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Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See

Titel: Conte-Krimi - 13 - Hetzjagd am Grünen See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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registriert.«
    Schnur schaute sich um.
    Sein Blick traf den rechten Turm. Die Jalousien waren heruntergelassen. Die Lamellen wurden auseinander geschoben. Schnur konnte einen Schatten ausmachen. Schnurs Augen blieben lange darauf haften. Tatsächlich! Der Schatten bewegte sich. Dort war jemand, der sie beobachtete.
    Â»Wer lebt in dem Turm?«
    Â»Mein Sohn Moritz.«
    Â»Wie geht es ihm?«
    Schlagartig zeigte Sieberts Gesichtsausdruck eine Regung. Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder, trank einen Schluck Sherry und antwortete mit trauriger Stimme: »Er ist durch die Entführung ein unglücklicher Mensch geworden.«
    Mit seiner freien Hand zeigte er über das große Grundstück und fügte an: »Sehen Sie sich um, das alles gehört ihm. Aber leider kann er sein Leben nicht genießen. Er ist krank und depressiv, hat kein Interesse an den schönen Dingen des Lebens, ist verzweifelt und unglücklich.«
    Â»Ist er in Therapie?«
    Â»Natürlich! Bei den besten Therapeuten. Ich habe keine Kosten gescheut. Aber manchmal kann sogar Geld nicht helfen.«
    Â»Dürfen wir mit ihm sprechen?«
    Â»Das wird Ihnen nicht viel nützen.«
    Â»Versuchen können wir es ja mal.« Schnur gab nicht auf.
    Sie gingen durch den Garten zum Rundturm, stiegen die Wendeltreppe hinauf und blieben vor der einzigen Tür stehen.
    Â»Ich habe ihm das Turmzimmer gegeben, weil ich mir davon versprach, dass ihn das individuelle Leben zu mehr Selbständigkeit motiviert«, erklärte Otto Siebert.
    Â»Hat es funktioniert?«
    Â»Nein.«
    Otto Siebert klopfte an und trat ein, ohne dass sein Sohn die Gelegenheit gehabt hätte, ihn hereinzubitten.
    Die beiden Polizeibeamten folgten ihm.
    Sie betraten ein rundes Zimmer mit Fenstern, die zu allen Seiten zeigten. Die Läden waren allesamt geschlossen. Das einzige Licht im Raum bestand aus den Sonnenstrahlen, die durch die Ritze hereinfielen. Das genügte, um alles sehen zu können.
    Ein Bett stand gegenüber der Tür. Darin lag ein Mann, von dem nur das Gesicht zu sehen war. Erst als sie auf ihn zutraten, erkannten sie, dass er mit beiden Händen die Decke bis ans Kinn hochzog. Sein Gesicht war so weiß wie das Laken, seine Haare pechschwarz. Seine Augen rotgerändert, die Wangen eingefallen, die Lippen fahl.
    Schnur hätte schwören können, dass er ihn vor wenigen Minuten am Fenster gesehen hatte.
    Plötzlich ertönte ein leises Rumoren. Moritz Siebert hielt sich die Hand vor den Mund, als er zu sprechen begann: »Entschuldigen Sie, mir ist übel. Es riecht hier plötzlich so schlecht, dass ich mich gleich übergeben muss.«
    Â»Wir wollen Sie auch nicht lange stören«, sprach Esther. »Können Sie sich noch an das Ereignis vor fünfzehn Jahren erinnern …«
    Â»Ich glaub, ich muss kotzen«, fiel ihr Moritz Siebert ins Wort. Sein Gesicht wurde noch blasser – fast durchsichtig.
    Â»Sie wurden vor fünfzehn Jahren …«, versuchte es nun Schnur.
    Â»Natürlich erinnere ich mich!«
    Wieder war ein unangenehmes Rumoren zu hören. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dass ich Sie vollkotze, dann können Sie hier bleiben.«
    Â»Haben Sie den Mann, der Sie damals entführt hat, seitdem wieder gesehen?«
    Eine Weile herrschte Schweigen. Die Temperaturen in dem Raum schienen zu sinken.
    Moritz Siebert starrte zur Decke, während er sprach: »Ich sehe, wie Gehirnmasse durch den Raum spritzt und mich besudelt.«
    Esther schaute betroffen auf ihren Vorgesetzten.
    Â»Ãœberall diese graue Masse, an den Wänden, an der Decke – in meinem Gesicht.« Moritz Siebert schüttelte sich.
    Â»Aber da war noch ein dritter Mann. Der wurde nicht verletzt«, bluffte Schnur, um etwas zu erfahren.
    Â»Drei tote Männer«, krächzte der Mann zwischen seinen Laken. »Deshalb soviel Hirnmasse?«
    Â»Einer blieb am Leben«, korrigierte Schnur.
    Â»Kann man ohne Hirnmasse leben?«
    Wieder herrschte betretenes Schweigen.
    Â»Wir dachten, Sie könnten sich vielleicht an etwas erinnern.« Schnur resignierte.
    Â»Kehren die Toten zurück?«
    Nun kam ein unmissverständliches Würgen aus seinem Hals.
    Hastig stürzten die beiden Polizeibeamten aus dem düsteren Zimmer.

Kapitel 11
    Es war stockdunkel, als Steiner zusammen mit dem Hund das Haus verließ.
    Hinter seinem Jeep versteckte sich jemand!
    Sofort nahm Steiner seine 9

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