Congo
über dem Boden in der Luft hing. Sein Gleitschirm hatte sich in den Bäumen verfangen.
Er öffnete die Verschlüsse des Gurtzeugs und ließ sich zu Boden fallen. Gerade als er aufstand, kamen Kahega und Karen Ross zu ihm herübergelaufen und fragten, ob ihm etwas fehle. »Mir geht es großartig«, sagte Elliot, und so fühlte er sich auch, lebendiger, als er sich je erinnern konnte. Im nächsten Augenblick fiel er auf unsicheren Gummibeinen um und erbrach sich sogleich.
Kahega lachte. »Willkommen im Kongo«, sagte er. Elliot wischte sich den Mund und fragte: »Wo ist Amy?« Einen Augenblick später landete Munro, mit einem blutenden Ohr — Amy hatte ihn vor Angst gebissen. Sie war aber wohlauf und rannte auf allen vieren zu Elliot, um sich zu vergewissern, daß ihm nichts fehlte. Dann ließ sie wissen: Amy fliegen nicht mögen.
»Aufpassen!«
Das erste der torpedoförmigen Versorgungspäckchen kam herunter und zerbarst beim Aufschlag auf dem Boden wie eine Bombe, wobei Ausrüstungsteile und Stroh in alle Richtungen verstreut wurden.
»Da kommt die nächste!«
Elliot ging in Deckung. Die zweite Bombe schlug nur wenige Meter neben ihm ein. Folienbehälter mit Reis und anderen Nahrungsmitteln prasselten auf ihn nieder. Über sich hörte er das Dröhnen der kreisenden Fokker. Er stand gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wo die beiden letzten Versorgungsbomben aufschlugen, während Kahegas Männer sich rennend in Sicherheit brachten und Karen Ross schrie: »Vorsichtig, da sind die Laser drin!« Es war wie im Bombenkrieg, aber so rasch es begonnen hatte, so rasch war es auch vorüber. Die Fokker über ihnen entschwand, und der Himmel war still. Die Männer machten sich daran, die Ausrüstung wieder zusammenzupacken und die Schirme zu vergraben, während Munro auf swahili Anweisungen brüllte. Zwanzig Minuten später zogen sie im Gänsemarsch durch den Wald, taten die ersten Schritte auf einem dreihundert Kilometer langen Weg, der sie in die unerforschten östlichen Gebiete des Kongo führen würde, einer wunderbaren Belohnung entgegen. Wenn sie sie rechtzeitig erreichten.
2. Kigani
Als Elliot den ersten Schrecken des Absprungs überwunden hatte, gefiel ihm der Marsch durch den Barawanawald. Affen kreischten in den Bäumen, und Vögel ließen ihren Ruf in der kühlen Luft erschallen. Die Kikuyu-Träger zogen einzeln hinter ihnen her, rauchten Zigaretten und scherzten in einer fremden Sprache miteinander. Elliot genoß seine Empfindungen — das Gefühl, von einer sich selbst verabsolutierenden Zivilisation losgelöst zu sein, das Abenteuer, die Möglichkeit unerwarteter Ereignisse, die jederzeit eintreten konnten, und schließlich die Suche nach einer fesselnden Vergangenheit, während die Allgegenwart der Gefahr die Empfindungen intensivierte. In dieser Hochstimmung lauschte er den Tieren des Walds um sich herum, sah das Licht-und Schattenspiel zwischen den Bäumen, spürte den nachgiebigen Boden unter seinen Füßen und sah zu Karen Ross hinüber, die ihm plötzlich auf eine völlig unerwartete Art anmutig und schön erschien.
Doch sie verschwendete keinen Blick auf ihre Umgebung. Sie drehte im Gehen Knöpfe an einem ihrer schwarzen Elektronikkästen und versuchte ein Signal einzufangen. Von einem Schulterband hing ein zweiter solcher Kasten, und da sie sich nicht nach Elliot umwandte, hatte er Zeit zu beobachten, daß sich an ihrer Achsel ein dunkler Schweißfleck gebildet hatte und ein weiterer an ihrem Rücken.
Das dunkelblonde Haar klebte ihr naß und strähnig am Hinterkopf. Auch bemerkte er, daß ihre Hose vom Aufprall auf dem Boden voller Falten und Schmutzflecke war.
»Genießen Sie den Wald«, sagte Munro zu ihm.
»Das ist auf lange Zeit das letzte Mal, daß Sie sich kühl und trocken fühlen werden.«
Elliot stimmte zu, daß es im Wald sehr angenehm sei. »Ja, sehr angenehm«, pflichtete Munro ihm mit einem seltsamen Gesichtsausdruck bei und nickte.
Der Barawanawald war kein jungfräulicher Urwald. Von Zeit zu Zeit kamen sie an gerodeten Feldern und anderen Anzeichen menschlicher Besiedlung vorbei, wenn sie auch nie jemanden sahen. Als Elliot darauf hinwies, schüttelte Munro den Kopf. Während sie tiefer in den Wald eindrangen, wurde Munro immer grüblerischer und wortkarger. Allerdings zeigte er sich an der Tierwelt interessiert und blieb oft stehen, um aufmerksam einem Vogelruf zu lauschen, bevor er der Expedition das Signal zum Weitermarsch gab.
Während einer solchen Pause drehte Elliot
Weitere Kostenlose Bücher