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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gab Elliot Zigaretten zum Verteilen, für jeden Mann eine. Sie wurden mit breitem Lächeln und mädchenhaftem Gekicher entgegengenommen.
    Nachdem die einleitenden Formalitäten abgeschlossen waren, führte man sie zu einer neuerbauten Hütte am äußersten Rand des Dorfs, wo der »tote« Weiße sich aufhalten sollte. Sie fanden einen vor Schmutz starrenden bärtigen Mann um die Dreißig vor, der mit untergeschlagenen Beinen im niedrigen Eingang der Hütte saß und ins Licht stierte. Elliot merkte bald, daß er sich im Zustand der Katatonie befand — er rührte und regte sich nicht.
    »Ach, du großer Gott«, sagte Karen Ross. »Das ist Bob Driscoll.«
    »Kennen Sie ihn?« fragte Munro.
    »Er war der Geologe bei unserer ersten Kongo-Expedition.« Sie beugte sich dicht über ihn und bewegte ihre Hand vor seinem Gesicht hin und her.
    »Bobby, ich bin es, Karen. Was ist mit Ihnen?«
    Driscoll reagierte nicht, zuckte nicht einmal mit den Wimpern. Er sah einfach geradeaus vor sich hin.
    Einer der Pygmäen bot Munro eine Erklärung dafür an. Munro übersetzte: »Er ist vor vier Tagen in ihr Lager gekommen. Er war so wild, daß sie ihn bändigen mußten. Sie glaubten, es läge am Schwarzwasserfieber, also haben sie ihm eine Hütte gebaut und etwas Medizin gegeben. Daraufhin hat er sich beruhigt. Jetzt läßt er zwar zu, daß sie ihm zu essen geben, aber er sagt kein Wort. Sie glauben, daß General Mugurus Männer ihn vielleicht gefangengenommen und gefoltert haben — oder daß er agudu ist, stumm.« Karen Ross wich entsetzt zurück. »Gott im Himmel«, sagte sie. »Ich wüßte nicht, was wir für ihn tun könnten«, sagte Munro.
    »In dem Zustand, in dem er sich befindet.
    Körperlich scheint ihm nichts zu fehlen, aber sonst…« Er schüttelte den Kopf.
    »Ich gebe einen Bericht nach Houston durch«, sagte Karen Ross.
    »Die können dann von Kinshasa aus Hilfe schicken.«
    Driscoll hatte die ganze Zeit über apathisch dagesessen. Doch als Elliot sich vorbeugte, um sich seine Augen anzusehen und ihm dabei näher kam, rümpfte Driscoll die Nase. Sein Körper spannte sich an. Aus seinem Mund drang ein dumpfer Klagelaut »Ah-ah-ah-ah« — als werde er gleich laut aufschreien.
    Erschreckt trat Elliot einen Schritt zurück.
    Driscoll beruhigte sich, verfiel wieder in sein Schweigen.
    »Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?« sagte Elliot.
    Einer der Pygmäen flüsterte Munro etwas zu. »Er sagt«, erklärte Munro, »Sie riechen nach Gorilla.«

3. Ragora
    Zwei Stunden später fanden sie, von einem Pygmäen durch den Regenwald südlich von Gabutu geführt, Kahega und die anderen wieder. Aber sie waren alle drei verdrießlich und wortkarg — sie hatten Durchfall.
    Die Pygmäen hatten darauf bestanden, daß sie zu einem vorverlegten Abendessen blieben, und Munro hatte keine Möglichkeit gesehen, die Einladung abzuschlagen. Das Mahl bestand in der Hauptsache aus kleinen wildwachsenden Kartoffeln, die kitsombe genannt wurden und wie verschrumpelter Spargel aussahen, aus im Wald wachsenden Zwiebeln, die sie als otsa bezeichneten, und aus modoke, Blättern von wildem Maniok, sowie verschiedenen Arten von Pilzen. Dazu gab es kleine Portionen säuerlich schmeckendes, zähes Schildkrötenfleisch und ein paar Heuschrecken, Raupen, Würmer, Frösche und Schnecken. Zwar enthielt diese Nahrung dem Gewicht nach doppelt so viel Eiweiß wie Beefsteak, aber sie bekam den an sie nicht gewöhnten Mägen nicht besonders. Und die Neuigkeiten, die sie am Lagerfeuer hörten, waren auch nicht dazu angetan, ihre Laune zu verbessern.
    Den Berichten der Pygmäen zufolge hatten General Mugurus Leute ein Nachschublager am Steilabhang von Makran eingerichtet — genau dort, wohin Munro wollte. Es schien ein Gebot der Klugheit, den Soldaten auszuweichen. Munro erklärte, das Swahili habe kein Wort für Ritterlichkeit oder sportsmännischen Geist, und das gelte auch für die im Kongo gesprochene Variante, Lingala. »In diesem Teil der Welt heißt es: ›Fressen oder gefressen werden.‹ Da halten wir uns am besten heraus.« Die einzige mögliche Ausweichroute führte sie nach Westen, zu einem Fluß, der Ragora hieß. Munro studierte mit gerunzelter Stirn seine Karte, während Karen Ross, ebenfalls mit gerunzelter Stirn, auf ihre Computer-Konsole sah. »Was ist denn los mit dem Ragora?« wollte Elliot wissen. »Vielleicht ist ja alles in Ordnung«, sagte Munro. »Es kommt darauf an, wie stark es letzthin geregnet hat.« Karen Ross sah auf ihre Uhr. »Wir

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