Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
Mohn und zerkleinerte Steckrüben. Die genaue Untersuchung, ob es sich um falschen Alarm handelte, dauerte achtundvierzig Stunden. Später stellte sich heraus, daß auf ungeklärte Weise Spuren von Steckrüben in Jorisens und Irvings Aktentaschen gelangt waren.
    Beide bestritten beharrlich, etwas von verbotenen Substanzen zu wissen, und verlangten, das Konsulat der Vereinigten Staaten in Tanger solle hinzugezogen werden. Es würde mit Sicherheit mehrere Tage dauern, bis der Fall gelöst war, daher telefonierte Karen Ross mit Travis in Houston, der die Sache als eine »deutsche Stinkmorchel« einschätzte. Es gab nur die Möglichkeit, die Expedition vorerst ohne die beiden weiterzuführen, so gut es ging. »Wenn die meinen, daß sie uns damit aufhalten können«, sagte Travis, »haben sie sich verrechnet.«
    »Wer soll denn die Geologenarbeit machen?« fragte Karen Ross. »Sie«, sagte Travis. »Und die Elektronik?«
    »Auf dem Gebiet haben Sie Ihre Begabung hinlänglich bewiesen«, sagte Travis. »Sehen Sie nur zu, daß Sie Munro bekommen, dann läuft alles, wie es laufen soll.«
    Bei Einbruch der Abenddämmerung ertönte der Ruf des Muezzin über dem pastellfarbenen Häusergewirr der Kasbah von Tanger und rief die Gläubigen zum Gebet. Früher war der Muezzin selbst auf dem Minarett der Moschee erschienen, heutzutage besorgte das eine Schallplatte, die über Lautsprecher abgespielt wurde: ein mechanisierter Ruf zur Befolgung des islamischen Gehorsamsrituals.
    Karen Ross saß auf der Terrasse von Captain Munros Haus, von der aus man die Kasbah übersehen konnte, und wartete auf ihre Audienz bei dem Gewaltigen. Neben ihr saß Peter Elliot, erschöpft von den Strapazen des langen Flugs, schnarchte er aus vollem Hals.
    Sie warteten nun schon seit beinahe drei Stunden, und das beunruhigte sie. Munros Haus war im maurischen Stil gebaut und nach außen hin offen.
    Aus dem Innern trug der Abendwind den Klang von Stimmen zu ihr herüber. Sie hörte, daß sie eine fernöstliche Sprache sprachen.
    Eine der anmutigen marokkanischen Dienerinnen, von denen Munro über eine unbegrenzte Anzahl zu verfügen schien, brachte ein Telefon auf die Terrasse und verbeugte sich tief. Karen Ross sah, daß das Mädchen violette Augen hatte und von hinreißender Schönheit war, höchstens sechzehn Jahre alt. In einem Englisch, bei dem sie vorsichtig Wort an Wort fügte, sagte das Mädchen: »Das ist Ihre Telefonverbindung nach Houston. Jetzt beginnt das Bieten.«
    Karen stieß Peter an, der erwachte und schlaftrunken um sich sah. »Das Feilschen geht los«, sagte sie.
    Peter Elliot war, seit er Captain Munros Haus betreten hatte, von allem, was er sah, überrascht. Er hatte sich einen kargen militärischen Rahmen vorgestellt und war erstaunt über geschwungene marokkanische Bogen und leise plätschernde Brunnen, auf deren tanzenden Wasserstrahlen das Sonnenlicht flirrte. Dann sah er die Deutschen und die Japaner, die Karen Ross und ihn vom Nebenraum her mit aufmerksamen und erkennbar unfreundlichen Blicken musterten. Plötzlich erhob sich Karen Ross mit einem Wort der Entschuldigung, ging nach nebenan und umarmte voller Herzlichkeit einen jungen blonden Deutschen.
    Sie tauschten Begrüßungsküsse, plauderten fröhlich miteinander und schienen ein Herz und eine Seele.
    Peter Elliot behagte das nicht, und es beruhigte ihn zu sehen, daß die Japaner — alle in gleich aussehenden schwarzen Anzügen — ebensowenig davon zu halten schienen wie er. Als er das bemerkte, lächelte Elliot ihnen freundlich zu, als wollte er auf diese Art seine Billigung der Begegnung zum Ausdruck bringen. Als Karen Ross zurückkam, fragte er sie: »Wer war das?«
    »Richter«, sagte sie. »Der glänzendste Topologe in Westeuropa. Er beschäftigt sich mit der Extrapolation in Räumen n-ter Ordnung. Seine Arbeit ist ungewöhnlich elegant.« Sie lächelte. »Fast so elegant wie meine.«
    »Aber er arbeitet für das Konsortium?«
    »Natürlich, als Deutscher.«
    »Trotzdem reden Sie mit ihm?«
    »Ich bin glücklich über die Gelegenheit«, sagte sie. »Schade, Karls Fähigkeiten sind in einer bestimmten Weise begrenzt. Er kann nur mit bereits existierenden Daten arbeiten. Mit ihnen schlägt er dann im n-ten Raum Purzelbäume. Aber er kann sich nichts Neues ausdenken. Ich hatte einen Professor am M. I. T, der genauso war. Ein Sklave der Tatsachen, ein Knecht der Wirklichkeit.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Hat er nach Amy gefragt?«
    »Natürlich.«
    »Und was

Weitere Kostenlose Bücher