Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See
beibringen? Er glaubt, dass er mir damit einen Gefallen tut.«
»Nach dem, was ich oben auf dem Berg gesehen habe, weià ich, dass Sie den Jungen besser kennen als jeder andere im Dorf«, mischte sich Esther in das Gespräch ein. »Deshalb wird es für Sie kein Problem sein, ihn davon zu überzeugen, was für Sie das Beste ist.«
Steiner fühlte sich durch ihre Worte geschmeichelt. Lange schaute er in ihr hübsches, blasses, von blonden Locken eingerahmtes Gesicht. Ihre Augen blitzten grün und hielten seinem Blick stand. Sah er darin Schalk? Oder flirtete sie mit ihm?
Auf keinen Fall wollte er zugeben, dass sie ihn überschätzte. Obwohl diese Reaktion unvernünftig war. Denn er spürte instinktiv, dass es ihm nicht gelingen würde, Micky von seinem Tun abzubringen. Der Junge war davon überzeugt, dass er das Richtige tat.
»Benutzt Micky auch deine Sauer 90?« Mit der Frage riss Schnur Steiner aus seinen Gedanken.
»Was für eine Frage? Natürlich nicht!«
»Die Kugel, mit der der Bock angeschossen wurde, könnte aus der Waffe stammen, die Bernd Schumacher mitgeführt hatte â aber ebenso aus deiner Sauer 90. Das Projektil ist ballistisch nicht mehr hundertprozentig abzugleichen.«
»Warum sollte ich einen Bock in der Schonzeit schieÃen?«, fragte Steiner aufgebracht. »Ich habe mit den Wilderern und den Leuten aus dem Dorf schon Ãrger genug. So etwas könnte mich meinen Job kosten.«
»Oder zwanzig Jahre auf der Lerchesflur«, fügte Schnur an.
»Was kann die Kugel beweisen, die wir oben im Wald gefunden haben?«
Schnur überlegte eine Weile, ging in dem geräumigen Zimmer auf und ab, ohne dabei einen Blick auf die Einrichtung zu werfen.
»Sollte Bernd Schumacher der Wilderer sein, wäre das ein Tatmotiv«, rückte er endlich mit der Sprache heraus.
»Weil er mich damit in Misskredit bringt?«, stutzte Steiner.
»Genau das!«
»Aber er ist doch erst aus dem Knast entlassen worden. Das Wildern geht hier schon lange«, hielt Steiner dagegen.
»Wie lange?«
»Den ganzen Sommer!«
»Seitdem ist Bernd Schumacher auf freiem FuÃ.«
Eine Weile verharrten alle in Schweigen und lieÃen die letzten Worte im Raum verklingen.
»Ich habe nicht gewusst, dass er frei ist und auf dem Limberg sein Unwesen treibt«, sprach Steiner tonlos und rieb sich über die Schläfen.
»Es fällt mir wirklich schwer, dir das zu glauben.« Schnur schüttelte den Kopf. »Du hattest Kontakt zu einer Angestellten des Gefängnisses auf der Lerchesflur und willst nichts über den Insassen wissen, den du selbst dort hingebracht hast?«
»So ist es«, konterte Steiner. »Wenn ich mich mit dieser Frau getroffen habe, hatten wir andere Interessen als Häftlinge.«
»Natürlich. Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin!«
»AuÃerdem wurde Bernd Schumacher geköpft. Ich bin Jäger, mein Arbeitswerkzeug ist das Gewehr. Ich würde doch niemals auf diese mittelalterliche Tötungsart zurückgreifen«, versuchte Steiner weiterhin, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
»AuÃerdem bist du Polizist«, fügte Schnur an. »Wer kennt die Untersuchungsmethoden der Polizei besser als einer von uns? Die HolzspaltÂmaschine als Guillotine einzusetzen, könnte auch ein geschickter Schachzug sein.«
»Ich bin unschuldig.«
»Wo wird mehr gelogen, als vor den Wahlen und nach der Jagd?«, fragte Schnur ganz überraschend.
Als keine Antwort kam, gab er sie selbst: »Beim Verhör!«
Kapitel 12
Jürgen Schnur betrat den Donze , den Gasthof, der in ihm nostalgische Erinnerungen wachrief. Wie oft hatte er in jungen Jahren hier gesessen und gezecht?
Es dauerte eine Weile, bis seine Augen sich an das rauchige, schummrige Licht gewöhnt hatten. An der Theke saà Rolf West und qualmte. Rechts am Stammtisch hatten sich Arthur Winter, das Wintergoldhähnchen, Siegmund Gerstner, der Oberlehrer und Peter Magath, genannt Rohr-Pitt, versammelt. Der Dorfpolizist Helmut Brack saà etwas abseits. Auf der gegenüberliegenden Seite hielten sich Oliver West und die wie immer schwarz gekleidete Anne Richter in den Armen.
Nur einer fehlte, Markus Darren.
Schnur gesellte sich zu Rolf West an die Theke. Er bestellte sich ein Urpils. Eine Weile verharrten alle in Schweigen. Schnur musste den Anfang machen, um das Eis zu brechen.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher