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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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versuchte, die atmosphärischen Bildstörungen zu beseitigen, drückte eine Taste nach der anderen.
    »Als ich zustimmte, bei dieser Expedition mitzumachen«, sagte Elliot und wurde dabei immer lauter, »bin ich nicht davon ausgegangen, daß wir in einen Krieg hineingezogen würden.«
    »Ich auch nicht«, sagte Karen Ross. »Da scheinen wir ja beide mehr zu bekommen, als wir haben wollten.« Bevor Elliot etwas sagen konnte, legte Munro ihm einen Arm um die Schultern und nahm ihn beiseite. »Das ist schon in Ordnung«, sagte er. »Das sind veraltete Raketen aus den sechziger Jahren. Die meisten gehen nur los, weil der Festtreibstoff nichts mehr taugt. Es besteht keine Gefahr. Kümmern Sie sich einfach um Amy, sie braucht ihre Hilfe. Lassen Sie mich jetzt mit Karen Ross in Ruhe arbeiten.«
    Karen Ross stand unter ungeheurem Druck.
    Während die Maschine fünfzehn Kilometer von der Düppelwolke entfernt Schleifen flog, mußte sie in größter Eile eine Entscheidung treffen. Dabei hatte sie gerade einen verheerenden — und völlig unerwarteten — Fehlschlag erlebt. Das europäische Konsortium hatte von Anfang an einen Vorsprung von etwa achtzehn Stunden und zwanzig Minuten vor ihnen gehabt. In Nairobi hatte Munro mit ihr einen Plan ausgearbeitet, der diesen Vorsprung zunichte machen und es der ERTS-Expedition gestatten würde, vierzig Stunden vor dem Team des Konsortiums an Ort und Stelle zu sein. Dieser Plan den sie aus naheliegenden Gründen Elliot nicht mitgeteilt hatte — verlangte, daß sie mit dem Fallschirm über den unbewachsenen Südhängen des Muhavura absprangen. Munro schätzte, daß sie von dort aus lediglich sechsunddreißig Stunden bis zu der toten Stadt brauchten. Karen Ross war davon ausgegangen, daß sie um zwei Uhr nachmittags abspringen konnten, je nachdem, wie die Wolkendecke über dem Muhavura und dem Absprunggebiet aussah. Sie konnten dann bereits am 19. Juni mittags die Stadt erreichen.
    Der Plan war überaus gefährlich. Sie würden mit dafür nicht ausgebildeten Leuten über der Wildnis abspringen, mehr als drei Tagemärsche von der nächsten größeren Ortschaft entfernt. Wenn jemand eine ernsthafte Verletzung erlitt, waren seine Überlebensaussichten sehr gering. Auch die Ausrüstung war gefährdet, denn in Höhen von rund dreitausend Metern an den Vulkanhängen war die Luftdichte geringer, so daß die Versorgungsbomben möglicherweise nicht gut genug gepolstert waren.
    Anfangs hatte Karen Ross Munros Plan als zu gefährlich abgelehnt. Aber er hatte sie davon überzeugt und darauf hingewiesen, daß die Gleitschirme mit einer automatischen Höhenauslösung versehen und die Geröllhalden im oberen Teil der Vulkanhänge so nachgiebig waren wie ein Sandstrand, daß die Versorgungsbomben eine Sicherheitsreserve boten und daß er Amy beim Absprung selber halten konnte.
    Karen Ross hatte den wahrscheinlichen Ausgang vom Computer in Houston berechnen lassen und eine Gegenkontrolle angefordert. Die Ergebnisse waren klar. Die Aussichten eines erfolgreichen Absprungs wurden mit 0,7980 angegeben, das heißt, es stand eins zu vier, daß jemand schwer verletzt wurde. Vorausgesetzt aber, der Absprung gelang, betrug die Erfolgsaussicht der Expedition 0,9943, das heißt, es war dann praktisch sicher, daß sie vor dem Konsortium an Ort und Stelle ankommen würden. Kein anderer Plan bot eine so hohe Erfolgsaussicht. Sie hatte sich alle Daten angesehen und gesagt: »Ich denke, wir springen.«
    »Habe ich ja gleich gesagt«, sagte Munro.
    Der Absprung löste eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, da die durchgegebenen Berichte über geopolitische Neuentwicklungen immer unerfreulicher klangen. Die Kigani waren tatsächlich auf dem Kriegspfad, die Pygmäen völlig unzuverlässig, und die Streitkräfte von Zaire hatten Panzereinheiten in das östliche Grenzgebiet entsandt, um den Kigani-Aufstand niederzuschlagen.
    Es war bekannt, daß afrikanische Feldsoldaten den Finger rasch am Abzug hatten. Sie durften hoffen, durch ihren Absprung am Muhavura all diesen Gefahren aus dem Weg zu gehen. So war die Lage gewesen, bevor die Boden-Luft-Raketen rund um ihr Flugzeug detonierten. Sie befanden sich immer noch gut einhundertdreißig Kilometer südlich von dem vorgesehenen Absprunggebiet und verschwendeten mit dem Kreisen über dem Kigani-Gebiet Zeit und Treibstoff. Es sah aus, als sei der kühne Plan, den Munro so raffiniert erdacht und den der Computer für so aussichtsreich befunden hatte, plötzlich bedeutungslos. Und um

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