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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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mm Pistole Glock 26 aus der Innentasche seines Mantels. Sie war nicht in seiner Waffenbesitzkarte eingetragen, weshalb die ehemaligen Kollegen sie bei der Hausdurchsuchung nicht finden konnten. Beruhigend wog die Waffe in seiner Hand. Es war das erste Mal, dass diese Waffe eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte. In der Zeit nach seinem freiwilligen Ausscheiden aus dem Polizeidienst hatte er – von einer Paranoia getrieben – diese Glock auf dem Flohmarkt in Metz erstanden. Nur wenige Kilometer über der Grenze war es erschreckend einfach, illegal an Schusswaffen zu gelangen. Sollte sie jetzt – fünfzehn Jahre später – zum Einsatz kommen?
    Er konzentrierte sich auf seinen Wagen. In der Dunkelheit sah er nur Umrisse. Hatten ihn seine Sinne getäuscht. Moritz reagierte nicht, was seine Zweifel verstärkte. Im Gegenteil, der Hund lief schwanzwedelnd um das große Auto herum. Verblüfft folgte ihm Steiner.
    Da erst sah er, wer an seinem Auto saß: Micky.
    Mit weinerlicher Stimme sagte er: »Ich kann es nicht wieder gut machen.«
    Steiner erkannte, was Micky beschäftigte. Alle Reifen waren platt gestochen.
    Frustriert trat er dagegen. Das Bellen seines Hundes in der Nacht war also kein Traum gewesen. Meine Güte – er wurde doch alt.
    Â»Micky, du brauchst das nicht gut zu machen«, beruhigte er den immer noch weinenden Jungen.
    Moritz leckte ihm über das ganze Gesicht.
    Â»Siehst du. Moritz will nicht, dass du weinst.«
    Das brachte das gewinnende Lächeln in Mickys rundliches Gesicht zurück.
    Â»Weißt du, mein Papa fährt genau dasselbe Auto wie du«, sagte der Junge, während er den treuen Hund liebkoste. »Soll ich ihn fragen, ob er dein Auto flickt?«
    Â»Dein Papa wird mir nicht helfen. Er mag mich nicht«, widersprach Steiner.
    Â»Aber dafür mein Bruder Olli. Er fährt das Auto genauso oft und repariert immer alles selbst. Er kann dein Auto wieder ganz machen.«
    Steiner lächelte. Mickys Einfältigkeit war grenzenlos. Er nickte zustimmend, was in Micky das Gefühl auslöste, etwas für seinen Freund tun zu können. Mit einem freundschaftlichen Klaps auf die Schulter forderte Steiner ihn auf, mit ihm in den Wald zu gehen, was Micky nur zu gerne tat.
    Steiner schlug den Weg ein, den er und sein Freund wie aus der Wes­tentasche kannten. Er war steil und holprig, führte unter Bäumen und Dickicht hindurch bis zum Hauptweg, dessen Kieselsteine unter ihren Füßen knirschten. Es dauerte nicht lange, da erblickte Steiner etwas, das eindeutig nicht dorthin gehörte. In der Dunkelheit konnte er es nicht zuordnen. Neugierig näherte er sich.
    Es war ein Plakat.
    Gegen seine Gewohnheit schaltete er die Taschenlampe ein, um es zu erkennen. Das Foto des aufgeschlitzten Tierkadavers schreckte ihn sofort ab. Darunter stand in großen Druckbuchstaben: »Halali des Grauens.«
    Wie angewurzelt starrte er darauf. Micky reagierte sofort, nahm ihm das Plakat aus den Händen und zerriss es in tausend Stücke.
    Sie setzten ihren Weg fort. Schon nach wenigen Metern stießen sie auf das nächste Plakat. Darauf sahen sie einen angeschossenen Keiler, dessen weit aufgerissenen Augen direkt in die Kamera blickten. Der Untertitel lautete: »Es gibt nichts Schöneres als den Schrei eines sterbenden Keilers im Morgengrauen.«
    War das eine neue Masche der Leute im Dorf? Genügte es nicht, Tier­kadaver vor seine Haustür zu legen?
    Hinter der Biegung entdeckte er wieder ein Plakat. Es zeigte ein Reh, dessen Vorderlauf gebrochen war, mit der Überschrift: »Die Würde des Tieres ist antastbar.«
    Entmutigt steuerte Steiner die Kirrstelle der Wildsauen an, die für den Winter hergerichtet war. Mit jedem Schritt, den er sich näherte, sah er auch dort Spuren seiner Jagdgegner. Die Futterstelle war zerwühlt, menschliche Haare in allen Längen und Farben abgelegt worden. Nur ein Jäger wusste, was diese Verwüstung anrichtete. Dieser Futterplatz hatte seine Funktion verloren. Steiner musste sich eine andere geeignete Stelle suchen.
    Sollten die bösen Überraschungen nie mehr enden?
    Der erste Ansitz, eine Bodenkanzel aus Paletten, lag in ihren Einzelteilen im Laub. An einem zerborstenen Brett klebte ein Computerausdruck mit der Erklärung: »Das ist eine Maßnahme zur Gewaltprävention.«
    Micky begleitete Steiner wortlos. Das Lächeln war aus seinem Gesicht

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