schläft Amy in einer der Kojen?«
Elliot schüttelte den Kopf. »Nein. Gorillas machen gern jede Nacht ihr Lager aufs neue. Sie braucht nur ein paar Decken, die wird sie dann zu einem Nest auf dem Fußboden zusammendrehen und darauf schlafen.«
Karen Ross nickte. »Was ist mit ihren Vitaminen und Medikamenten? Bekommt sie Tabletten?«
»Gewöhnlich muß man sie bestechen oder die Tabletten in einem Stück Banane verstecken. Bananen schluckt sie meist ohne zu kauen hinunter.«
»Ohne zu kauen«, wiederholte Karen Ross und nickte, als sei das von Bedeutung. »Wir haben da ein Standardmittel«, sagte sie. »Ich werde zusehen, daß sie es bekommt.«
»Sie bekommt dieselben Vitamine wie Menschen, nur daß sie viel Ascorbinsäure, also Vitamin C, braucht.«
»Wir teilen pro Tag dreitausend Einheiten aus, genügt das? Schön. Und verträgt sie Mittel zur Vorbeugung gegen Malaria? Wir sollten damit gleich jetzt anfangen.«
»Im allgemeinen«, sagte Elliot, »reagiert sie auf Medikamente ebenso wie Menschen.«
Karen Ross nickte. »Wird ihr der Druckausgleich in der Kabine Schwierigkeiten machen? Er ist auf eine Höhe von rund tausendfünfhundert Metern eingestellt.«
Elliot schüttelte den Kopf. »Sie ist ein Berggorilla, und Berggorillas leben in Höhen zwischen fünfzehnhundert und zweitausendachthundert Metern. Aber sie ist jetzt an ein feuchtes Klima gewöhnt und verliert rasch Flüssigkeit, so daß wir ihr viel zu trinken geben müssen.«
»Kann sie die Toilette benutzen?«
»Selbstverständlich. Aber ich habe auch ihren Topf mitgebracht«, sagte Elliot. »Und benutzt sie ihn?«
»Natürlich.«
»Ich habe hier ein neues Halsband für sie — ob sie das trägt?«
»Wenn Sie es ihr als Geschenk anbieten, gewiß.«
Während sie Amys Bedürfnisse in allen Einzelheiten durchgingen, wurde Elliot klar, daß in den letzten wenigen Stunden etwas geschehen war — und er hatte es fast gar nicht bemerkt. Amys unberechenbares, von Träumen ausgelöstes neurotisches Verhalten war wie weggeblasen, als spiele es keine Rolle mehr. Jetzt, da sie auf eine Reise ging, war sie nicht mehr launisch und nach innen gekehrt, ihr Interesse wandte sich der Außenwelt zu, sie war wieder das junge Gorillaweibchen. Er überlegte, ob ihre Träume und ihre gesamte Niedergeschlagenheit — das Malen mit Fingerfarben und alles andere — auf ihre beengte Umgebung in der Forschungseinrichtung zurückzuführen waren, in der sie so viele Jahre gelebt hatte. Zuerst war ihr diese Umgebung angenehm gewesen, wie ein Kinderbett einem Kleinkind zunächst behaglich erscheint, ihm aber mit den Jahren zu klein wird. Vielleicht, dachte er, brauchte Amy einfach ein bißchen Aufregung.
Aufregung lag in der Luft: während er mit Karen Ross sprach, hatte Elliot das Gefühl, daß etwas Bedeutsames geschehen würde. Diese Expedition mit Amy war das erste Beispiel für etwas, das Primatenforscher seit Jahren vorausgesagt hatten die Pearl-Theorie.
Frederick Pearl war ein Theoretiker auf dem Gebiet der Verhaltensforschung. Bei einem Kongreß der Amerikanischen Ethologischen Gesellschaft in New York hatte er 1972 gesagt: »Nunmehr, nachdem Primaten Zeichensprache gelernt haben, ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis jemand ein Tier mit hinausnimmt, damit es ihm bei der Untersuchung wildlebender Tiere derselben Art behilflich ist. Es ist vorstellbar, daß sprachfähige Primaten dem Menschen beim Umgang mit wildlebenden Tieren als Dolmetscher oder gar als Botschafter dienen.«
Diese These erregte beträchtliches Aufsehen, und sie führte zur Bewilligung von Mitteln durch die U.S.-Air Force, die seit den sechziger Jahren linguistische Forschungsprogramme finanziert hatte.
Es hieß, die Air Force arbeite an einem Geheimprojekt mit dem Codenamen CONTOUR, das mögliche Kontakte mit fremden Lebensformen einschloß. Zwar waren der offiziellen militärischen Lesart nach UFOs natürlichen Ursprungs
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